Die Bundesregierung hat eingegriffen. Mit einem sogenannten "Energie-Entlastungspaket" haben Politikerinnen und Politiker am vergangenen Donnerstag verschiedene Maßnahmen beschlossen, um Autofahrer und Autofahrerinnen wegen der aktuell hohen Spritpreisen zu entlasten. Eine Lösung davon lautete: Bus und Bahn fahren "so billig machen, wie es in Deutschland wahrscheinlich noch nie war", erklärte Grünen-Chefin Ricarda Lang.
Dies solle Autofahrerinnen und Autofahrer dazu bewegen auf den ÖPNV umzusteigen. Die Maßnahme ist vorerst auf drei Monate, also 90 Tage begrenzt. Gerade einmal neun Euro sollen Bus- und Bahnfahrer für ihr Monatsticket zahlen, was der geplanten Aktion den nicht unumstrittenen Namen "9 für 90" einbrachte. Die Bundesregierung geht aktuell davon aus, dass sich die Preise an den Tankstellen in den kommenden Monaten wieder normalisieren, weshalb sie das Billig-Monatsticket vorerst zeitlich begrenzt hatte.
Bayerns Verkehrsminister kritisiert Beschluss als "Schnellschuss"
Als am vergangenen Donnerstag bekannt wurde, dass die Bundesregierung die Preise für das Bus- und Bahnfahren drastisch senken will, war die Freude wohl bei vielen groß. Die örtlichen Verkehrsbetriebe begrüßten die Entscheidung der Bundesregierung, äußerten aber auch Kritik, da viele Fragen zur Umsetzung offen blieben. Diese sollten in der am vergangen Freitag einberufenen Sonder-Verkehrsministerkonferenz geklärt werden.
Doch auch im Anschluss blieb vieles ungeklärt, was Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisierte: "Der Bund hätte vor seinen Beschlüssen wenigstens einmal mit den Menschen reden müssen, die dieses bürokratische Monster vor Ort umsetzen sollen." Er bezeichnete das "9 für 90"-Ticket als "Schnellschuss" und "Lockangebot".
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen erklärte anschließend, es müsse nun mit "allen Beteiligten der Branche und den politischen Akteuren" abgestimmt werden, wie und wann das Ticket eingeführt werden könne.
Ticket soll frühestens ab Anfang Mai verfügbar sein
Bis das Billig-Monatsticket für alle Fahrgäste zur Verfügung steht, bedarf es noch weiterer Abstimmung und diese kosten Zeit. Dennoch wagte Ines Fröhlich, sächsische Staatssekretärin für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, eine vorsichtige Prognose: Sie gehe davon aus, dass das Billig-Monatsticket schon Anfang Mai eingeführt werden könne.
Auf einen konkreten Zeitpunkt wollte sich der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken nicht festlegen. In einer Pressemitteilung hieß es dazu lediglich: "An der zeitnahen Umsetzung des Energie-Entlastungspakets beziehungsweise des Neun-Euro Monatstickets im öffentlichen Personennahverkehr wird mit Hochdruck gearbeitet." Konkreter äußert sich die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV). Sowohl der 1. Mai als auch der 1. Juni kämen als Startdatum in Frage. Die WVV bittet ihre Kundinnen und Kunden ihre Monatsabos nicht zu kündigen und arbeitet derzeit an einer Lösung, die auch Bestandskundinnen und -kunden einschließt.
Anders sieht es bei den Stadtwerken Schweinfurt aus, wie Pressesprecher Dirk Wapki erklärt. Derzeit lägen "keine konkreten Informationen zu der Aktion vor", weshalb Wapki derzeit keine Aussagen treffen könne.
Bezeichnung "9 für 90" Ticket irreführend
Eins steht bereits jetzt fest: Der Name "9 für 90" führt in die Irre, wie auch Maike Schäfer, Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz in der anschließenden Pressekonferenz zugab. Denn Fahrgäste zahlen nicht etwa neun Euro für den Gesamtzeitraum von 90 Tagen, was drei Euro pro Monatsticket entsprechen würde, sondern neun Euro pro Monat. "27 für 90"-Ticket wäre daher zwar die korrekte Bezeichnung, die Bezeichnung "9 für 90" klinge aber besser, erklärte Maike Schäfer.
Weiterer Klärungsbedarf besteht auch im Punkt der Benachteiligung der Personen, die im ländlichen Raum leben und häufig "weit über 60, teilweise sogar 100 Kilometer zur Arbeit" fahren, machte Bayerns Verkehrsminister Bernreiter deutlich. Diesen sei mit dem "9 für 90" Ticket nicht geholfen, denn das Monatsticket umspanne nur den jeweiligen Verkehrsverbund. Pendlerinnen und Pendler müssen somit mehrere Monatstickets kombinieren, um an ihr Ziel zu kommen. Bernreiter forderte eine langfristige Stärkung des ÖPNVs, die nicht nur den Menschen in den Städten zu Gute komme.
Bayerns Verkehrsminister Bernreiter: Aktion muss Online stattfinden
Um das geplante Billig-Monatskarte schnell und mit möglichst wenig Aufwand für die Verkehrsbetriebe umsetzen zu können, sprach sich Bernreiter für ein ausschließliches Online-Angebot aus. Die Umrüstung aller Ticketautomaten sei nur schwer umsetzbar und würde der Dringlichkeit der Maßnahme im Wege stehen. Ein Online-Monatsticket wäre die einfachere Lösung, betone der bayerische Verkehrsminister.
Diesen Vorschlag sehen die Würzburger Verkehrsbetriebe WVV kritisch. Eine reine Online-Lösung sei "schwierig" und eine konkrete Umsetzungsstrategie "derzeit noch offen".
Seltsam und traurig zugleich, dass es für die Einführung eines bezahlbaren ÖPNV erst einen Krieg und unbezahlbare Benzinpreise geben muss.
Und warum um Himmels Willen ist das Ticket auf den jeweiligen Verkehrsverbund begrenzt?! Gibt es keine Pendler, die die Landkreisgrenzen überschreiten?
weil eigentlich gar nicht gewünscht wird, dass in Deutschland einig Autoland die Leute den ÖPNV benutzen, und wer's trotzdem tut, ist selber schuld und sollte darin keinesfalls auch noch bestärkt werden... in der Schweiz z. B., wo die teuren Markenautos bloß gefahren aber nicht hergestellt werden, sieht das ein bisschen anders aus.
Da nutzt mir auch kein Ticket egal mit welchen schönen, richtigen oder falschen Namen nichts.
Da kommt noch mehr auf uns zu.
Wenn Diesel rationiert wird , dann wird nur noch gewerblich Diesel geliefert. Da könnte ganz schnell so manche Tankstelle keinen Diesel im Angebot mehr haben.
Typisch deutsch, typisches Bürokratie-Denken. Einfach mal machen - was soll so schwierig sein ein neues Monatstickets für 9 Euro einzuführen?
Dafür brauchen die Halb-Beamten des ÖPNV also mindestens 5-6 Wochen um das umzusetzen. Absolut unverständlich wieso man so etwas nicht innerhalb von wenigen Tagen umsetzen können sollte.
Jetzt braucht es Entlastung ... im Mai und erst Recht ab ersten Juni fahren viele mit dem Fahrrad wenn sie es jetzt nicht bereits schon tun.
Um von dem fossilen Energiewahn loszukommen braucht es MEHR Wucht und vor allem Mut!!!! also für die nächsten 90 Jahre gibt es jeden Monat ein Monatsticket für 9€.
gibt es das 9-für-90-Ticket dann nur für Leute unter 9 und über 90, die einen eigenen Computer haben und aber dafür noch nie ein ÖPNV-Ticket, es sei denn sie wollen für drei Monate für ihre Jahreskarte 9 Euro im Monat zusätzlich bezahlen... meine Rede seit der Eiszeit, der Vater Staat, der schenkt dir nix...
...sind wir wir mal nicht gleich so total pessimistisch, schließlich ist doch zumindest die WVV bemüht - Zitat: "Die WVV bittet ihre Kundinnen und Kunden ihre Monatsabos nicht zu kündigen und arbeitet derzeit an einer Lösung, die auch Bestandskundinnen und -kunden einschließt."
Könnte ja jetzt ein Kniebohrer sein und mich nicht angesprochen fühlen als langjähriger Kunde mit J a h r e s a b o und mtl. Abbuchung (dessen Preis erst kürzlich, wie fast jedes Jahr, erhöht wurde)
Aber ernstlich komme ich doch immer noch preisgünstiger und vor allem umweltfreundlicher an meine Ziele als mit eigenem Fahrzeug. Habe auch den Vorteil, in der Stadt zu wohnen und (nicht mehr) pendeln zu müssen.
Daher würde ich eine irgendwie gestaltete Umsetzung dieser Preisermäßigung, auch für Pendler die von außerhalb mit dem Bus kommen, sehr begrüßen!
MfG
mein Vater sagt immer "wenn wirs nur schon hätten" und was mich angeht war mir auch bei der "Riester-Rente" von vorneherein klar, dass davon nur die "Finanzdienstleister" profitieren würden. Meine Ahnung in diesem Fall ist, nächstes Jahr dürfte es heißen, die Bundesregierung habe doch umpfzehn Milliarden zur Verfügung gestellt, aber irgendwie sei kaum etwas abgerufen worden. Ich bin ja mal soooo gespannt...
...und Cappuccino trinken (Tee ist nicht so meins) - auch 'ne alte Weisheit