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Kreis Schweinfurt
Plan des Landkreises: Bessere Busverbindung mit weniger Linien
Die große Reform des Öffentlichen Nahverkehrs für 2024 nimmt Konturen an. Wie der Landkreis die Zahl der Buslinien halbieren und dennoch jedes einzelne Dorf anbinden will.
Der Busverkehr im Landkreis Schweinfurt wird umorganisiert. Es wird ab Sommer 2024 weniger Linien geben, dennoch soll jedes Dorf ans Netz angebunden werden. Im Bild ein Bus der Linie 8137 (Schweinfurt-Volkach) in Röthlein, die dann die Nummer 223 bekommen wird.
Foto: Josef Schäfer | Der Busverkehr im Landkreis Schweinfurt wird umorganisiert. Es wird ab Sommer 2024 weniger Linien geben, dennoch soll jedes Dorf ans Netz angebunden werden.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das sich der Landkreis Schweinfurt gesetzt hat: Er will bis Sommer 2024 den Öffentlichen Nahverkehr umbauen. Er soll für die Kundinnen und Kunden verbessert und leistungsfähiger gemacht werden. Jetzt stehen auch die künftigen Linien fest, die der Nahverkehrsbeauftragte Michael Graber dem Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung vorgestellt hat. Letzterer stimmte den bisherigen Plänen einhellig zu. Bereits 2021 hatte der Landkreis das Bezahlsystem von einem Strecken- auf einen Wabentarif umgestellt.

Zahl der Linien wird mehr als halbiert

Beim Umbau des Systems wird die Zahl der Linien mehr als halbiert. Die drei Hauptstrecken werden ab 2024 als Premiumlinien bezeichnet: Arnstein/Werneck/Bergrheinfeld/Schweinfurt (heute: 8134, ab 2024: 230), Bad Königshofen/Stadtlauringen/Üchtelhausen/Schweinfurt (8170 bzw. 210) und Volkach/Gerolzhofen/Grettstadt/Gochsheim/Sennfeld/Schweinfurt (8160 bzw. 220). Daneben gibt es sieben so genannte Hauptlinien. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen in den Angebotszeiten. Die Busse der Premiumlinien fahren von 5 bis 21 Uhr nach Schweinfurt und zwischen 6 und 22 Uhr zurück. Bei den Hauptlinien liegt der Zeitraum zwischen 5 und 19 Uhr bzw. 6 und 20 Uhr. Für alle gilt: An Sams-, Sonn- und Feiertagen sind jeweils vier Fahrtenpaare zwischen 9 und 18 Uhr im Angebot.

Plan des Landkreises: Bessere Busverbindung mit weniger Linien

Auch wenn es nur noch die Hälfte an Linien geben wird, will der Landkreis sein Ziel erreichen, dass alle Dörfer an den Nahverkehr angeschlossen werden. Der Schlüssel dazu ist der so genannte Bedarfsverkehr. In den Ortschaften, die nicht an einer Bus- oder Bahnlinie liegen, kann man einen Bus per Handy-App, Homepage oder Telefon bestellen. Auch bei einem spontanen Entschluss soll er spätestens nach 90 Minuten da sein. Er bringt dann die Menschen innerhalb der drei definierten Bedarfszonen zu ihrem Zielort oder an eine Haltestelle des Linienverkehrs, wo sie dann umsteigen können. Nutzen kann man das Angebot zwischen 5 und 23 Uhr, also dann auch zu Zeiten, in denen die offiziellen Linien ihren Verkehr eingestellt haben.

"Virtuelle Haltestellen" werden eingerichtet

Allerdings gibt es diesen Service nicht vor der Haustür, weil dies laut Graber rechtlich nicht möglich sei. Daher steuert der bestellte (Klein-)Bus so genannte "virtuelle Haltestellen" an, etwa vor dem Rathaus, der Apotheke, dem Supermarkt oder dem Sportheim, um die Fahrgäste aufzunehmen oder aussteigen zu lassen. Im nächsten Jahr soll es einen Testlauf im Raum Gerolzhofen und im nördlichen Landkreis Kitzingen geben. Es gebe weitere Interessenten, sich dem System anzuschließen, sagte Graber mit Blick auf die angrenzenden Landkreise.

Der Nahverkehrsbeauftragte legt große Hoffnungen in das System "Bus auf Bestellung", weil es deutlich bessere Busverbindungen herstelle als bisher. Der neue ÖPNV ab 2024 könnte im günstigsten Fall dazu führen, dass Familien überlegen, auf das Zweit- oder Drittauto völlig zu verzichten. Graber machte auch auf das Ziel aufmerksam, künftig möglichst emissionsfreie Fahrzeuge einzusetzen. "Ein schwieriges Thema", wie er einräumte: "Inhaltlich werden wir uns als Landkreis hauptsächlich mit dem Treibstoff Wasserstoff beschäftigen müssen."

Barrierefreies Ein- und Aussteigen

Um Barrierefreiheit ging es bei der Vorstellung des Nahverkehrskonzept auch. Im Zuge der Reform soll ein Großteil der Haltstellen mit Rampen und erhöhten Bordsteinen umgestaltet werden, damit auch gehandicapte Menschen problemlos in den Bus ein- und aussteigen können. Zuständig sind dafür die jeweiligen Straßenbaulastträger, sprich die Gemeinden, der Landkreis, der Freistaat und der Bund. Stellvertretender Landrat Thomas Vizl (Grüne) zweifelte allerdings an, dass allen Gemeinden bewusst sei, dass sie für den Umbau verantwortlich sind und ihn auch finanzieren müssen.

In diesem Zusammenhang appellierten Vizl und Martina Braum (SPD) an die Stadt, mit dem Umbau des Bahnhofvorplatzes als Busknotenpunkt nicht bis 2030 zu warten. Wie Braum erläuterte, sei es unsinnig, wenn man mit dem Rollstuhl den Bus im Landkreis nutzen, aber am Ziel in Schweinfurt mangels Barrierefreiheit nicht problemlos aussteigen könne. Graber sieht in dieser Frage ebenfalls "Absprachebedarf" mit der Stadt.

Start am 1. August 2024

Wie geht es nun weiter? Im Sommer sollen die Kreisgremien dem Plan endgültig zustimmen, um ihn wie vorgeschrieben im Europäischen Amtsblatt zu veröffentlichen. Dann tritt eine einjährige Pause ein, damit sich Transportunternehmen auf die Ausschreibung der Linien vorbereiten können. Die Ausschreibung folgt dann 2023, um am 1. August 2024 die Reform umzusetzen. An diesem Tag sollen die Stadt Schweinfurt sowie die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge auch dem Verkehrsverbund Mainfranken beitreten. Für die Fahrgäste bedeutet dies: Sie müssen nur noch ein Ticket kaufen, egal wohin sie wollen und welches Transportmittel sie wählen.

 
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  • J. S.
    Lieber Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer,

    Teile der Debatte erwecken bei mir den Eindruck, dass ein wichtiger Aspekt nicht so richtig "rüber" gekommen ist: Die maximal 90 Minuten Wartezeit werden einkalkuliert, wenn man SPONTAN einen Bus auf Bestellung ordert. Wenn man aber weiß, dass man am nächsten Donnerstag einen Arzttermin z.B. in Werneck hat oder die beste Freundin zum Geburtstag besuchen will und um 9 Uhr losfahren muss, um den Termin zu erreichen oder die Verabredung einzuhalten, dann soll der Bus auch pünktlich um 9 Uhr an der virtuellen Haltestelle stehen. Pendler sollen sogar ganze Zeiten-Reihen (z.B. bei Schichtarbeit) vorab buchen können. So sieht es zumindest der Plan des Nahverkehrskonzepts vor.

    Mit besten Grüßen
    Josef Schäfer, Redakteur
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  • I. E.
    Die Idee mit dem Rufbus hört sich gut an - aber ist in der Praxis meiner Meinung nach unrealistisch!
    Wenn ich weiß, dass jede Stunde immer um X:37 der Bus an der Haltestelle steht, richte ich mich ganz automatisch darauf ein - das ist vielfach belegt.
    Aber wenn ich weiß: ich muss oder will daundda hin - und muss mir einen „Rufbus“ bestellen, der nach „spätestens 90 Minuten“ an der virtuellen Haltestelle ist - das klingt für mich einfach zu kompliziert und unrealistisch, zumal 90 Minuten bei einem angestrebten Stundentakt zu lange ist!
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  • I. E.
    Ich hab mir gerade mal die oben abgedruckte Karte näher angeschaut - und war erst mal so richtig geschockt:
    1) es gibt künftig in die komplette Marktgemeinde Oberschwarzach keinen regulären Linienverkehr mehr, diese Gemeinde wird komplett vom regelmäßigen und linien-bedienten ÖPNV abgeschnitten,
    2) für Kolitzheim würde dieser Plan bedeuten: Kein regulärer Linienverkehr mehr in Gernach, Herlheim, Oberspiesheim und auch nicht in Unterspiesheim, dem mit Abstand größten Gemeindeteil von Kolitzheim.
    Nicht viel besser sieht's im Westen des Landkreises aus - es gibt die eine Linie nach Wasserlosen - und die eine Linie Bergrheinfeld-Werneck-Arnstein
    Der Rest des Landkreises hat KEINE reguläre Linienanbindung mehr.
    Tut mir leid - aber SO gewinnt man keinen Blumentop - und neue Kunden erst recht nicht!
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  • I. E.
    ups - sorry: Heißt natürlich nicht: "Der Rest des Landkreises", sondern "der Rest des WESTLICHEN Landkreises"
    Zumindest im südlichen Landkreis ließe sich das Problem recht einfach lösen, durch eine Linie:
    Bergrheinfeld - Grafenrheinfeld - Röthlein - Heidenfeld - Gernach - Unterspiesheim - Oberspiesheim - Herlheim - Brünnstadt - Gerolzhofen - und dann weiter in die Gemeinde Oberschwarzach: Wiebelsberg - Mutzenroth - Oberschwarzach - Handthal - Oberschwarzach - Breitbach - Schönaich - Siegendorf
    Klar wäre diese Linie nicht der Mega-Bringer, aber wenn ich wirklich einen flächendeckenen ÖPNV anbieten will, ist das nicht zum Nulltarif zu haben!

    Finanzieren
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  • H. T.
    .... klingt gut und zukuftsorientiert dieses Konzept . grinsen

    Beachte:

    Nur wenn der Bus an die Kirche eines Ortes od. an die oben genannten virtuellen Haltestellen bestellt werden kann, werden nicht mehr Leute auf das Auto verzichten. Das Parken muß in den großen Zielorten Geld kosten ... viel mehr Geld als es heute der Fall ist und dieses Geld muß in die Busse fließen damit diese günstigst für ÖPNV-Kunden und dazu öfter fahren.

    Gleichzeitig ist es Zeitverschwendung wenn ich von Egenhausen nach Werneck zum einkaufen will ..... der Einkauf dauert 20 min und ich dann max 75 min - über eine Stunde- überbrücken muß. Wo ist da der Anreiz auf´s Auto zu verzichten???
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  • F. W.
    Wer das Parken verteuert. wird Einkaufsmuffel ernten. Ich selber wäre nicht in der Lage mit 2 Tüten raus zu fahren. Ich wäre total fertig und durchgeschwitzt zu Hause. Zudem kann ich dann nicht alles mitnehmen, was ich brauche.

    Ich werde immer auf Parkplätze angewiesen sein. bei den aktuellen Spritpreisen macht es kaum Spass. Aber ich bin heute mit 5,2l /100km gute 160km gefahren. Auch die jetzt schon teuren Buspreise werden angesichts des Ölpreis nachziehen müssen.

    Mich interessiert jetzt nur eines: wie weit werden Versandkosten steigen und Logistiker noch überleben können. Denn das wird in den nächsten 3 Monaten ein spannendes Kapitel.

    Wenn die Ampel jetzt nicht ne Vollbremsung reinhaut, dass Benzin/Diesel unter 2,00 und Heizöl unter 1 Euro fällt.. haben wir noch ganz andere Sorgen.
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  • O. S.
    Typisch widdi: immer nur an den eigenen Vorteil denken.
    Bei diesen horrenten Kraftstoffpreisen wäre vielleicht jetzt eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn doch sehr vorteilhaft. Die 1000 Pers.Km -Linie würde mit Sicherheit um ein Vielfaches übertroffen werden. Pendler, die täglich von Schweinfurt nach Kitzingen oder umgekehrt berufsbedingt pendeln, würden allein für Fahrtkosten im Monat ca. 350 bis 400€ aufbringen müssen.
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  • I. E.
    Kann ich so zu 100% unterschreiben, dem ist wirklich nichts hinzuzufügen!
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  • F. W.
    wo ist mein Vorteil? niemand hat n Vorteil.

    die Preise steifen, die Bahn kostet eher noch die Buslinie 8160.

    zudem müsste diese auch wirtschaftlich fahren. mit 100 Pendlern unmöglich .

    es langweikt allmählich die Ignoranz von Fakten. Die Bahn wird nie nach KT fahren können, geschweigexdenn genug Fahrgäste finden. das sagen die beiden aktuellen Gutachten wunderbar
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  • O. S.
    widdi: welche beiden (evtl. manipulierten) Gutachten?
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