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Würzburg
Milliardenprojekt Ausbau: Bayerns Wissenschaftsminister über die Uniklinik Würzburg als "Barbara-Stamm-Vermächtnis"
Der Ausbau der Würzburger Uniklinik: ein Mega-Vorhaben. CSU-Minister Markus Blume erklärt, ob die Neubauten sicher kommen, Schulden nötig sind – und warum umgeplant wurde.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume, hier beim Redaktionsgespräch, ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der bayerischen Uniklinika.
Foto: Patty Varasano | Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume, hier beim Redaktionsgespräch, ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der bayerischen Uniklinika.
Achim Muth
,  Andreas Jungbauer
 und  Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 12.04.2025 02:32 Uhr

Der Neubau der Kopfkliniken und eines Zentrums Frauen-Mutter-Kind ist für die Würzburger Uniklinik ein gewaltiges Unterfangen. Als bayerischer Wissenschaftsminister und Aufsichtsratsvorsitzender der Universitätskliniken im Freistaat steht Markus Blume (CSU) hinter dem Ausbau. Doch wie wird dieser finanziert und wann beginnt er tatsächlich?

Im Interview spricht der zuständige Minister über Investitionen, neuen Schulden – und die Geschwindigkeit bei Planung und Bau.

Frage: Herr Blume, Sie waren gerade an den Koalitionsverhandlungen in Berlin beteiligt. Konnten Sie genug für Wissenschaft und Forschung herausholen?

Markus Blume: Wir haben echten Aufholbedarf in Deutschland, wenn wir bei der Neuverteilung von Wohlstand und Macht in der Welt dabei sein wollen. Da sind wir uns als Union mit der SPD sehr einig: Investitionen in die Wissenschaft sind Investitionen in die Zukunft. Wer nicht investiert, verliert. Die Hightech Agenda für Deutschland wird eines der ganz wichtigen Projekte der künftigen Bundesregierung werden, das Markus Söder im Sondierungspapier verankern konnte.

Dafür braucht es Geld, auch durch neue Schulden. Das war vor der Wahl in dieser Deutlichkeit auch von Ihnen nicht zu hören…

Blume: Ich bin nicht danach gefragt worden (lacht). Aber natürlich: Wir müssen in der Wissenschaft immer in Vorleistung gehen, wenn wir am Ende exzellente Ergebnisse haben wollen. Die Rendite bei Investitionen in Forschung und Innovation ist groß! Wir erleben weltweit ein neues Wettrüsten – nicht nur militärisch, sondern auch technologisch und wirtschaftlich. Da braucht es dringend die notwendigen Investitionen. Sonst werden wir am Ende abgehängt von anderen Regionen der Welt.

Sie haben von Bayern aus immer wieder mehr Engagement für Wissenschaft und Forschung auf Bundesebene angemahnt. Wäre doch was für einen Bundesminister Markus Blume, oder?

Blume: Netter Versuch…. Wie heißt es so schön: Mein Platz ist in Bayern.

Als mögliche Wissenschaftsministerin im Bund wird auch Ihre Kollegin Dorothee Bär gehandelt. Wäre sie eine Alternative?

Blume: Dorothee Bär ist eine der ganz starken Persönlichkeiten der CSU in Berlin. Aktuell geht es allerdings um die Inhalte. Über das Personal wird am Ende – wenn alles unter Dach und Fach ist – Markus Söder als Parteivorsitzender befinden.

Eine gigantische Verschuldung des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur: Könnte auch das Uniklinikum Würzburg davon profitieren? Der Ausbau ist ein Milliardenprojekt.

Blume: Die Entscheidung des Bundestages, ein Sondervermögen für die Infrastruktur in Deutschland zu schaffen, ist richtig. Das wird uns helfen, den dringend notwendigen Investitionsbedarf – gerade in den Ländern – zu schultern.

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume denkt über eine eigene Baugesellschaft nach, um Planung und Ausführung der Uniklinik-Neubauten zu beschleunigen.
Foto: Patty Varasano | Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume denkt über eine eigene Baugesellschaft nach, um Planung und Ausführung der Uniklinik-Neubauten zu beschleunigen.
Wird aus diesem Sondervermögen der Ausbau der Unikliniken in Würzburg, Augsburg und Großhadern mit mehr als zehn Milliarden Euro bestritten?

Blume: Eine solche Dimension wäre in normalen Haushalten kaum abbildbar. Deshalb kann das Sondervermögen Infrastruktur hier ein möglicher Baustein sein.

Wo steht der Ausbau der Uniklinik Würzburg aktuell?

Blume: Der Ausbau des UKW kommt – das ist unverrückbar. Wir sind gerade in die nächste Planungsphase eingetreten. Vieles hat sich gleichzeitig seit der letzten zeitlichen Prognose vor fünf Jahren massiv verändert: Ukraine-Krieg, Energiekrise, Künstliche Intelligenz – daraus ergeben sich teils völlig neue Anforderungen an unsere Infrastruktureinrichtungen in Deutschland. Das betrifft auch das Uniklinikum Würzburg als Supra-Maximalversorger für eine ganze Region.

"Der Ausbau des UKW kommt – das ist unverrückbar."
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU)
Das heißt, Sie mussten umplanen?

Blume: Wir haben entschieden, dass die Energieversorgung des Uniklinikums Würzburg auf vollständig regenerativ umgestellt wird, unter anderem mit Geothermie. Ursprünglich sollte der Neubau mit Erdgas betrieben werden. Im Zuge des Ukraine-Kriegs sind aber die Betriebskosten am Uniklinikum um einen zweistelligen Millionenbetrag explodiert. Da heißt es handeln, schließlich bauen wir ein Krankenhaus des 21. Jahrhunderts. Wir müssen auf Nachhaltigkeit ebenso achten wie auf Resilienz und Souveränität.

Aber erklärt dies einen Zeitverzug von fünf Jahren? Eigentlich sollten die Bagger dieses Jahr anrollen. Jetzt ist die Rede von einer Inbetriebnahme 2036.

Blume: Im Zuge der Planungen – und das ist auch völlig normal – hat sich im Detail gezeigt, wie anspruchsvoll die Geländesituation auf dem Neubauareal nördlich der bestehenden Klinik ist. Es muss eine Million Kubikmeter Erdreich abgetragen werden. Da geht es um An- und Abtransport, eine aufwändige Baustellenlogistik und immer neue Anforderungen während einer Planung.

Wann sind also nun Baubeginn und Inbetriebnahme?

Blume: Das hängt davon ab, wann die Planungen abgeschlossen sind. Aktuell beschäftigen wir uns noch mit der Frage, wie weit es auch Anforderungen des Zivilschutzes gibt. Da sieht die Welt heute leider anders aus als noch vor vier Jahren. Auf gut Deutsch: Wären wir mit Blick auf die kritische Infrastruktur für einen Verteidigungsfall ausreichend gut vorbereitet? Ich sage deutlich: Das Uniklinikum Würzburg ist eine absolut kritische, also unverzichtbare Infrastruktur im Bereich der Gesundheitsversorgung.

Aber ergibt sich der Zeitverzug nur wegen der Planungen oder fehlt schlicht das Geld?

Blume: Geschwindigkeit ist entscheidend: Wer schneller baut, baut günstiger. Wir müssen uns deshalb von Verfahren und Regularien des staatlichen Bauens ein Stück weit freimachen. Wir prüfen gerade sehr intensiv die Errichtung einer eigenen Baugesellschaft und wollen hier mit den Uniklinika beginnen. Sie sind die anspruchsvollsten, aufwändigsten und kostspieligsten Bauvorhaben des Freistaats – aber eben keine Kür, sondern Pflicht.

Die Baugesellschaft wäre eine Privatgesellschaft, die bauen und an den Freistaat vermieten würde?

Blume: Nein, es wäre eine staatliche Gesellschaft, die allerdings agiert wie eine private Baugesellschaft: schnell, agil und effizient. Sie könnte sich am Markt wettbewerbsfähig aufstellen und sich freimachen von Verfahren, die uns im staatlichen Hochbau heute blockieren.

Sie haben eine solche Baugesellschaft schon länger ins Spiel gebracht, wann kommt eine Entscheidung?

Blume: Definitiv noch in diesem Jahr. Wir würden damit in eine neue Welt des Bauens im Freistaat eintreten, deshalb muss das nach allen Richtungen ordentlich abgeklopft werden.

"Wir würden damit in eine neue Welt des Bauens im Freistaat eintreten."
Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) über eine staatliche Baugesellschaft
Ihr Koalitionspartner will einen anderen Weg gehen: Die Freien Wähler zweifeln, ob jede Uniklinik das maximale Angebot für die Patienten vorhalten muss. Also abspecken, dann wird’s billiger.

Blume: Ich kann niemandem dazu raten, bei der Spitzenmedizin abzuspecken. Universitätsklinika sind mehr denn je das Rückgrat der medizinischen Versorgung im Land. Das müssen wir stärken. Wir müssen in Forschung, Ausbildung und Versorgung investieren – alles andere wäre sparen am falschen Platz. Deshalb wird’s mit mir keine Abstriche bei den Planungen der Uniklinika geben.

Also Würzburg behält das Komplettangebot für Patientinnen und Patienten aus einem riesigen Einzugsbereich?

Blume: Das UKW ist und bleibt der Supra-Maximalversorger für Würzburg und die ganze Region. Die Bedeutung wird in Zukunft eher noch zunehmen!

Für die Neubauten der Uniklinik ist allein der erste Bauabschnitt samt Erschließung ein Milliardenprojekt. Wann gibt es auch finanziell grünes Licht?

Blume: Erfreulich ist: Nach Jahren der Baupreissteigerung wird es wieder günstiger. Ziel ist, jetzt möglichst schnell in den Haushaltsausschuss des Landtags zu kommen. Wenn alles gut läuft, dann gibt's dort alsbald das "Go". Wir setzen auf maximale Beschleunigung, neue Möglichkeiten durch die Baugesellschaft und maximalen Rückenwind, auch mit dem Sondervermögen. Das Würzburger Uniklinikum ist das Barbara Stamm-Vermächtnis – vielleicht sollte das erweiterte UKW ihren Namen tragen! Fest steht: Ihr Vermächtnis ist uns ein echtes Anliegen. Wir tragen es in die Zukunft!

 
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Kommentare
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  • Kerstin Celina
    Das Problem, das Markus Blume hier nicht nennt, ist: die Bayerische Staatsregierung hinkt ihrem eigenen(!) Zeitplan hinterher und nimmt damit in Kauf, dass die eh schon sehr komplexe Baumaßnahme verzögert und verteuert wird. Auch die medizinische Versorgung würde phasenweise wahrscheinlich schlechter, weil z. B. Ausweichbauten nicht bezogen werden können, moderne medizinische Geräte nicht genutzt werden können, weil das Gebäude, in dem sie stehen sollen, noch gar nicht steht etc . Es war vorgesehen, dass der Haushaltsausschuss des Landtags 2024 die Baumaßnahme freigibt, bislang hat das Ministerium aber noch keine Beschlussvorlage geliefert, keine nachvollziehbare Begründung dafür ("noch nicht beschlussreif" ist recht vage) und hat sich auch in der Debatte im Landtag am 13.3. nicht konkret geäußert. Kurzfristig spart das Ministerium/ die Söder-Aiwanger Regierung so Geld, langfristig zahlen wir alle drauf.
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  • Johannes Metzger
    Das sind wir von der CSU und vor allem ihrem obersten Populisten ja gewohnt. Große Klappe (meist am Bratwurststand) und dann kommt lange nichts.
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  • Martin Deeg
    Was für ein Blender! Parteipolitische Hybris ist das letzte, was dieses Land und seine Bürger braucht.

    Die CSU lebt in der Vergangenheit und verspielt die Zukunft.

    Weswegen wurde die Ampel nochmal von Söder und Co. so verdammt….? An Geld scheint es nun nicht mehr zu fehlen: für CSU-Projekte.
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  • Michael Riedner
    Typisches Politikerversagen mit vorschnellen Versprechungen, das sich nun wieder rächt, weil die vorgegebenen Ziele nicht schaffbar waren. Solche Leute sollten vielleicht richtig arbeiten gehen.
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