An der Tankstelle ist es deutlich zu sehen, mittlerweile machen sich die Preissteigerungen auch an der Supermarktkasse bemerkbar. Einige Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen im Preis gestiegen, vor allem durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Welche Produktgruppen betroffen sind - und warum die heimische Landwirtschaft das kaum abfangen kann.
Welche Lebensmittel werden teurer?
Getreide und damit Mehl und Mehlprodukte, Braugerste und letztendlich dadurch beispielsweise Bier, außerdem Pflanzenöl und Fleisch. Das bestätigen auch unterschiedliche Stimmen aus dem Lebensmittelhandel und der Landwirtschaft in der Region.
Was sind die Gründe für teurere Getreideprodukte?
"Getreide wird derzeit überhaupt nicht notiert", sagt Joachim Rüdinger, Geschäftsführer der Produktenbörse Würzburg. Die Produktenbörse ist ein Verein des Agrarhandels, der wöchentlich regional Preise notiert, hauptsächlich für Getreideprodukte. Der Einzugsbereich geht von Aschaffenburg bis Bayreuth und in den Kitzinger Raum. Seit etwa drei Wochen finde beispielsweise bei Weizen und Roggen überhaupt kein marktrelevanter Handel statt. "Weil man nicht weiß, wo sich die Preise hinbewegen", sagt Rüdinger.
Thomas Zehnter von der Erzeugergemeinschaft Mainkorn mit Sitz in Würzburg sieht die Börse als Treiber beim Getreidepreis: "Die Spekulationen gehen bereits los: Was kann die Ukraine noch liefern? Können sie ansäen oder nicht? Wer kann die Ernte überhaupt übernehmen?" Noch gehe der Preis bei Getreideprodukten aber nicht von der Landwirtschaft oder dem Rohstoff Getreide aus: "In einem Brötchen haben wir derzeit 1,5 Cent Getreidepreis drin. Egal, wie hoch der Preis jetzt steigt: Ein Aufschlag an der Ladentheke über den Weizenpreis ist derzeit nicht gerechtfertigt", sagt er. Die Gründe seien vielmehr gestiegene Energie- und Lohnkosten.
Herbert Siedler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF-KW) sieht die Situation im Weizen-Exportgebiet Unterfranken ähnlich. Der größte Teil des Weizens aus der hiesigen Landwirtschaft sei schon verkauft, Preissteigerungen hingen eher mit den Verarbeitungskosten der Getreideprodukte zusammen. Die Situation ab Juli gestalte sich gravierender: Dann werde die nächste Ernte gehandelt, für die jetzt schon bedeutend höhere Preise notiert werden.
Warum wird Pflanzenöl teurer?
Beim Öl sehe die Situation etwas anders aus, sagt Zehnter von Mainkorn: "Die Ukraine liefert 50 Prozent vom Sonnenblumenöl auf dem Weltmarkt", sagt er. Laut AELF-KW hat die Ukraine im laufenden Wirtschaftsjahr bislang rund eine Million Tonnen Sonnenblumenöl nach Deutschland geliefert, angekündigt waren 1,5 Millionen Tonnen. "Die verbleibenden 500.000 Tonnen werden nicht zu uns kommen", so Siedler. Ersatzlieferungen aus anderen Ländern seien nicht möglich, sodass Sonnenblumenöl jetzt schon eine Mangelware im Handel darstelle.
Und auch Rapsöl wird teurer: Die Produktenbörse Würzburg notierte im März 2021 für eine Tonne Raps beispielsweise 460 Euro, derzeit liegt der Preis bei über 700 Euro. "Das hat weniger mit der Ukraine zu tun als mit den stark gestiegenen Logistikpreisen", sagt Rüdinger. Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) stammten 2020 knapp 40 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Rapssaaten aus der heimischen Landwirtschaft. Importe aus der Ukraine machen nur etwa zehn Prozent aus, ein Großteil kommt aus EU-Ländern. Rüdinger zufolge fehlten Laster und Schiffe für den Transport. Nun kämen noch die steigenden Treibstoffkosten dazu.
Und warum steigt der Preis beim Fleisch?
Auch Futtermittel für die heimische Veredelung seien in den letzten Wochen sehr stark im Preis angestiegen, erklärt Herbert Siedler vom AELF-KW. Die Ukraine sei bei der Versorgung mit gentechnikfreien Sojabohnen von besonderer Bedeutung. In der Schweinehaltung werde viel gentechnikfreier Sojaschrot verfüttert, sagt Thomas Zehnter von Mainkorn.
"Beim Geflügel- oder Schweinefleisch machen die Futterkosten 70 bis 80 Prozent der Produktionskosten aus. Wir haben jetzt schon 30 Prozent mehr Produktionskosten im Futter wie vor einem Vierteljahr", sagt Zehnter. Dabei sei die Schweinemast schon vor dem Ukraine-Krieg preislich für Landwirtinnen und Landwirte nicht mehr rentabel gewesen. Jetzt müsste der Preis für das Fleisch deutlich steigen, weil Schweinemastbetriebe sonst den Betrieb einstellen würden.
Könnten manche Produkte jetzt dauerhaft aus den Regalen verschwinden?
"Die Nahrungsmittelknappheit werden ärmere Länder bekommen, so hart und traurig das ist", sagt Zehnter. Die Produktion in Deutschland sei stabil genug, um Importlücken auszugleichen. Für ihn steht fest: "Es wird mit Sicherheit keine Verknappung geben. Nur die ganz billigen Nahrungsmittel werden verschwinden." Das sei seiner Meinung nach auch eine Chance für ein Umdenken bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, wieder mehr regional einzukaufen. Knapp werden Güter für die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten nicht, sagt auch Rüdinger von der Produktenbörse. "Die Befürchtung der Knappheit löst diese Preissprünge an der Börse mit aus."
Eine Unterversorgung kann sich auch Stefanie Schmitt, Unternehmenssprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen, bei keinem Produkt vorstellen. Ein Großteil der im Lebensmittelhandel verkauften Produkte stamme aus der EU und aus Deutschland. Supermärkte hätten gegenüber Discountern noch den Vorteil des oft größeren Sortiments: "Sollte ein Artikel vergriffen sein, gibt es genügend Alternativen anderer Marken oder Hersteller. Insofern bleiben unsere Regale gefüllt", so Schmitt.
Wie kann die unterfränkische Landwirtschaft gegensteuern?
"Wir können jetzt im Frühjahr, wenn die Aussaat ansteht, nicht mehr reagieren", sagt Thomas Zehnter von Mainkorn. Die Landwirtschaft arbeite immer im Jahreszyklus; die Saat für das kommende Frühjahr werde schon im Herbst des Vorjahres festgelegt. Dazu kämen Vorgaben aus der Agrarpolitik. "Ein Landwirt muss eine Fruchtfolge einhalten und vier bis fünf verschiedene Saaten anbauen. Nur Getreide oder Sonnenblumen - das geht nicht." Zudem müssten Landwirte und Landwirtinnen die Fruchtbarkeit ihrer Böden erhalten. Zehnter zufolge würden sie daher beispielsweise nie dauerhaft Getreide auf denselben Flächen anbauen, nur weil der Preis gerade hoch ist.
Für 100 ltr Bier werden etwa 20 kg Malz benötigt, das waren 10-12 Euro.
Der Rohstoff Gerste macht am Kasten Bier somit 1,20 Euro aus.
Bei 50% Preissteigerung werden das nicht mal 2,- Euro.
Für Werbung geben viele Brauereien mehr Geld aus.
Viele Landwirte haben auch schon einen Teil ihrer Raps- und Weizenernte 2022 schon im Herbst bei der Aussaat zur Absicherung verkauft, da die Preise damals schon besser waren als in den Vorjahren.
Die verknappen künstlich den Markt, indem sie Waren einkaufen und horten, in der Hoffnung, dass sie die in ein paar Wochen deutlich teurer verkaufen können. Ob es jetzt Masken sind, Getreide, Gas, oder auch Öl...
Die Weizenpreise haben die bisherigen Höchstpreise von 2008 überschritten!
Nach 14 Jahren wurden wieder mal die alten Preise erreicht !
Beispiel aus der Automobilbranche:
Der BMW 118d hatte 2008 einen Listengrundpreis von 24.500 Euro.
Heute liegt der bei 36.600 Euro.
Sicher ist heute die Ausstattung etwas hochwertiger,aber.....
BMW hat ja auch im letzten Geschäftsjahr seine Gewinn verdoppelt.