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Würzburg
Folgen des Ukraine-Kriegs in Unterfranken: Welche Lebensmittel langfristig teurer werden
Sonnenblumenöl und Mehl sind derzeit in vielen Supermärkten Mangelware. Warum die Regale trotzdem nicht dauerhaft leer bleiben und bei welchen Produkten die Preise noch kräftig anziehen.
Nicht nur an der Tankstelle, auch an der Supermarktkasse machen sich die Preissteigerungen bemerkbar.
Foto: SymbolJens Kalaene, dpa | Nicht nur an der Tankstelle, auch an der Supermarktkasse machen sich die Preissteigerungen bemerkbar.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:03 Uhr

An der Tankstelle ist es deutlich zu sehen, mittlerweile machen sich die Preissteigerungen auch an der Supermarktkasse bemerkbar. Einige Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen im Preis gestiegen, vor allem durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Welche Produktgruppen betroffen sind - und warum die heimische Landwirtschaft das kaum abfangen kann.

Welche Lebensmittel werden teurer?

Getreide und damit Mehl und Mehlprodukte, Braugerste und letztendlich dadurch beispielsweise Bier, außerdem Pflanzenöl und Fleisch. Das bestätigen auch unterschiedliche Stimmen aus dem Lebensmittelhandel und der Landwirtschaft in der Region.

Was sind die Gründe für teurere Getreideprodukte?

"Getreide wird derzeit überhaupt nicht notiert", sagt Joachim Rüdinger, Geschäftsführer der Produktenbörse Würzburg. Die Produktenbörse ist ein Verein des Agrarhandels, der wöchentlich regional Preise notiert, hauptsächlich für Getreideprodukte. Der Einzugsbereich geht von Aschaffenburg bis Bayreuth und in den Kitzinger Raum. Seit etwa drei Wochen finde beispielsweise bei Weizen und Roggen überhaupt kein marktrelevanter Handel statt. "Weil man nicht weiß, wo sich die Preise hinbewegen", sagt Rüdinger.

Thomas Zehnter von der Erzeugergemeinschaft Mainkorn mit Sitz in Würzburg sieht die Börse als Treiber beim Getreidepreis: "Die Spekulationen gehen bereits los: Was kann die Ukraine noch liefern? Können sie ansäen oder nicht? Wer kann die Ernte überhaupt übernehmen?" Noch gehe der Preis bei Getreideprodukten aber nicht von der Landwirtschaft oder dem Rohstoff Getreide aus: "In einem Brötchen haben wir derzeit 1,5 Cent Getreidepreis drin. Egal, wie hoch der Preis jetzt steigt: Ein Aufschlag an der Ladentheke über den Weizenpreis ist derzeit nicht gerechtfertigt", sagt er. Die Gründe seien vielmehr gestiegene Energie- und Lohnkosten.

Herbert Siedler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF-KW) sieht die Situation im Weizen-Exportgebiet Unterfranken ähnlich. Der größte Teil des Weizens aus der hiesigen Landwirtschaft sei schon verkauft, Preissteigerungen hingen eher mit den Verarbeitungskosten der Getreideprodukte zusammen. Die Situation ab Juli gestalte sich gravierender: Dann werde die nächste Ernte gehandelt, für die jetzt schon bedeutend höhere Preise notiert werden.

Warum wird Pflanzenöl teurer?

Beim Öl sehe die Situation etwas anders aus, sagt Zehnter von Mainkorn: "Die Ukraine liefert 50 Prozent vom Sonnenblumenöl auf dem Weltmarkt", sagt er. Laut AELF-KW hat die Ukraine im laufenden Wirtschaftsjahr bislang rund eine Million Tonnen Sonnenblumenöl nach Deutschland geliefert, angekündigt waren 1,5 Millionen Tonnen. "Die verbleibenden 500.000 Tonnen werden nicht zu uns kommen", so Siedler. Ersatzlieferungen aus anderen Ländern seien nicht möglich, sodass Sonnenblumenöl jetzt schon eine Mangelware im Handel darstelle.

Folgen des Ukraine-Kriegs in Unterfranken: Welche Lebensmittel langfristig teurer werden

Und auch Rapsöl wird teurer: Die Produktenbörse Würzburg notierte im März 2021 für eine Tonne Raps beispielsweise 460 Euro, derzeit liegt der Preis bei über 700 Euro. "Das hat weniger mit der Ukraine zu tun als mit den stark gestiegenen Logistikpreisen", sagt Rüdinger. Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) stammten 2020 knapp 40 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Rapssaaten aus der heimischen Landwirtschaft. Importe aus der Ukraine machen nur etwa zehn Prozent aus, ein Großteil kommt aus EU-Ländern. Rüdinger zufolge fehlten Laster und Schiffe für den Transport. Nun kämen noch die steigenden Treibstoffkosten dazu.

Und warum steigt der Preis beim Fleisch?

Auch Futtermittel für die heimische Veredelung seien in den letzten Wochen sehr stark im Preis angestiegen, erklärt Herbert Siedler vom AELF-KW. Die Ukraine sei bei der Versorgung mit gentechnikfreien Sojabohnen von besonderer Bedeutung. In der Schweinehaltung werde viel gentechnikfreier Sojaschrot verfüttert, sagt Thomas Zehnter von Mainkorn.

"Beim Geflügel- oder Schweinefleisch machen die Futterkosten 70 bis 80 Prozent der Produktionskosten aus. Wir haben jetzt schon 30 Prozent mehr Produktionskosten im Futter wie vor einem Vierteljahr", sagt Zehnter. Dabei sei die Schweinemast schon vor dem Ukraine-Krieg preislich für Landwirtinnen und Landwirte nicht mehr rentabel gewesen. Jetzt müsste der Preis für das Fleisch deutlich steigen, weil Schweinemastbetriebe sonst den Betrieb einstellen würden.

Könnten manche Produkte jetzt dauerhaft aus den Regalen verschwinden?

"Die Nahrungsmittelknappheit werden ärmere Länder bekommen, so hart und traurig das ist", sagt Zehnter. Die Produktion in Deutschland sei stabil genug, um Importlücken auszugleichen. Für ihn steht fest: "Es wird mit Sicherheit keine Verknappung geben. Nur die ganz billigen Nahrungsmittel werden verschwinden." Das sei seiner Meinung nach auch eine Chance für ein Umdenken bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, wieder mehr regional einzukaufen. Knapp werden Güter für die hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten nicht, sagt auch Rüdinger von der Produktenbörse. "Die Befürchtung der Knappheit löst diese Preissprünge an der Börse mit aus."

Eine Unterversorgung kann sich auch Stefanie Schmitt, Unternehmenssprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen, bei keinem Produkt vorstellen. Ein Großteil der im Lebensmittelhandel verkauften Produkte stamme aus der EU und aus Deutschland. Supermärkte hätten gegenüber Discountern noch den Vorteil des oft größeren Sortiments: "Sollte ein Artikel vergriffen sein, gibt es genügend Alternativen anderer Marken oder Hersteller. Insofern bleiben unsere Regale gefüllt", so Schmitt.

Wie kann die unterfränkische Landwirtschaft gegensteuern?

"Wir können jetzt im Frühjahr, wenn die Aussaat ansteht, nicht mehr reagieren", sagt Thomas Zehnter von Mainkorn. Die Landwirtschaft arbeite immer im Jahreszyklus; die Saat für das kommende Frühjahr werde schon im Herbst des Vorjahres festgelegt. Dazu kämen Vorgaben aus der Agrarpolitik. "Ein Landwirt muss eine Fruchtfolge einhalten und vier bis fünf verschiedene Saaten anbauen. Nur Getreide oder Sonnenblumen - das geht nicht." Zudem müssten Landwirte und Landwirtinnen die Fruchtbarkeit ihrer Böden erhalten. Zehnter zufolge würden sie daher beispielsweise nie dauerhaft Getreide auf denselben Flächen anbauen, nur weil der Preis gerade hoch ist.

 
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  • juergenmagic@t-online.de
    Für manche Hersteller ist die Ukraine-Krise eine willkommene Gelegenheit, auf den Zug der Preiserhöhungen aufzuspringen. Es ist schon richtig, dass durch den Krieg Lebensmittel und andere Güter knapper werden. Bestes Beispiel ist das Öl. Während in anderen Ländern der Preisanstieg beim Kraftstoff proportional geringer war, haben in Deutschland die Kraftstofffirmen die Krise gleich für satte Preiserhöhungen genutzt. Auf der anderen Seite rächt es sich, dass man vieles aus dem Ausland kauft, weil es da billiger ist. Die EU hat auch dazu beigetragen, indem man z. B. die Bauern in ihrem Anbau begrenzt hat. Wenn ich dann letzte Woche gelesen haben, dass die Tafeln auch teilweise leere Regale haben, macht einen das schon nachdenklich. Hier trifft es wieder mal die Ärmsten, die darauf angewiesen sind. Die Ukraine-Hilfe ist notwendig, aber man darf auch nicht hier die Sozialschwachen vergessen. Das wird in Krisen oft übersehen.
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  • b.werthmann@web.de
    tja, für mich wird bald das ganze Leben zum Luxus. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wie ich Strom bezahlen soll (ich habe sowohl Haushaltsstrom wie auch Heizstrom). Wegen einer beruflichen Fortbildungsmaßnahme muss ich zwischen Karlstadt und Lohr mit dem Auto pendeln. Und wenn auch die Lebensmittelpreise steigen- wie soll ich das mit 630€ bewältigen?
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  • Arcus
    „ Anstelle von Zuckerrüben könnten Blattfrüchte wie Winterraps, Mais, Kartoffel und großkörnige Leguminosen vermehrt infolge des EU-weiten Anwendungsverbots der Neonicotinoidwirkstoffe Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin im Freiland angebaut werden. “ kein Energiereis, sondern Mais für Mehl.
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  • Arcus
    Ich würde mir wünschen, dass die Südzucker einige ihrer Zuckerfabriken zumindest für dieses Jahr stilllegt und den Zuckerrübenbauern empfiehlt Mehlgetreide/Sonnenblumen und andere lebensnotwendige Früchte anzubauen. Zucker in dem Überfluss wie wir ihn jetzt haben, brauchen wir nicht. Er ist gesundheitsschädlich. Gut wäre, wenn sich die Südzucker jetzt endlich mal mit der Ukraine und den hungernden Menschen solidarisch zeigen würde.
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  • pmueller55
    Es ist wie es immer ist, da wird gespart und verschoben. Jeder von den Politikern will seinen Platz in der Geschichte. Das beste Beispiel ist doch die Bundeswehr. Erst wird sie Jahrzehnte lang durch die Merkel Regierung kaputt geschrumpft und dann wenn es knallt wird schnell aus der Hüfte geschossen und geglaubt, Millionen zu bewilligen geht gleichzeitig mit der Beseitigung des Mangels. Man kann doch darauf warten, dass wieder jemand M/W/D aufsteht und wieder anderer Meinung ist. Politiker sind doch alles machthungrige Menschen die über Leichen gehen. Da wird öffentlich getrauert und fünf Minuten später ein Bierfest eröffnet.
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  • letsgo101
    Jetzt wird wieder die Stimmungsmache wegen dem Krieg in der Ukraine als Argument gebracht. Wer jedoch einmal nachliest wird feststellen das der Ölpreis nicht steigt, sondern sogar fällt. Was für Argument hat man dann für den Spritpreis-Anstieg ? Der Mangel an Mehl, aus Getreide, ist selbstgemacht. Wer die Landwirte dermaßen in die Knie zwingt der braucht sich nicht wundern wenn diese kein Getreide mehr anbauen. Momentan wird eher Ackerland für Solarparks verpachtet weil die Stromgewinnung ja Umweltfreundlich werden soll. Auf dem verpachteten Land wächst nichts mehr was man der Ernährungskette zuordnen kann. Jetzt ist der Getreide- und Gaslieferant aus Sanktionszwecken ausgeschlossen. Dann bekommt man die leeren Regale und überteuerte Preise vorgesetzt. Erkennen jetzt vielleicht viele Leute das diese Probleme von der Politik, seit Jahrzehnten, hausgemacht worden sind ? Kaum noch Eigenproduktion bzw. Eigenversorger, von anderen Länder abhängig und jetzt auch noch selbst abgeschnitten !
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  • rasputin32
    "Braugerste wird teuerer, dadurch steigt der Bierpreis......"
    Für 100 ltr Bier werden etwa 20 kg Malz benötigt, das waren 10-12 Euro.
    Der Rohstoff Gerste macht am Kasten Bier somit 1,20 Euro aus.
    Bei 50% Preissteigerung werden das nicht mal 2,- Euro.
    Für Werbung geben viele Brauereien mehr Geld aus.
    Viele Landwirte haben auch schon einen Teil ihrer Raps- und Weizenernte 2022 schon im Herbst bei der Aussaat zur Absicherung verkauft, da die Preise damals schon besser waren als in den Vorjahren.
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  • Hofmannjul
    Die schlimmsten Folgen sind vorallem Tausende Tote und ganze Zerstörte Länder, aber wehe das*********Speisseöö wird teurer
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  • Maryan
    Zahlt lieber etwas mehr, aber legt diesem Menschen das Handwerk! Wir haben Flüchtlinge Mutter/Tochter bei uns aufgenommen, wir dürfen jeden Tag das Leid ihrer Verwandten life mitbekommen, wie es ihnen in Kiew ergeht. Ich wußte was auf uns zukommt, aber dass das so einen unmenschlichen Ausgang nimmt, hätten wir nie für möglich gehalten. Wir sind Rentner, aber trotzdem teilen wir mit unseren Gästen (Flüchtlinge finde ich häßlich), einen Teil unseres Lebensunterhaltes und hoffen ihnen ein wenig beizustehen!
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  • gabcht20581207
    Danke Maryan.
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  • Oreus
    Die Preistreiber in Krisen sind immer Spekulanten:
    Die verknappen künstlich den Markt, indem sie Waren einkaufen und horten, in der Hoffnung, dass sie die in ein paar Wochen deutlich teurer verkaufen können. Ob es jetzt Masken sind, Getreide, Gas, oder auch Öl...
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  • rasputin32
    In den Medien wurde vor einiger Zeit gemeldet:
    Die Weizenpreise haben die bisherigen Höchstpreise von 2008 überschritten!
    Nach 14 Jahren wurden wieder mal die alten Preise erreicht !
    Beispiel aus der Automobilbranche:
    Der BMW 118d hatte 2008 einen Listengrundpreis von 24.500 Euro.
    Heute liegt der bei 36.600 Euro.
    Sicher ist heute die Ausstattung etwas hochwertiger,aber.....
    BMW hat ja auch im letzten Geschäftsjahr seine Gewinn verdoppelt.
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  • Maryan
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Maryan
    Bitte vermeiden Sie den direkten Vergleich mit Hitler.
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