
Was ist los bei der neapolitanischen Pizzeria "480 Grad" an der Juliuspromenade in Würzburg? Seit Wochen ist das Lokal verlassen. Bei Google findet man nur den Verweis "dauerhaft geschlossen" und in den Bewertungen tummeln sich zahlreiche Negativ-Kommentare von verärgerten Gästen, die trotz Reservierungsbestätigung vor verschlossenen Türen standen. Und als wäre das alles nicht genug, spricht der Vermieter des Lokals von dreckigen Zuständen und Mietschäden im fünfstelligen Bereich.
"Meine vorherige 5-Sterne-Bewertung musste ich leider ändern, nachdem auch wir (wie so viele andere hier) trotz Reservierung und Erinnerungsmail vor verschlossenen Türen standen", schreibt eine Google-Nutzerin. Ein anderer schreibt, dass er am Geburtstag seiner Frau vor verschlossenen Türen stand. Auch er habe zuvor eine Bestätigungs-E-Mail für seine Reservierung erhalten.
Gesundheitsamt stellte Mängel bei verschiedenen Punkten fest
Auf der Website des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gibt es einen Eintrag, der mögliche Informationen dazu bereithält. So hatte der Fachbereich für Verbraucherschutz, Veterinärwesen, Lebensmittelüberwachung der Stadt Würzburg am 30. Januar dieses Jahres "Mängel bei der Betriebshygiene, Reinigungsmängel, Mängel bei der Schädlingsbekämpfung, Mängel bei der Personalhygiene und fehlerhafte Allergenkennzeichnung" festgestellt, heißt es in dem Eintrag.

Festgestellt worden war der Verstoß bereits im Dezember vergangenen Jahres. Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg, ob die Mängel Grund für die Schließung des Lokals seien, bestätigt Pressesprecherin Petra Steinbach die Richtigkeit des Eintrages. Sie betont jedoch: "Die Betriebsstätte wurde von Seiten des Betreibers geschlossen."
Mängel nicht Grund für die dauerhafte Schließung des Betriebes
Werden bei einem Gastronomiebetrieb Mängel festgestellt, kann der Betrieb diese innerhalb einer festgelegten Frist beheben. Nach Ablauf dieser erfolge eine Nachkontrolle, so Steinbach. In gravierenden Fällen könne dann auch eine Betriebsschließung angeordnet werden. Dauerhaft sei die Schließung dann aber nicht: "Grundsätzlich besteht immer die Möglichkeit, eine Betriebsstätte wiederzueröffnen, wenn alle Mängel behoben sind", so die Pressesprecherin.
Mehrere Anfragen dieser Redaktion bei den Würzburger Betreibern und dem Zweitstandort in Nürnberg, blieben unbeantwortet.
Was die genauen Gründe für die Schließung des Lokals "480 Grad neapolitanische Pizza & Bar" in Würzburg sind, bleibt offen. Auf einem in dem Fenster des Lokals angebrachten Schild steht lediglich: "Restaurant mit Einrichtung zu verkaufen."
Unter der angegebenen Handynummer meldet sich Bostan Bucak. Er ist der Vermieter des Lokals und richtig sauer. Seit November hätten die Betreiber von "480 Grad neapolitanische Pizza & Bar" die Miete nicht bezahlt. Und es kommt noch dicker: "Die haben Strom und Energie seit der Eröffnung nie umgemeldet und ich sitze jetzt auf einer Nachzahlung von 14.000 Euro", sagt er. Auch spricht er von katastrophalen Gesundheitszuständen in dem Lokal. So habe er beispielsweise verschimmelte Boxen mit Pizzateig auf dem Klo gelagert gefunden und auch in Schränken unter der Theke sei "überall Dreck und Schimmel gewesen".
"Die haben mir einen großen Schaden hinterlassen", sagt Bucak. Dass er die geprellten Mieteinnahmen und die entstandenen Kosten irgendwann von den Betreibern zurückerhält, daran glaubt Bucak nicht mehr. "Ich will die Räume einfach nur noch verkaufen. Ich lebe in Nürnberg. Ich tue mir den Stress nicht mehr an."
ja, wir haben Ende 2022 über die Eröffnung des Lokals berichtet, so wie wir es in vielen Fällen tun, wenn es Entwicklungen im Stadtbild gibt. Denn wir wissen, dass die dynamische Entwicklung der Würzburger Gastro-Szene viele Menschen interessiert. Daraus resultiert die journalistische Relevanz dieses Themenbereichs - kostenlose Werbung ist das nicht. Dass wir auch dann berichten, wenn Missstände bekannt werden und diese öffentlich machen, ist der beste Beweis dafür.
Viele Grüße
Gina Thiel
Ob man die mehr als wohlwollende Berichterstattung vom Dezember 2022 als "Werbung" bezeichnet oder nicht ist insoweit schnurz (Pizza-Bäcker sind keine "privilegierte Quelle") - Tatsache ist, dass durch die journalistische Begleitung von "Entwicklung der Gastro-Szene" eine Art Vorleistung und ein Vertrauensvorschuss geleistet wird: potentielle Kunden werden auf etwas aufmerksam gemacht und ggf. als zahlende Gäste gewonnen.
Richtig ist, dass - anders als in anderen Bereichen - bei Bekanntwerden von Missständen auch über diese berichtet wird. Wäre ja auch nochmal schöner....
Da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Selbst schuld.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/mit-480-grad-gebacken-neapolitanische-pizza-in-der-wuerzburger-juliuspromenade-art-11003761