
Am vergangenen Freitag sorgte ein festhängender Ast an der Alten Mainbrücke in Würzburg für Aufsehen. "Der Stock", wurde über Nacht zum Internet-Phänomen und lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf die Alte Mainbrücke. Der dazugehörige Google-Maps-Eintrag erhielt innerhalb weniger Stunden über 200 Bewertungen, bis er plötzlich gelöscht wurde. Die bei dem Eintrag hinterlegte Nummer warf Fragen auf, denn sie führte zur Deutschen Krebshilfe.
Den Hype um "den Stock" hatte ein Video auf der Internetplattform "Pr0gramm.com" ausgelöst. Die deutsche Website wird vor allem genutzt, um Memes, also Bilder oder Videos mit einer satirischen Botschaft, zu veröffentlichen und darunter zu kommentieren. Ein Nutzer namens "dontjudgeme" hatte dort am Donnerstag das Video von dem im Main schwimmenden Ast veröffentlicht. Danach folgten zahlreiche Bilder, die sich über das "Naturphänomen" lustig machten und der besagte Google-Maps-Eintrag.
Ernste Geschichte hinter dem Hype um den Stock in Würzburg
Doch statt wie sonst bei den Einträgen üblich fanden sich bei "dem Stock" weder Öffnungszeiten noch sonstige Informationen rund um die "neue Würzburger Sehenswürdigkeit". Lediglich eine Telefonnummer war hinterlegt – und die führte ausgerechnet zur Deutschen Krebshilfe.

Auf Nachfrage dieser Redaktion bei dem Betreiber der Website erklärt dieser: "Obwohl die Hype-Aktion rund um den Stock auf unserer Plattform stattfand, waren wir selbst nicht daran beteiligt." Dennoch kann der Betreiber Licht ins Dunkle bringen, was es mit der Telefonnummer auf sich hat und verweist auf Berichterstattungen großer deutscher Medienhäuser aus dem März 2018.
Demnach sei der amerikanische Journalist Brian Krebs damals auf die Plattform aufmerksam geworden, als er zum Thema IT-Sicherheit recherchierte. Er habe dem Gründer der Website vorgeworfen, an der Entwicklung von Schadsoftware beteiligt gewesen zu sein und seinen Namen und Wohnort veröffentlicht. Die Nutzerinnen und Nutzerinnen von Pr0gramm.com seien darüber nicht sehr erfreut gewesen und erstellten zahlreiche Memes und Bilder, in denen Krebs beschimpft und beleidigt wurde.
Zorn über einen veröffentlichten Artikel sorgte für Spenden an die Deutsche Krebshilfe
Einer von ihnen habe jedoch die Aktion einen Schritt weiter bringen und "dem Krebs den Kampf ansagen" wollen. Er habe ein Screenshot seines Spendenbelegs an die Deutsche Krebshilfe hochgeladen. Hunderte Nutzerinnen und Nutzer machten es ihm nach und legten kurzerhand die Website der Deutschen Krebshilfe lahm.
Bis heute findet dazu jedes Jahr im März die "Spiel und Spaß Spendenwoche" auf der Website statt. "Im Laufe der vergangenen Jahre konnten wir bereits beachtliche Spendensummen von über eine Million Euro generieren." Der Betreiber der Website vermutet, dass der Ersteller des Eintrages anlässlich des 1. März erneut die Aufmerksamkeit auf die Deutsche Krebshilfe lenken wollte. Auch für die Deutsche Knochenmark Spende (DKMS) und ein Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospiz hat die Website schon Spenden generiert.
"Der Stock" ist inzwischen außerhalb von Würzburg aufgetaucht
"Der Stock" hingegen war am Freitag den Main abwärts gewandert und in Erlabrunn von Nutzerinnen und Nutzern der Website wiederentdeckt und fotografiert worden. Inzwischen sei "der Stock" laut den Betreibern von Pr0gramm.com "in einer Art Schleuse gelandet und von Nutzern geborgen" worden. "Die Community ist sich noch uneinig, was nun damit passieren soll, da er doch recht groß ist."