Der 24-jährige Somalier, der am 25. Juni in der Würzburger Innenstadt drei Frauen mit einem Messer getötet und mehrere Personen teils lebensgefährlich verletzt hat, soll an diesem Dienstag vom Gefängnis in eine psychiatrische Klinik verlegt werden. Die Ermittlungen gestalten sich indes offenbar weiterhin schleppend. Wie die Generalstaatsanwaltschaft München gegenüber dieser Redaktion erklärte, hat sich der Täter bislang nicht zur Tat geäußert.
Bisher war nach Recherchen dieser Redaktion keine Vernehmung mit dem apathisch wirkenden Somalier in der Justizvollzugsanstalt (JVA) möglich. Auch der Sachverständige, der mit einem Gutachten beauftragt ist und den Geisteszustand und die Schuldfähigkeit des 24-Jährigen prüfen soll, kehrte ein halbes Dutzend mal unverrichteter Dinge aus der Strafanstalt zurück. Selbst mit seinem Anwalt spricht der Somalier nicht: "Er starrt nur schweigend durch die Glasscheibe auf einen imaginären Punkt hinter mir", sagt Pflichtverteidiger Hanjo Schrepfer auf Nachfrage.
Der Haftbefehl des Würzburger Ermittlungsrichters vom Tag nach der Tat ist somit nicht mehr Rechtsgrundlage dafür, dass der Täter festgehalten wird: Er wurde durch einen Unterbringungsbeschluss ersetzt. Die Generalstaatsanwaltschaft wollte sich dazu mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte des Täters auf Anfrage nicht äußern. Aber auf Nachfrage bestätigt Verteidiger Schrepfer diese Information. Er sei Ende vergangener Woche per Fax darüber in Kenntnis gesetzt worden, sagt der Anwalt: "Es zeigt sich immer stärker, dass ich mit der Einschätzung richtig lag: Hinter den fürchterlichen Taten meines Mandanten stecken eher Kennzeichen einer psychische Erkrankung als islamistische Motive."
Der Täter war in Deutschland insgesamt fünf Mal in psychiatrischer Behandlung. Relativ kurz nach der Tat hatten Ermittler und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) allerdings von einem möglichen islamistischen Hintergrund gesprochen: Der Somalier hat laut Zeugen während der Tat "Allahu Akbar" ("Allah ist groß") gerufen und von seinem "Dschihad" ("Heiliger Krieg") gesprochen.
"Gesicherte neue Erkenntnisse, auch zum Tatmotiv, liegen derzeit nicht vor", teilt allerdings die Generalstaatsanwaltschaft auf Anfrage mit. Laut dem Berliner "Tagesspiegel" hat auch das Auslesen der beiden Handys des Täters keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Zeitung beruft sich auf "Sicherheitskreise".
Wie die Islamistenszene auf die Tat reagierte
Unterdessen ist die Resonanz auf die Tat in der Islamistenszene überschaubar. Laut Recherchen der Redaktion hat lediglich ein der Terrororganisation El Kaida nahestehendes Online-Medium Anfang Juli die Tat begrüßt und zur Nachahmung aufgerufen.
Der "Tagesspiegel" berichtet von einem Sympathisanten der somalischen Terrormiliz al-Shabaab, der die Tat in einem Internet-Beitrag gelobt haben soll. Im Januar hatte ein ehemaliger Mitbewohner des Somaliers bei der Polizei Dresden ausgesagt, er habe ein Telefonat mitgehört, in dem der Täter erzählt habe, er habe als Kind für al-Shabaab getötet. Der Zeuge wurde nun erneut befragt, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilt. Die Ermittlungen dazu laufen noch.
Ergebnis der Blutprobe fehlt noch immer
Offen bleibt weiter auch die Frage, in welchem Zustand sich der Somalier zum Zeitpunkt der Tat befand. Aus der Vergangenheit sind Alkohol- und Drogenmissbrauch bekannt. Nach seiner Festnahme hinterließ er einen wirren Eindruck und war kaum ansprechbar. Noch am Tatabend wurde dem Täter eine Blutprobe entnommen. Ob er aber tatsächlich unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand, kann die Generalstaatsanwaltschaft nicht beantworten: Das Ergebnis der Blutprobe liegt nach mehr als drei Wochen noch nicht vor.