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Würzburg
Menschenmassen am Mainkai Würzburg:  Fingerspitzengefühl statt Anzeigen?
Was können Polizei und Ordnungsdienst tun, wenn sich bei schönem Wetter die Menschen am Würzburger Mainufer tummeln? Ordnungsreferent Wolfgang Kleiner setzt auf Augenmaß.
Zahlreiche Menschen bevölkern bei herrlichen Temperaturen das Mainufer am Alten Kranen in Würzburg. Dies dürfte auch an diesem Wochenende wieder der Fall sein.
Foto: Silvia Gralla | Zahlreiche Menschen bevölkern bei herrlichen Temperaturen das Mainufer am Alten Kranen in Würzburg. Dies dürfte auch an diesem Wochenende wieder der Fall sein.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Der Wetterbericht für das Wochenende klingt verheißungsvoll. Aber schon an den nicht so warmen Tagen der letzten Wochen waren Bereiche des Mainufers, wie zum Beispiel am Alten Kranen, dicht bevölkert. Zu dicht, wie manche meinen: Abstandsregeln würden häufig missachtet. Und Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) würden dem bunten Treiben zusehen, ohne regulierend einzugreifen.

In der Pressekonferenz von Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Freitagvormittag nahm Kommunalreferent Wolfgang Kleiner zur Berichterstattung dieser Redaktion zum Thema Stellung, auch wenn das Thema Freizeitverhalten "auch sonst" ein Thema der Pressekonferenz gewesen wäre, wie er zu Beginn sagte. 

"Da kann niemand sagen, wir hätten nicht auch mit Strenge durchgegriffen."
Wolfgang Kleiner, Kommunalreferent

Kleiner wehrte sich gegen den Vorwurf der Untätigkeit und nannte die aktuellen Zahlen: So seien bei der Stadt bislang rund 3500  Ordnungswidrigkeitenverfahren aus verschiedenen Bereichen bekannt. "Vor allem natürlich Verstöße gegen das Maskentragen, Kontakt- oder Versammlungsverbote." Etwa 20 Prozent der Verfahren seien noch nicht abgearbeitet, dem stünden bereits Bußgeldbescheide über 440 000 Euro entgegen, so der Kommunalreferent. "Da kann niemand sagen, wir hätten nicht auch mit Strenge durchgegriffen."  

Nach einem Jahr der Einschränkungen bräuchten die Menschen aber auch wieder einen Lichtblick. "Die Sonne scheint, und wenn man die Stadtteile Sanderau, Stadtmitte und die Zellerau zusammenzählt, dann hat man dort über 50 000 Menschen, die nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten haben, nach draußen zu gehen. Und da stellt sich die Frage: Wo sollen die Menschen denn hingehen? Da wird man immer Menschenansammlungen haben", so Kleiner. 

Verweilverbote sind durch Gerichte in anderen Bundesländern bereits gekippt worden

Er verwies auf einen offenen Brief vom 11. April von Vertretern der Gesellschaft für Aerosolforschung an die Bundesregierung, wonach die Infektionsgefahr im Freien überschätzt werde. Dies bestätige die Erfahrungen des Würzburger Gesundheitsamtes, dass die Infektionsgefahr von privaten Kontakten in geschlossenen Räumen herrühre. 

Verweilverbote seien durch Gerichte in anderen Bundesländern bereits gekippt worden. Ein Alkoholverbot, das in letzter Konsequenz in der ganzen Stadt gelten müsse, würde die Leute wieder in den privaten Innenbereich treiben, so Kleiner. "Das bedeutet aber nicht, dass das Geschehen sich selbst überlassen wird", versicherte er.

Chef der Würzburger Polizei: "Streife laufen, sich sehen lassen und die Leute ansprechen"

Sicherlich sei es stellenweise nicht richtig, wie sich die Menschen bei schönem Wetter versammeln würden. Dies sei aber nichts, was das Infektionsgeschehen deutlich beeinflusse. Da müsse man ein Mittelmaß finden, so Kleiner. Am bevorstehenden Wochenende werde man auch mit Trassierbändern und Bodenmarkierungen versuchen, das Verhalten der Menschen zu beeinflussen. 

Weil die Corona-Verordnung kein Bußgeld für das Nichteinhalten des Mindestabstandes vorsehe, sei wohl auch nicht gewollt, dass die Polizei unvermittelt hinter jedem Busch hervorspringe, ergänzte Matthias Weber, Leiter der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Dennoch habe die Würzburger Polizei seit 1. Januar 864 Anzeigen an die Stadt Würzburg weitergeleitet, darunter seien rund 500, bei denen es um Menschenansammlungen gehe. Bei 170 Anzeigen gehe es um Verstöße gegen die Ausgangsperre und bei 126 Anzeigen um die Nichteinhaltung der Maskenpflicht.

"Es ist immer auch Fingerspitzengefühl gefragt", betonte auch Weber. So sehe es das Rahmenkonzept für das Mainufer auch vor. "Streife laufen, sich sehen lassen und die Leute ansprechen. Das hat immer wieder gut funktioniert", so Weber. Dies werde sicher in diesem Sommer schwieriger. "Den Leuten ist bereits viel abverlangt worden, da ist mehr Sensibilität gefragt." 

Zudem erstrecke sich das Mainufer in Würzburg über viele Kilometer, da könne die Polizei nicht überall gleichzeitig sein. "Die Einhaltung der Regeln kann man nicht durch Repression erreichen, sondern nur durch den ständigen Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen", so der Leiter der Polizeiinspektion. 

 
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    Am Ende hilft nur hartes Durchgreifen gegen Egoisten, die meinen, sie hätten ein Grundrecht auf Party. Vieleicht hilft bei den ganz Unbelehrbaren auch mal eine kurze Haftstrafe mit Eintrag ins Führungszeugnis. Das hätte bei den betroffenen Ignoranten dann eine ähnlich existenzielle Wirkung wie bei den Leidtragenden des Lockdowns.
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  • m. w.
    .....genau, und das Veranwortungsbewusstsein, Erkrankten gegenüber, scheint auf so manchen Hotspots in Wü und in anderen Grosstädten sehr gering verbreitet.
    Zum einen dem med. Personal gegenüber, die auf den Intensivstationen immer noch um das Leben der Corona Erkrankten mit vollem Einsatz arbeiten und allen, die außerhalb der Krankenhäuser (Lehrer, Erzieher, Geschäfte, Gastro, Gesundheitsämter und alle die sich an die AHA Regeln immer noch halten, sich dafür einsetzen und immer noch bemühen und durchhalten, damit die Zahlen besser werden!
    Und da sind die anderen, die dicht gedrängt am Mainkai sitzen und fordern "ich möchte meine Freiheit geniessen"
    Vielleicht würde so manch ein Arzt/Ärztin, Pflegepersonal, Polizei u Ordnungsamt auch lieber in der Sonne sitzen, mit Pizza u Weinflasche?
    Wir sind immer noch in der Pandemie und alle Menschen sind davon betroffen, nicht nur die Sonnen-und Feierhungrigen!!
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  • R. W.
    Natürlich gehen Menschen bei schönem Wetter hinaus ins Freie, auch an den Mainkai! Das ist doch das natürlichste der Welt und die Medien sollten das auch mal herausstellen, anstatt ständig die Hilfssherriffs zu spielen, die durch hartnäckige Nachfragen das Ordnungsamt unter Druck setzen!
    Und natürlich müssen nach wie vor Abstandsregeln und Hygienevorschriften eingehalten werden! Es ist nicht Aufgabe der Medien da in vorverurteilender Absicht und misstrauisch Eigenrecherche zu betreiben, die nur den Sinn hat Regelbrecher aufzuspüren!
    Es macht mich fassungslos wenn ich dieser Tage den Eindruck haben muss, dass sich mancher Journalist insgeheim Wasserwerfer oder gar Schusswaffengebrauch wünscht und viele Kommentatoren das noch unterstützen!
    Und volle Papierkörbe hat es schon immer gegeben, das ist kein Auswuchs von Corona!
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  • K. F.
    man kann nur eins machen: nicht an den mainkai gehen! gibt doch viele andere schöne flecken in und außerhalb würzburgs! warum alles in die stadt?
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  • J. H.
    Ich kopiere mir den Artikel und wenn mein Parkticket oder Parkuhr abgelaufen sind, zeige ich das dem Ordnungsamt und verweise auf den Artikel mit dem Zitat von Kleiner und Polizei.
    Fingerspitzengefühl wenn die Situation es verlangt!!! Die Wartezeit beim Arzt länger als vorgesehen ist, Schlange an der Kasse usw.. Bin mal gespannt auf die Reaktion, auch bei der Polizei, wenn ich mal durch nicht beeinflussbare Umstände kurzfristig länger als 3 Minuten im eingeschränkten Halteverbot stehe. Wenn die Gefahr der Verbreitung eines extrem ansteckenden Virus mit zum Teil gravierenden Folgen und die nicht Einhaltung von Anordnung und Gesetz mit Fingerspitzengefühl behandelt wird, dürfte sich das mit dem Parken und geringfügig überzogener Parkzeit eigentlich erledigt haben. Dann hat man auch genügend Zeit die offenen Verfahren zu bearbeiten.
    Sind ca. 3.300 verfahren eigentlich viel? Wenn man sich die Situation an den Hotspots anschaut hätten es eigentlich 10.000 sein müssen.
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  • R. R.
    Sollte mal Ordnungsdienst mit den Kollegen aus Köln Frankfurt oder Berlin tauschen und lernen
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  • C. L.
    Einer vom Dorf ist froh dort zu leben, wenn er diesen Bericht liest
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  • M. Z.
    ..... dann wird bei mir langsam auch die Akzeptanz der Corona Regeln gegen "0,00" gehen ! Wenn ich in Würzburg in der Stadt oder irgendwo sonst am Main oder an gewissen Treffpunkt der möchtegern Schönen und Reichen ( grinsen ) unterwegs bin und ich mich mit jemanden treffe und nur nett angesprochen werden von Polizei oder Ordnungsamt, dann wünsche ich mir das gleiche Recht auch an weniger frequentierten Plätzen (auf dem Land / im Landkreis) Ich freue mich dann auf den nächsten Frühschoppen mit 5 - 10 anderen Personen aus unterschiedlichen Haushalten oder ein Feierabendbier mit 5 - 10 Kumpels morgen Abend beim Fußballschauen und der evtl. anschließenden Meisterfeier grinsen Wer wäre dabei grinsen grinsen grinsen
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  • A. F.
    Mal sehen, wie sich die Zahlen hier in Würzburg weiter entwickeln werden
    ...
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  • H. S.
    Jetzt weiß ich, warum der Obere Mainkai gesperrt wurde. Damit die Leute mehr Platz zum Verteilen haben und Abstand halten können.
    Unsere Polizei hat wahrhaft anderes zu tun, als Unbelehrbaren nachzurennen. Außerdem hat sich das Problem doch ab nächster Woche sowieso erledigt. Trotz Massen sind die Zahlen gesunken, also was soll die Aufregung. Srbeit
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  • B. L.
    Werde das nächste mal, wenn ich wieder am Alten Kranen bin, eine Lupe mitnehmen, damit ich die Polizei besser sehe.
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  • G. R.
    Man kann also nur empfehlen das Mainkai zu stürmen, es passiert ja eh nix!
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  • J. N.
    "Etwa 20 Prozent der Verfahren seien noch nicht abgearbeitet, dem stünden bereits Bußgeldbescheide über 440 000 Euro entgegen, so der Kommunalreferent. "Da kann niemand sagen, wir hätten nicht auch mit Strenge durchgegriffen"

    Ja, und wie viele davon wurden am Ende von den Gerichten abgeschmettert, weil sie nicht rechtmäßig waren? Z.B. weil sich die Ordnungshüter bei der Kontrolle rüde geweigert hatten, das legale Attest eines Menschen mit Behinderung anzuerkennen...?
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