
Sie spenden Geld, stellen Wohnraum zur Verfügung, unterstützen Geflüchtete bei Behördengängen: Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für die Kriegsopfer aus der Ukraine übersteigt sogar noch das große Engagement in den Jahren 2015/16, als Hunderttausende Menschen vor allem aus Syrien in Deutschland Zuflucht fanden.
Aber es geht nicht nur um Geflüchtete, wenn sich Bürgerinnen und Bürger oft mehrere Wochenstunden freiwillig in den Dienst einer guten Sache stellen: Besuchsdienste im Altenheim, Freizeit mit behinderten Menschen, Kultur für Mittellose oder der klassische Sportvereinsvorstand – die Bandbreite des ehrenamtlichen Engagements ist groß. Die Aktion "Zeichen setzen!" der Mediengruppe Main-Post und des Lernwerks Volkersberg, einer Bildungseinrichtung der Diözese Würzburg, will dies würdigen.
2019 haben sich fast 29 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich engagiert
Jahr für Jahr lenkt "Zeichen setzen!" den Blick auf das bürgerschaftliche Engagement und das Gemeinwesen und zeichnet besondere Initiativen aus. Nun geht die Aktion in ihre 20. Auflage. Seit Beginn wurden von dieser Redaktion 294 Ehrenamtsprojekte vorgestellt – 74 von ihnen sind mit einem Preis gewürdigt worden.

"Wir sind ein Medienhaus aus der Region für die Region. Und als solches haben wir uns schon immer in der angenehmen Pflicht gesehen, bürgerschaftliches Engagement von Menschen zu unterstützen", sagt Chefredakteur Michael Reinhard. In erster Linie gehöre es zwar zu den Kernaufgaben von Medien, Informationen zu vermitteln, an der Meinungsbildung mitzuwirken und Kritik und Kontrolle auszuüben. "Eine wichtige Rolle spielt aber auch die soziale Funktion", so Reinhard. "Mit unserer Aktion 'Zeichen setzen' wollen wir einerseits engagierte Ehrenamtliche würdigen. Darüber hinaus möchten wir damit auch ein wenig für jenen Bindekitt sorgen, den jede Gesellschaft für ein funktionierendes Miteinander braucht."
Martina Reinwald vom Lernwerk Volkersberg ist jedes Jahr beeindruckt von "der Vielfalt der vorgeschlagenen Gruppen und Einzelpersonen sowie der Bandbreite der Themen, der Kreativität und der Einsatzbereitschaft". Sie freut sich auf viele weitere Jahre "Zeichen setzen!" und ist gespannt, "welche Vorschläge im Jubiläumsjahr eingehen werden".

Nicht immer muss dabei Vereinsarbeit im Mittelpunkt stehen: In den vergangenen Jahren hat das zwanglose, häufig spontane Helfen an Bedeutung gewonnen. "Immer mehr Engagierte üben ihre Tätigkeit in informell organisierten Rahmen aus", stellt der fünfte Deutsche Freiwilligensurvey im Auftrag des Bundesfamilienministeriums fest, der alle fünf Jahre das Engagement der Deutschen dokumentiert. Danach haben sich 2019 fast 29 Millionen Menschen über 14 Jahren unentgeltlich eingebracht – das sind fast 40 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Die Einsatzbereitschaft ist über die Jahre deutlich gewachsen – auch in Unterfranken
Zwar kommt die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse mit 16 Millionen Ehrenamtlichen im Jahr 2021 zu geringeren Zahlen. Hier werden allerdings nur Personen berücksichtigt, die freiwillig im festen Rahmen einer Organisation, Initiative oder eines Vereins arbeiten. Bei allen Erhebungen zeigt sich: Die Einsatzbereitschaft ist über die Jahre deutlich gewachsen. Das gilt auch für Mainfranken.
Was wäre die Gesellschaft ohne dieses Engagement? In jedem Fall ärmer. Doch allzu viele Initiativen bleiben im Alltag unbemerkt von der Öffentlichkeit und werden kaum gewürdigt. Dies zu ändern – diesem Ziel hatten sich 2003 die Mediengruppe Main-Post und das Erwachsenenbildungshaus Klaus von Flüe in Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) verschrieben. Damals wurde die Aktion "Zeichen setzen!" ins Leben gerufen.
Auch in diesem Jahr werden vier Förderpreise ausgeschrieben. Den ersten Preis, dotiert mit 3000 Euro, stiftet seit 2004 die Fürstlich Castell'sche Bank. Zu gewinnen sind ferner Sonderpreise der Main-Post in Höhe von 1000 und des Lernwerks Volkersberg in Höhe von 500 Euro. Das Evangelische Dekanat Würzburg ist mit einem Förderpreis von 1000 Euro beteiligt. "Unsere Gesellschaft lebt auch von ehrenamtlichem Engagement. Nicht alles kann und sollte staatliche Aufgabe sein", sagt Thomas Rosenfeld, Bevollmächtigter der Castell-Bank. "Unser Respekt gilt daher allen, die ehrenamtlich Gutes tun, die anderen helfen, sie unterstützen und organisieren. Wir freuen uns, dieses herausragende Engagement stellvertretend für alle Ehrenamtlichen auszeichnen zu können."
Von Erwin Pelzig bis Mutter Beimer: Prominente Paten der Aktion "Zeichen setzen!"
Jährlich übernimmt eine prominente Persönlichkeit die Patenschaft für die Aktion "Zeichen setzen!" und hält bei der Preisverleihung im Spätherbst die Laudatio. Dazu zählten bereits die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), die Unternehmerin Sina Trinkwalder, die Bestseller-Autorin Tanja Kinkel, der Kabarettist Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig, die Schauspielerinnen Uschi Glas und Marie-Luise Marjan (bekannt durch ihre Rolle der Helga Beimer in der Fernsehserie "Lindenstraße"), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm oder Teresa Enke, die Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung.

Den Anstoß für die Aktion gab 2003 Michael Koch, damals Leiter des Erwachsenenbildungshauses Klaus von Flüe. Er blickt dankbar auf zwei Jahrzehnte "Zeichen setzen!" zurück und ist überzeugt, dass etliche der prämierten Aktionen so innovativ und vorbildhaft waren, dass sie entsprechend große Nachahmung gefunden haben.
Viele Preisträgerinnen und Preisträger von "Zeichen setzen!" sind nicht über Vereine organisiert
Die öffentliche Auszeichnung engagierter Personen, so Theologe und Psychologe Koch, sei ein "wirkungsvolles Zeichen der Anerkennung" und ein zusätzlicher Motivationsschub – der Einsatz werde damit gestärkt. Zumal viele der Preisträgerinnen und Preisträger nicht über Vereine organisiert seien.

Für die "klassische" Vereinsarbeit hat die Mediengruppe Main-Post seit Jahren andere Preise aufgelegt – wie etwa den "Vorstand des Jahres" in Würzburg. Denn für die Vereine wird es zunehmend zum Problem, dass sich Engagierte weniger langfristig binden wollen. Vor allem Vorstands- und Leitungsaufgaben sind immer schwerer zu besetzen, wie auch der Freiwilligensurvey feststellt.
Für Michael Koch, der 13 Jahre lang die Caritas-Aids-Beratung in Unterfranken leitete, ist klar: "Unsere Gesellschaft kann ohne ehrenamtliches Engagement nicht funktionieren." Es brauche förderliche Rahmenbedingungen; dazu gehöre eine breite Anerkennungskultur.
Sie zu schaffen, dazu trage die Aktion "Zeichen setzen!" ihren Teil bei.