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Würzburg
Mehrere Gewerkschaften fordern Rücktritt von Intendant Trabusch: "Mainfranken Theater Würzburg braucht einen Neuanfang"
Nach umstrittenen Aussagen zur Inklusion geriet der Intendant des Mainfranken Theaters ins Kreuzfeuer. Gewerkschaften fordern nun seinen Rücktritt - und kritisieren auch die Stadt Würzburg.
Nachdem Markus Trabusch das Verhalten eines Mannes mit Behinderung nach einer Vorstellung öffentlich als 'massive Störung' bezeichnet hat, fordern nun Gewerkschaften seinen Rücktritt. 
Foto: Thomas Obermeier | Nachdem Markus Trabusch das Verhalten eines Mannes mit Behinderung nach einer Vorstellung öffentlich als "massive Störung" bezeichnet hat, fordern nun Gewerkschaften seinen Rücktritt. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 14.12.2024 02:32 Uhr

Gerade erst meldete sich das Philharmonische Orchester mit einem Statement zum Vorfall bestürzt zu Wort, kurze Zeit später fordern die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), unisono und ver.di den Rücktritt von Mainfranken Theater-Intendant Markus Trabusch.

"Während der Deutsche Kulturrat am 2. Dezember eindringlich aufrief, Kultur für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen, sieht die Realität am Mainfranken Theater Würzburg leider ganz anders aus", schreiben sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Mitte November hatte der Intendant das Verhalten eines jungen Mannes mit Behinderung bei einer Vorstellung im Nachhinein öffentlich als "massive Störung" bezeichnet. "Das Verhalten von Markus Trabusch ist inakzeptabel und der Vorschlag der 'Sondervorstellungen' aus unserer Sicht das Gegenteil von Inklusion: ein klarer Schritt Richtung Ausgrenzung", heißt es weiter.

Markus Trabusch schade mit seinem Verhalten dem Ruf des Mainfranken Theaters

Die Gewerkschaften zitieren aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Dort heißt es in Artikel 27, Absatz 1: "Jeder Mensch hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen (…)." Es dürfe also niemand, auch keine Intendantinnen oder Intendanten, im Namen der Kunstfreiheit Menschenrechte verletzen, schreiben die Gewerkschaftsvertreter in der Pressemitteilung.

Markus Trabusch schade mit seinem Verhalten dem Ruf des Mainfranken Theaters und seinen Mitarbeitenden sowie der Stadt Würzburg. Ein "Weiter so" sei inakzeptabel. "Deshalb fordern wir den Intendanten auf, persönliche Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und zurückzutreten."

Zudem üben die Gewerkschaften Kritik an der Stadtpolitik. Diese dürfe das "ausgrenzende Handeln" des Intendanten nicht kommentarlos hinnehmen. Sein Verhalten rund um die Vorstellung im November reihe sich "in eine lange Kette von Vorwürfen und Skandalen." So gebe es immer wieder Klagen und Beschwerden über den Führungsstil des Intendanten. "Bei einer aktuellen Mitarbeitendenbefragung bezeichnen lediglich 26 Prozent der Befragten seinen Führungsstil als wertschätzend."

So fordern GDBA, unisono und ver.di den Stadtrat und Oberbürgermeister Christian Schuchardt auf, sich von Markus Trabusch zu distanzieren und "damit auch ihrer Fürsorgepflicht den Mitarbeitenden gegenüber nachzukommen". Künstlerische Arbeit dürfe nicht in einem toxischen Umfeld stattfinden. Für die Zeit der Sanierung und den Übergang zum Staatstheater brauche es einen Neuanfang.

Intendant Markus Trabusch war am Dienstagnachmittag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

 
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  • Heike Pauline Grauf
    Im Jahr 2006 wurde im Mainfrankentheater das Stück "Glaube Liebe Hoffnung" von Ödön von Horváth teilweise mit sog. Arbeitslosen aufgeführt. Eine Gruppe arbeitsloser 'Unterkünstler' (von der Straße, lange vor dem unpolitischen Stramu) hat die Premiere mit einer kleinen Einlage aus dem Publikum 'gestört'. Also, die als Künstler gelesenen Profis fühlten sich gestört, das Publikum glaubte teilweise, die Einlage gehöre zum Stück dazu. Im Nachgang gab es Zoff. Ver.di hat sich damals auf die Seite der etablierten Theaterschaffenden geschlagen. Weil als Arbeitslose gelesene Menschen im Gegensatz zu behindert gelesenen keine Lobby haben. Auch nicht in den Gewerkschaften, abgesehen von Lippenbekenntnissen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Presse damals bezüglich dieser 'Störung' eine Lippe riskiert hätte.
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  • Frank Stößel
    "Intendant Markus Trabusch war ... für eine Stellungnahme zunächst nicht zu zu erreichen." Das ist aus seiner Sicht verständlich. Die Main-Post ist für Forderungen wie *Hutnehmen" oder "Entlassung des Intendanten" kaum das richtige Podium. Schon gar nicht, solange die Beteiligten sich noch gar nicht an einem Tisch zusammen gefunden haben. Ich glaube, dass man im Gespräch über die beidseitige Betroffenheit, über Unkenntnis und Missverständnisse zur Inklusion im Sprech- wie im Musiktheater wieder zu guter Zusammenarbeit zwischen Intendant und Schauspielerschaft kommen wird. Man muss das auch künftig schaffen, nicht nur bei besagtem Stück ENTE, TOD UND TULPE. Wegschicken und Weglaufen sind keine Lösung. Ein Besucherbeirat, in dem Menschen mit und ohne Behinderung vertreten sind, wird vor und nach Theateraufführungen Intendant Trabusch und sein Team begleiten. Dann wird der aktuelle Konflikt eine Episode sein, aus welcher alle sehr viel über Teilhabe und Inklusion gelent haben werden.
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  • Rudolf Thomas
    Bin gespannt, wie ein Theaterstück aussieht, wenn neben jedem Schauspieler einer/eine steht, der das jeweilige gesprochene Wort für Gehörlose in Gebärdensprache übersetzt? Behinderte sind unterschiedlich beeinträchtigt. Mancher ist ohne Betreuer völlig hilflos und gilt vom Gesetz her als nicht geschäftsfähig. Bereits durch den anerkannten Grad der Behinderung findet im Behindertenausweis eine Klassifizierung statt. Und ja, ich habe im Kino noch nie einen Menschen angetroffen, der rein gar nichts sieht. Sehbehinderte kaufen sich eher ein Hörbuch als eine Printexemplar. Der Gehörlose liest lieber, weil er auf Sehen trainiert ist. Alle Behinderten über einen Kamm scheren findet im Alltag gar nicht statt. Dass Intendant Trabusch nach Lösungen sucht, darf man ihm nicht vorwerfen. Das öffentliche Kesseltreiben gegen ihn ist absolut nicht in Ordnung und geht an der Sache vorbei. Die interne Kommunikation ist eine Sache zwischen Intendant und Beschäftigten.
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  • Alfred Neumann
    Ich dachte immer, Gewerkschaften kümmern sich um Angestellte und deren Arbeitsplätze.
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  • Martin Deeg
    Es gibt eben kaum eine einfachere Möglichkeit, sich selbst zu inszenieren und moralisch als untadelig darzustellen, als das lautstarke Eintreten für Menschen mit Behinderung!

    Ob das Substanz hat oder nur heiße Luft ist, ist erstmal zweitrangig….
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  • Felix Habermann
    Auf was warten Sie noch Herr Trabusch ? ? ?
    Das was sie sich hier geleistet haben
    schlägt dem Faß den Boden aus.
    Das Beste wäre eher heute als
    morgen das Mainfranken Theater
    zu verlassen.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Erich Spiegel
    Oh ihr selbstgerechten!
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  • Klaus B. Fiederling
    wen meinen Sie Herr Spiegel mit "selbstgerechten?" Wenn man diese Ausschweifung von Herrn Trabusch hinnimmt als wenn das normal wäre, gerade in einer solchen Führungsposition dann liegt man meiner Meinung nach ganz schön auf den Holzweg. Diese Zeit mit den 3 Worten hätten Sie sich eigentlich sparen können!
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  • Klaus B. Fiederling
    wenn Herr Trabusch einen gesunden Menschenverstand hätte, wäre er bereits nach diesem groben Faul gegen einen Behinderten von sich aus zurückgetreten. Anscheinend gibt es Menschen die keine Achtung vor denen haben, die es in unserer Gesellschaft eh schwer haben.
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  • Erich Spiegel
    Die Gewerkschaften und Kritiker von Intendant Trabusch zielen über das Ziel hinaus. Sie sind ganz schön intolerant, die sonst so Toleranten! Die berufliche Existenz eines Intendanten interessiert sie nicht. Dabei hat der Intendant einen Vorschlag gemacht, der nicht unüblich ist. Es gibt z.b. „Sonder-Veranstaltungen“ für Kinder. Sind die Veranstalter dieser Veranstaltungen alle Kinderhasser? Wohl kaum. „Sonder-Veranstaltungen“ für Behinderte kann man gut oder schlecht finden. Aber man sollte andere Meinungen respektieren! Haben auch nicht Schauspieler Rechte? Sie bereiten sich monatelang akribisch auf Ihren Auftritt vor und haben Anspruch auf zumindest ein bischen Aufmerksamkeit während ihrer Darbietung. Man sollte die Grenzen großzügig auslegen und Behinderten viel Toleranz entgegenbringen. Aber die Rechte eines Behinderten sind nicht unendlich. Sie hören da auf, wo die Rechte eines Nicht-Behinderten beginnen! Die Beteiligten sollten sich zusammensetzen u.vernünftig diskutieren
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  • Jürgen Gittel
    Guter Kommentar. Gerade bei Kindern würden sich wahrscheinlich diejenigen, die jetzt ins selbe Horn blasen, aufregen, wenn diese eine Vorstellung stören. Es hat schon wieder einen Touch wie bei Corona, wo Andersdenkende niedergemacht wurden. Abgesehen davon, mich hätte das Ganze nicht gestört.
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  • Klaus B. Fiederling
    dann dürfen Ihrer Meinung nach also keine Kinder oder Behinderte Menschen mehr in einer Veranstaltung gehen, damit sie nicht stören. Diese art "Sonder-Veranstaltungen" ist auch im Prinzip eine Art Personifizierung für Menschen 2. Klasse.
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  • Jürgen Gittel
    Doch ohne Frage soll jeder auf seinen Genuss kommen. Aber wenn sollte man jeden gleich behandeln. Man muss nicht so viel Aufhebens machen, nur weil es quasi besser in die Schiene "Political oder Social Correctness" passt. Ich möchte nicht wissen, wieviele "Scheinheilige" unter denen sind, die jetzt laut schreien.
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  • Klaus B. Fiederling
    was die Schauspieler betrifft bzw. das Orchester hatten diese
    alle den Ausspruch von Herrn Trabusch stark kritisiert
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  • Helmut Vierneusel
    @Erich Spiegel

    Nein da schießt niemand über das Ziel hinaus.
    Denn dieser Intendant Trabusch, steht als Vorgesetzter, in der Öffentlichkeit
    und hat, außer für künstlerische Höhenflüge, Verantwortung für alle die den
    Theaterbetrieb ermöglichen.
    Von daher auch Verantwortung für das Öffentlichkeitsbild.
    Er hat auch die Verantwortung für Veranstaltungen die die Inklusion ermöglichen sollen/müssen.
    Ansonsten sehe ich persönlich einen Rückschritt bei der Inklusion, da es ja wieder Sonderveranstaltungen geben soll.
    Ist vielleicht noch ein Kulturschaffender von „ Altem Schrot und Korn“ wo die Besucher noch zu getrennten Vorstellungen gehen sollen.
    Daher ein Rückschlag für die Inklusion und nicht zeitgerecht und nicht mehr tragbar.
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  • Martin Deeg
    Menschen mit Behinderung sind vielfach und alltäglich Opfer von Ausgrenzung und Benachteiligung und diese wird viel zu oft hingenommen und bagatellisiert - dass ein Würzburger Theaterintendant aber über derarte „Macht“ verfügen soll, mittels Schaffung eines „toxischen Umfelds“ und „Verstoß“ gegen Menschenrechte quasi die Inklusion im Alleingang zu untergraben ist dann doch etwas bemerkenswert.

    Noch bemerkenswerter werden solche Possen dann, wenn von „Empörten“ eine Art „Bekenntniszwang“ von Dritten eingefordert wird, hier nun also vom OB.

    Was soll das?

    Wer sich um die Inklusion sorgt, sollte sich einmal mit dem Fachkräftemangel oder den bürokratischen Hürden befassen, die dazu führen, dass viele Menschen mit Behinderung und deren Angehörige nicht die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

    Und wieviele von denen, die sich hier so lauthals mokieren, kennen bspw. den Namen des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung …?
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  • Ute Schlichting
    Jürgen Dusel,weis man aber nur wenn es einen betrifft.Traurig aber wahr.
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  • Heike Pauline Grauf
    @Ute Schlichting
    Ein Jürgen Dusel hat hier nicht kommentiert. Selbst wenn Sie Jürgen Gittel gemeint haben sollten, verstehe ich nicht, worauf Sie sich beziehen.
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