Kliniksterben, Pflegenotstand, Ärztemangel: Im deutschen Gesundheitssystem hakt es gewaltig, die Folgen bekommen Patientinnen und Patienten täglich zu spüren. Eine Gruppe von Medizinern aus Unterfranken will das ändern und mit einem neuen Verein für konkrete Verbesserungen in der Region sorgen: mit der "Denkfabrik Gesundheit". Wer steht dahinter und was ist geplant?
Man wolle das "Rad in der Gesundheitspolitik nicht neu erfinden", sagt Dr. Michael Schlagbauer, Zahnarzt aus Würzburg und Zweiter Vorsitzender des Vereins. Es gehe darum, sich regional unter Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und das Praxisleben zu optimieren – etwa mit Blick auf den "Dschungel aus Bürokratie und Telematik".
Initiative von "Flyeralarm": Der Fokus soll auf der Region Mainfranken liegen
Der Fokus liege dabei klar auf Mainfranken, sagt der Erste Vorsitzende Jochen Seuling. Alle Mitglieder kommen aus der Region, Ziel sei es, unterfränkische "Ärzte untereinander besser zu vernetzen". Dazu seien regelmäßige Zusammenkünfte geplant.
Seuling, der früher unter anderem das Nachwuchsleistungszentrum der Würzburger Kickers betreut hat, ist beim Würzburger Unternehmen Flyeralarm für Projekte im Gesundheitsbereich zuständig. Die Online-Druckerei unterstützt die "Denkfabrik" nach eigenen Angaben bei der Vermarktung, Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit.
Gegründet wurde der neue Verein auf Initiative von Flyeralarm im Juni, vorausgegangen waren laut Seuling mehrere lose Treffen von Ärzten aus der Region. Mittlerweile zähle die "Denkfabrik Gesundheit" 35 Mitglieder.
Generell wolle man keine Konkurrenz zu bestehenden Vereinigungen wie etwa dem Ärzteverband sein, sagt Schlagbauer. Eher ein regionaler Zusammenschluss, um "Dinge aus dem Praxisalltag, die uns umtreiben, abzuklopfen".
Schnellere Vernetzung - und als Ziel auch leichtere Überweisungen von Arzt zu Arzt
Was kann das den Menschen in der Region bringen? Seuling nennt als Beispiel den Pflegenotstand: Bekannt sei, dass ausländische Kräfte hier Lücken schließen könnten. Allerdings müssten Bewerber oft viel zu lange auf eine Arbeitserlaubnis oder Sprachkurse warten. "Hier können wir tätig werden, mit politischen Entscheidungsträgern wegen einer Anerkennung in Verbindung treten oder ganz konkret Sprachkurse vermitteln."
Außerdem würden Behandler durch den Verein besser vernetzt, könnten sich schneller austauschen, sagt der Würzburger Zahnarzt. Beispielsweise Überweisungen würden dadurch erleichtert. Klar sei aber auch: Der Verein heiße "Denkfabrik – und nicht Lösungs-Fließband".