Die Redaktion der Main-Post gewann den Journalistenpreis "Medienspiegel" für die Transparenz bei der Berichterstattung über die Messerattacke, die sich auf dem Barbarossaplatz in Würzburg ereignete. Am Abend des 25. Juni 2021 hatte der damals wohl 31-jährige Abdirahman J. in der Innenstadt mit einem Küchenmesser drei Frauen getötet. Weitere Menschen, darunter ein elfjähriges Mädchen, wurden schwer verletzt.
Auch in solchen Krisensituationen gelte für Journalistinnen und Journalisten der Grundsatz "Richtig geht vor schnell", sagt Thomas Hauser, Herausgeber der Badischen Zeitung, in seiner Laudatio. Die Redaktion der Main-Post habe sich am Tag der Tat und auch darüber hinaus von dieser Leitlinie leiten lassen. "Die Main-Post hat das Interesse von Leserinnen und Lesern bedient und blieb im Ton angemessen", so Hauser.
Das allein rechtfertige noch nicht den "Medienspiegel"-Preis. Doch weil die Redaktion darüber hinaus in einem Kommentar, vielen erklärenden Stücken und einem Podcast "auf so vielfältige Weise selbstkritisch und geduldig ihre Arbeit erklärte", zeichnete die Jury die Main-Post aus.
Reflexion der eigenen Arbeit auch in besonderen Lagen
Chefredakteur Ivo Knahn nahm den Preis für die Redaktion der Main-Post entgegen. "Der Tattag und die Woche danach war eine intensive Zeit für uns alle", schilderte er rückblickend am Freitag. "Auch oder gerade in so einer Zeit ist es wichtig, die eigene Arbeit zu reflektieren." Die verschiedenen Kanäle der Main-Post hätten sich als wertvoll erwiesen, um Leserinnen und Leser auf unterschiedliche Weise zu erreichen.
Zum Beispiel erklärte Knahn in einer Podcastfolge grundlegende Fragen, die die Redaktion sich nach der Messerattacke gestellt hat: Wann veröffentlichen wir Informationen? Welche Bilder zeigen wir? Wie schützen wir Opfer? Welche ethischen Fragen stellen sich bei der Berichterstattung?
Der medienethische Journalistenpreis "Medienspiegel" wurde 2016 vom Verein zur Förderung publizistischer Selbstkontrolle begründet und wird seit 2021 gemeinsam von der Initiative Tageszeitung e.V. und der Vereinigung der Medien-Ombudsleute vergeben. Den Initiatoren zufolge soll die Preisausschreibung die Fähigkeit zur Selbstkritik und die Bereitschaft zur Transparenz in den Medien fördern.
Die Main-Post gewann den Preis zum zweiten Mal
Ausgezeichnet werden Veröffentlichungen und Projekte, die in vorbildlicher Weise die besondere öffentliche Aufgabe der Medien thematisieren und Abweichungen davon kritisieren. Die Main-Post teilt sich den Preis mit der Braunschweiger Zeitung. Lukas Dörfler und Tanja Reeve geben in Leserinnen und Lesern in einem Podcast Einblicke in den Alltag der niedersächsischen Tageszeitung.
Die Main-Post gewann den Preis bereits zum zweiten Mal. Im Jahr 2018 erhielt der damalige Chefredakteur Michael Reinhard die Auszeichnung für den Kommentar "Soziale Netzwerke sind keine gute Quelle", in dem er sich für die Veröffentlichung von Mutmaßungen entschuldigte.