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Standpunkt: Soziale Netzwerke sind keine gute Quelle
Michael Reinhard
Michael Reinhard
 |  aktualisiert: 26.02.2018 14:43 Uhr

Noch kennen wir nicht die Hintergründe, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag zur Tragödie in einer Arnsteiner Gartenlaube geführt haben. Aus Respekt vor den sechs jugendlichen Opfern und den Gefühlen ihrer Angehörigen wird sich die Redaktion nicht an Spekulationen über die mögliche Todesursache beteiligen. Denn dadurch bestünde die Gefahr, dass die von einem solchen Unglück Betroffenen ein zweites Mal zu Opfern werden.

Dies bedeutet einen schwierigen Spagat zwischen notwendiger Informationsvermittlung und unserer Verantwortung für mögliche Folgen der Berichterstattung. Denn die Öffentlichkeit hat selbstverständlich ein Recht darauf, alles Wesentliche über ein solches Unglück zu erfahren, wenn dessen Umstände eine ganz besondere Aufmerksamkeit erregt haben – wie beim furchtbaren Tod der Jugendlichen.

Richtschnur für die journalistische Arbeit sind die Leitlinien der Redaktion. Darin verpflichten wir uns unter anderem, nur Informationen aus zuverlässigen Quellen zu verbreiten und diese auch zu nennen sowie sie ausschließlich auf rechtlich zulässige und ethisch korrekte Art und Weise zu beschaffen. Und: Es gehört ferner zu unserem publizistischen Grundverständnis, die Wirklichkeit korrekt abzubilden.

Dennoch ist diese Zeitung natürlich genauso wenig vor ethisch-moralisch angreifbaren Veröffentlichungen gefeit wie andere Medien. So haben wir uns, entgegen den Vorgaben unserer Leitlinien, in ersten Berichten über das tragische Geschehen angreifbar gemacht. Wir haben nämlich von der Möglichkeit geschrieben, dass die Jugendlichen durch gemeinsam eingenommene Drogen zu Tode gekommen sein könnten. Als Grundlage für diese These haben wir Spekulationen in sozialen Netzwerken genannt. Dies entspricht eindeutig nicht unserem Grundsatz, lediglich Informationen aus zuverlässigen Quellen zu veröffentlichen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir darauf hingewiesen haben, dass der Polizeipressesprecher dieses Gerücht „nicht kommentieren wollte und konnte“.

Wir haben uns in unserer Redaktionskonferenz am Montag ausführlich mit diesem Punkt beschäftigt. Einhelliges Fazit der Teilnehmer: Es gibt derzeit keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass Drogen im Spiel waren – schon gar nicht dafür, dass sie für den Tod der jungen Leute verantwortlich sein könnten. Wir hätten das vor diesem Hintergrund so nicht schreiben dürfen.

Deshalb entschuldigen wir uns an dieser Stelle in aller Form für die Veröffentlichung dieser Mutmaßung.

 
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Michael Reinhard
Soziale Netzwerke
Tote Jugendliche in Arnstein
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  • G. R.
    für die offenen Worte in diesem Standpunkt!!! Und das Rückgrat sich zu entschuldigen!!!
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  • P. K.
    nenne ich Facebook usw.
    Warum?
    Weil sie vorzugsweise von Gestalten missbraucht werden mit denen kein Anständiger Mensch was zu tun haben will
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  • J. S.
    Wir sehen keinen "Regelverstoß" im Kommentar von "PKD". Er äußert nur seinen Unmut über Soziale Medien.
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  • U. S.
    sind soziale Netzwerke keine Quelle. Natürlich geben die keinen Aufschluss.

    Selbstverständlich veröffentlicht die Presse nichts was nur auf Vermutungen basiert.

    Es sei denn es geht um politische Ansichten...
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  • S. G.
    Kaufen Sie sich die Bild Zeitung. Da können Sie alle Spekulationen nachlesen. Ich finde ihre Kommentar einfach nur geschmacklos. Die Reaktion der MainPost kann ich hier nur loben. Ende.
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  • J. S.
    Ein kleiner Tipp zu geschmacklos: Salz. Das Salz in der Suppe. Und ohne Salz gäbe es kein Leben. Und eine Zeitung, die "nicht berichtet", ist wie ein Kaufmann, der nicht wirbt. Reporter, können dann einfach wechseln, zu KIrchenzeitungen. Den "Schein"-Heiligenschein gäb´s gratis. Und "wir" sparten uns das Kaufen und Lesen der BILD.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Totesursache ist nicht geklärt. Natürlich gibt's da Spekulationen. Die Zeitung darf darüber auch berichten. Hoffen wir, das die Obduktion schnell ein klares Ergebnis bringt.
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  • J. S.
    Grundsätzliches zu Presse- und Meinungsfreiheit und -vielfallt. Oder: Das eine tun ohne das andere zu lassen. Der Leser der Main-Post kann dies, darf dies und soll dies. Beides nutzen, nach seinem Gutdünken. Und ... eine Zeitung muss sich auch "lohnen". Da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Gelnhausener Zeitung hat zumachen müssen. Man sollte es nicht "übertreiben" und den anderen oder die anderen per se schlechtreden oder schlecht schreiben. Das finde ich nicht gut.
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