Beim in Berlin vorgestellten Fahrradklima-Test des ADFC landet Würzburg hinsichtlich seiner Fahrradfreundlichkeit zwar wiederum auf den hinteren Plätzen, hat sich im Urteil der Radfahrenden aber leicht verbessert. Im Durchschnitt vergeben die Würzburger die Schulnote 4,3 - also gerade noch „ausreichend“. Von deutschlandweit 41 teilnehmenden Kommunen mit einer Einwohnerzahl von 100 000 bis 200 000 belegt Würzburg Platz 31 – vor zwei Jahren lag Würzburg von 38 Städten auf Platz 34.
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist laut Pressemitteilung die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2018 zum achten Mal durchgeführt, gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans. Über 170 000 Menschen stimmten bundesweit ab. In Würzburg haben sich 660 Radfahrende beteiligt.
Bemängelt wird laut den Testergebnissen von Würzburgs Radfahrern vor allem, dass Radwege zu schmal seien, an Baustellen keine oder nur mangelhafte Radverkehrsführungen bestehen, und dass viel zu wenig Falschparker auf Radverkehrswegen kontrolliert würden. Insgesamt fühle man sich auch dem Konflikt mit dem KFZ-Verkehr hilflos ausgeliefert und als Radfahrer nach wie vor nicht akzeptiert. Radfahren verursache hauptsächlich Stress und mache keinen Spaß. Kinder könne man nicht guten Gewissens allein Rad fahren lassen und für Kinderanhänger und Lastenräder lasse sich in Würzburg nicht gut voran kommen. Auch gebe es nach wie vor viel zu wenig Abstellmöglichkeiten.
Ungeliebte "Bettelampeln"
Die Ampelschaltungen, die in erster Linie auf die Bedürfnisse des Autoverkehrs ausgerichtet seien, werden mit Note 5 bewertet. Bei letzteren sind den Radfahrenden insbesondere die sogenannten "Bettelampeln" ein Dorn im Auge. „Solche Ampeln, die an Kreuzungen lediglich den motorisierten Verkehr auf der Straße automatisch mit Grünphasen bedienen, Fußgängern und Radfahrern Grünlicht aber nur auf Tastendruck-Anforderung gewähren, seien für eine Stadt wie Würzburg, die fahrradfreundlich werden möchte, "ein absolutes No-Go", sagt Christoph Spenkuch, Vorstandsmitglied des ADFC-Kreisverbandes.
Unter den Dingen, die nicht so negativ gesehen werden, sticht vor allem hervor, dass es viele öffentliche Fahrräder und Leihräder gebe, relativ wenig Raddiebstähle vorkämen, der Winterdienst auf Radwegen funktioniere, das Stadtzentrum gut erreichbar sei und es sehr viele Radfahrer gebe. „Auch wenn sich in der letzten Zeit etwas bewegt hat, ist Würzburg immer noch weit von Fahrradfreundlichkeit entfernt“, meint Hans-Jürgen Beck von der Verkehrsgruppe des ADFC-Kreisverbande. Man beschränke sich im Regelfall auf die Markierung von Schutzstreifen mit unterbrochener Linie. Breite Radfahrstreifen, die ausschließlich vom Radverkehr benutzt werden dürfen, seien Mangelware.
Maßregelungen durch Autofahrer
Geschützte Radstreifen oder Fahrradstraßen suche man in Würzburg nach wie vor vergeblich. „Dies ist für eine Stadt dieser Größenordnung, die zudem im Herbst von der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) zertifiziert werden möchte, inakzeptabel,“ sagt Abraham Weinrich von der Verkehrsgruppe des ADFC. „Und selbst die Schutzstreifen und auch Radwege enden oft ohne klar erkennbare Weiterführung oder sind unterbrochen.“
Schutzstreifen würden oft zugeparkt oder von Autos mitbenutzt. Vor allem am Zeller Berg führe dies zu gefährlichen Konfliktsituationen für den Radverkehr. Auch seien Maßregelungen durch Autofahrer an der Tagesordnung.