Wenn an diesem Donnerstag die Beratungen der Stadträte zum Haushalt 2017 beginnen, fehlt im Entwurf der Verwaltung ein noch vor zwei Jahren nach einem schweren Unfall als extrem wichtig eingeschätztes Verkehrsprojekt: der fußgänger- und radfahrerfreundliche Umbau der Löwenbrücke.
Wie's aussieht, wird dieses auf über drei Millionen Euro taxierte Vorhaben auch in absehbarer Zeit nicht kommen, wenn überhaupt. Akute Sicherheitsprobleme kann Stadtbaurat Christian Baumgart dennoch nicht erkennen.
Das Projekt ist erst mal auf Eis gelegt, erklärt Baumgart gegenüber der Redaktion. Das liege nicht zuletzt an der massiven Kritik aus Reihen des Radverkehrsbeirates, speziell der Interessengruppen der Radfahrer. Diese wollten eine Lösung, die für sie zwar die beste sei, die aber Abstriche vor allem beim Autoverkehr fordere.
„Das ist nicht machbar“, erklärt Baumgart. Denn die aus Platzmangel problematische Verkehrsführung über die Löwenbrücke mit Fußgänger-, Radfahrer-, Auto- und Straßenbahnverkehr sei nur mit einem Umbau der benachbarten Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße/Saalgasse zu verbessern.
Die Kreuzung ist eine der meist befahrenen in der Stadt. Täglich passieren sie zwischen 18 000 und 22 000 Autofahrer. Ein Verschlechterung beziehungsweise Verlangsamung des Autoverkehrs, beispielsweise durch Aufstellspuren für Radfahrer auf der Fahrbahn, kommt für Baumgart nicht in Frage. Bereits im vergangenen Sommer – bei der Vorstellung der von der Stadt ausgearbeiteten Pläne – hatte Baumgart betont: „Alle müssen Kompromisse machen“, es werde keine Verkehrsteilnehmergruppe vorrangig behandelt.
Die Konzepte des Baureferates sahen im Wesentlichen vor, die rechte Stadtauswärtsspur auf der Löwenbrücke zum Radweg zu machen, eine Abfahrtsrampe für die Radfahrer zur Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße und die Führung des Radverkehrs auf einem Weg entlang des mainseitigen Teils der Mergentheimer Straße.
Diese Lösung hätte eventuell auch finanzielle Vorteile: Um mögliche Fördergelder zu bekommen, müsste die Kreuzung „leistungsfähiger“ werden – sprich, der Autoverkehr darf zumindest nicht langsamer fließen.
Radfahrer kritisieren Umwege
Das Konzept des Rathauses stieß und stößt beim Radverkehrsbeirat auf massive Ablehnung. Dem über 50-köpfigen Gremium, das den Stadtrat in allen den Radverkehr betreffenden Fragen berät, gehören neben dem Oberbürgermeister, Vertretern der Stadt und der Polizei auch Interessenverbände wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der Verkehrsclub Deutschland (VCD), die AG Radverkehr der Lokalen Agenda 21 oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) an.
Hauptkritikpunkt am Verkehrskonzept für die Löwenbrücke: „Das ist keine Planung für den Radverkehr“, moniert Hans-Jürgen Beck vom ADFC. Die Radfahrer müssten „völlig umständliche Umwege“ in Kauf nehmen, teils über zu steile Rampen an den Brücken-Enden. Hinzu kämen zeitraubende Ampel-Stopps. Das Konzept sei in erster Linie danach ausgerichtet, den Verkehrsfluss für die Autofahrer wie an der Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße zu optimieren.
Auch die Planungsvariante, die rechte der beiden stadtauswärts führenden Autospuren auf der Löwenbrücke zu einem 2,50 Meter breiten Radweg umzufunktionieren, stößt beim ADFC auf wenig Gegenliebe.
Nachdem die Radfahrer auf dem Weg in beide Richtungen fahren würden, ergäben sich Probleme mit den Anbindungen jeweils am Brückenanfang bzw. -ende, kritisiert Becks ADFC-Vorstandskollege Thilo Wagenhöfer. „Das ist alles nicht durchdacht und nicht bedarfsgerecht für Radfahrer.“
Schlechte Situation bleibt
Die beiden ADFC-Vertreter hätten auf der Brücke lieber rechts und links jeweils einen Schutzstreifen für die Radfahrer parallel zur Fahrtrichtung der Autofahrer. Da es dabei stadteinwärts Probleme mit den Straßenbahngleisen gebe, müsste man diese entweder mehr in die Straßenmitte verlegen oder den Fußgängerverkehr nur auf der anderen Seite über die Brücke führen.
Generell wolle man den Radverkehr auf der Straße haben und im Verkehr mitfließen lassen, sagt Beck – zum Beispiel mit Aufstellstreifen an den Ampeln und eigenen Schutzstreifen neben der Fahrbahn, wie es auch das jüngst beschlossenen Radverkehrskonzept der Stadt vorsieht.
Diese Vorschläge, hinter denen nicht nur der ADFC, sondern auch die anderen Rad-Interessenvertreter stünden, habe man dem Baureferat gemacht – allerdings ohne Erfolg. Begründung: Dann sei, wie schon vom Stadtbaurat angeführt, die „Leistungsfähigkeit“ der Verkehrsführung an der Löwenbrücke und der Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße nicht mehr gegeben.
Wenn jetzt aber für den Radverkehr an und auf der Löwenbrücke gar nichts getan wird? „Die Situation ist bekanntlich schon schlecht“, sagen Beck und Wagenhöfer. „Doch bei der Umsetzung der städtischen Pläne wäre sie noch schlechter.“
Verbesserung durch Tempo 30
Somit bleibt die Überquerung der Löwenbrücke für Radfahrer ein großes Abenteuer. Diesem versuchen die meisten zu entgehen, indem sie die nur 1,50 Meter breiten Gehwege benutzten. Doch auch ohne Umbauten auf und an der Brücke sieht Stadtbaurat Baumgart „keine relevanten Sicherheitsprobleme“.
Allein die Einführung von Tempo 30 auf der Löwenbrücke und den Auffahrten habe schon zu einer „signifikanten Verbesserung“ geführt. Das Tempolimit gilt seit zwei Jahren, nachdem ein Autofahrer auf der Brücke auf den Gehweg geraten war und einen kleinen Jungen im Kinderwagen lebensgefährlich verletzt hatte.
Zumindest eine Verbesserung aus dem städtischen Planungskonzept soll es bald geben: Damit Kinder und Eltern ungefährdeter die Kita an der Löwenbrücke erreichen, wird dort am unteren Teil der Mergentheimer Straße eine Fußgängerampel eingerichtet.
In solchen "Meinungen" zeigt sich erschreckend, wie bequem es sich viele machen, ausgerechnet die umweltfreundlichsten, emissionsfreien Verkehrsteilnehmer als Sündenböcke & quasi "Kriminelle"pauschal zu verunglimpfen, statt die VERURSACHER der Probleme von rücksichtslosen Verhalten dieser zu erforschen: Wer 50 Jahre lang nur von einer VERKEHRS-OPTIMIERTEN humanen STADT redet, OHNE wirklich ausgereifte KONZEPTE umzusetzen, die gerade die Schwächeren stärken könnten im täglichen "Kampfgeschehen" auf unseren Straßen & Wegen, der muss sich nicht wundern, dass auch die Sitten im Miteinander immer mehr verrohen.
Es herrscht doch längst auf den Autobahnen z.B. die gleiche egomane"Kampfmentalität" zwischen den PS-Terroristen und "Normalos".
Q.E.D.
Löwenbrücke ist ein schwieriges Terrain, da fällt mir auch nur gegenseitige Rücksichtsnahme und für unsichere Radler das Schieben ein.
Die Kamikaze-Lage für RadlerInnen ist seit 50 Jahren auf der Löwenbrücke fast unverändert! Wie oft sollte schon eine Verbesserung angegangen werden, die stets an den vorrangigen Interessen der Autofahrer u. der Einfallslosigkeit der Stadtverwaltung gescheitert ist. Nur das Schwarze-Peter-Spiel ist DIE Konstante in diesem systemischen Trauerspiel.
Eher friert die Hölle zu, als dass sich in WBG clevere, kooperative, menschen- & umweltfreundliche Zukunftslösungen im städtischen Verkehrsplan realisieren ließen. Bei der personellen Inkompetenz, plus Verfilzung auch kein Wunder.
Wie eine Lösung dieses Problems aussieht, darüber kann man verschiedener Meinung sein.
Doch bevor der ADFC (immer wieder) "verbal" auf die anderen Verkehrsteilnehmer einschlägt, sollte er lieber auf den radelnden Teil der Bevölkerung einwirken, die sich einen Dreck um Verkehrsvorschriften kümmern, in dem sie das Rotlicht mißachten, im Dunkel ohne Licht fahren oder entgegen der Fahrtrichtung.
Und wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, dann kann man mal über andere Dinge nachdenken.
Wobei es diese Chaoten auf 2 Rädern nicht nur in Würzburg gibt, sondern auch in anderen Städten.
Die Verkehrserziehung hingegen obliegt Mama, Papa, der Schule und vielleicht noch der Verkehrswacht.
Für die Einhaltung der Verkehrsregeln und deren Ahndung bei Nichtbeachtung ist die Polizei zuständig.
Daher eine Fahrradsteuer und ein Nummernschild. Zum einen hätten wir dann Einnahmen zum anderen könnte man den unzähligen Verkehrsverstößen endlich mal nachgehen und entsprechende Bussgelder erheben. Der Großteil der Gefahrenmomente denen Radfahrer ausgesetzt sind erzeugen sie selbst. Da gilt keine rote Ampel, keine Einbahnstraße, kein Fussgängerüberweg, keine Beleuchtung, usw. Würde ein Autofahrer 2 Tage so fahren wie ein hoher Anteil der Radfahrer wäre er seinen Führerschein für immer los. Aber Radfahrer fordern nur, tun nichts dafür und machen was sie wollen. Es würde mich nicht wundern wenn bald eine PAGEFA gegründet wird Patriotische Autofahrer gegen die Fahrradisierung des Abendlandes
Diese elenden, asozialen Pedalritter, die uns Auto-Opfern das Leben schwer machen, reinste Anarchisten und Terroristen auf unseren teuer vergoldeten Fahrwegen. Der Verkehr rollt doch erst richtig, wenn die Räder nebst Bedienern unter der Erde sind. Würzburg leistet da gute Vorarbeit. Bravo!
Ach ja; Fußgänger sind auch nur Schmarotzer, die Gehwege, Ampeln und mehr fordern, OHNE dafür extra zu zahlen! Es gilt das Recht des Stärkeren im Land! Und das sind nun mal unsere heiß-geliebten Muttipanzer und Dino-SUVs in viel zu engen Gassen, weil da alte Häuser im Weg stehen. Aus der Kutschenzeit!
Es sollte mal eine Häuser-Abwrackprämie eingeführt werden. Dann geht's auch der leidenden Autoindustrie gleich wieder besser. Mehr Straßen = mehr bewegter Stahl.
*sarcasm off*
Dazu kommt, dass man die Brückenbefahrung gezählt hat. Es fahren täglich 18-22.000 Autos über die Brücke. Und das nicht zum Spass und um die Umwelt zu vergiften. Die meisten Leute müssen einfach arbeiten. Die Zählung ergab ca. 1.200 Fahrräder. Wenn in jedem 5. Auto noch ein Fahrgast sitzt sollen dann fast 25.000 Menschen in ihrer Mobilität beschränkt werden, weil 1.200 Radfahrer über die Brücke wollen. Das ist an Egoismus wohl kaum zu überbieten
P.S.: Um einen Einwurf vorwegzunehmen: ich persönlich fahre in die und in der Stadt ausschließlich mit Fahrad, Straba oder Bus!
Hier werden mal wieder zwei Sachen in einen Topf geworfen und kräftig drin rumgerührt!!! Das eine ist die in der Tat katastrophale Radwegesituation in WÜ, die einen als Radfahrer manchmal wirklich dazu zwingt, den Gehweg mitzubenutzen (und das geht auch ohne Probleme, wenn man sich rücksichtsvoll verhält und entsprechend langsam fährt).
Das andere sind einige Radfahrer - aber bitte bei weitem nicht alle! - die sich völlig daneben benehmen und meinen, für sich eine rechtsfreie Zone beanspruchen zu können. Kamikaze in der Fußgängerzone, Rowdy an der Ampel oder, Krönung des Ganzen, ohrgestöpselt und freihändig fahrend das Smartphone bedienen.
Leider habe ich noch nicht bemerken können, daß die Polizei, die sonst im Knöllchenverteilen auch nicht gerade zimperlich ist, wenigstens mal in den Abendstunden z. B. eine Beleuchtungskontrolle durchführen würde.
Meine Erfahrung bei Dunkelheit: 8 von 10 Radlern sind ungenügend oder gar nicht beleuchtet.
Stellt der ADFC dann kostenfrei für uns Fahrräder am Ortseingang Würzburg mit kostenfreien Pendlerparkplätzen zur Verfügung?
Falls es entgangen ist, es gibt auch andere Verkehrsteilnehmer als Fußgänger und Radfahrer. Bus und Auto.
Da bleibt doch genügend Geld übrig, um das Auto z.B. an der Talavera abzustellen und von dort aus den öffentlichen Nahverkehr in WÜ zu nutzen. Oder sich gleich ein Klapp- oder Faltrad zulegen und in der Stadt dann, bequem oder sportlich und an der frischen Luft, zur Arbeit oder zum Einkauf radeln
Eine Spur weg, wäre wieder eine Staustelle mehr im Berufsverkehr.