Jedes Jahr aufs Neue kann man in den Gemeinden rund um Würzburg im Dezember bunt geschmückte Wohnhäuser entdecken, die wegen ihrer aufwendigen Verzierung als "Weihnachtshäuser" betitelt werden. Der Weihnachtsschmuck bereitet vielen Betrachterinnen und Betrachtern eine Freude, ist aber vor allem dieses Jahr sowohl kostspielig als auch moralisch umstritten. Drei Besitzerinnen und Besitzer von Lichterhäusern erzählen, wie sie ihre Leidenschaft dieses Jahr handhaben.
Das Weihnachtshaus in Hettstadt leuchtet dieses Jahr batteriebetrieben
Magdalena Strojek und ihr Mann dekorieren jedes Jahr ihr Haus mit Lichtern und verschiedensten Figuren im Garten. Das machen sie aber nicht nur für sich selbst: "Wir selbst kommen aus dem Ausland und hatten eine arme Kindheit. Wir hatten nie die Chance, so etwas Schönes zu bewundern und es macht uns glücklich, die strahlenden Kinder zu sehen." Auch sie selbst sind jedes Jahr wieder begeistert: "Obwohl man erwachsen ist, fühlt man sich wie im Märchen, wenn alles leuchtet."
Ob das Schmücken dieses Jahr klappen würde, stand lange noch nicht fest: "Wir haben gar nicht so viel darüber nachgedacht zu dekorieren, weil gerade so viel Schlimmes auf der Welt passiert." Andererseits sei es gerade in traurigen Zeiten schön, "wenn man sich mal für eine Stunde abends an der Beleuchtung erfreuen kann", so Magdalena Strojek.
Die Stromkosten hatten sie nicht berechnet, wussten aber, dass das Ganze teuer werden würde. Letzten Endes entschied sich die Familie dafür, den Garten zu dekorieren. Mehr LED-Lampen als die vergangenen Jahre und auch batteriebetriebener Schmuck kam zum Einsatz. "Das ist viel günstiger", sagt Strojek. Es brauche zwar seine Zeit, alles einzuschalten, "aber das ist es wert". Nur zwei ihrer großen Figuren hätten noch einen höheren Stromverbrauch. Außerdem habe sie die ganze Woche damit verbracht, selbst Holzschmuck zu bauen und zu bemalen, der nicht beleuchtet ist.
Bisher habe sie viel positive Rückmeldung von Kindern und Familien bekommen. Doch nicht nur Kinder sind von dem Haus begeistert: Oft kämen auch Kunden des Harley Davidson-Village Hettstadt, das genau gegenüber liegt, vorbei und wollten Fotos machen. "Wenn es leuchtet und alle kommen, sind wir wie eine große Familie, da sich jeder einfach nur über Weihnachten freut", sagt Magdalena Strojek.
Das Weihnachtshaus in Veitshöchheim schmückt mit 20.000 Lichtern
Das Weihnachtshaus in Veitshöchheim, das mit seinen 70.000 Lichtern sonst auch als Attraktion für Einheimische sowie Touristinnen und Touristen gilt, wurde dieses Jahr deutlich weniger geschmückt, der Fokus dabei auf LED-Beleuchtung gelegt. Mit 20.000 Lichtern beleuchtet Familie Erdle nur den Hintergarten. "Für uns ist das sehr enttäuschend." Stattdessen haben die Erdles viel Dekoration "zum großflächigen Schmücken des Innenbereichs gekauft", um ihrer Leidenschaft zu frönen. Trotzdem können Besucherinnen und Besucher den Hintergarten von der Straße aus bestaunen. Glühwein trinken und Plätzchen essen mit den Besuchern im voll geschmückten Garten fiele aber heuer aus, so Angelika Erdle.
Normalerweise habe die Beleuchtung jährlich um die 600 Euro an Stromkosten verursacht. "Wir haben ausgerechnet, dass wird dieses Jahr vermutlich bei 1500 bis 2000 Euro liegen würden." Man wolle 2022 nun als Probejahr nehmen, "um dann nächstes Jahr besser auf die Preise eingestellt zu sein".
Das amerikanische Haus in Höchberg wird dieses Jahr nicht leuchten
"Wir schmücken dieses Jahr leider nicht." Gisela Schwertfeger aus Höchberg fährt normalerweise jedes Jahr gemeinsam mit ihrem Mann im amerikanischen Stil groß auf: "Wir hatten jedes Jahr zahlreiche Lichter, Figuren und große Zuckerstangen." Da der Schmuck allerdings aus Amerika sei, müssten sie einen Transformator verwenden, und das würde das ganze noch teurer machen.
"Das war jahrelang eine große Leidenschaft, wir mussten dieses Jahr aber leider beschließen, nur innen zu schmücken", sagt Gisela Schwertfeger im Gespräch mit der Redaktion. Die Menschen wären immer vor ihrem Haus stehen geblieben und hätten es sich angeschaut, das sei nun leider nicht möglich. "Ob wir nächstes Jahr wieder dekorieren, wissen wir noch nicht. Wie sich die Strompreise entwickeln, ist leider noch nicht absehbar." Moralisch sähe sie aber kein Problem darin, auch zur jetzigen Situation das Haus im Lichterglanz erstrahlen zu lassen.
Ein Würzburger Energieexperte rät, wie man möglichst sinnvoll beleuchten kann
"Nüchtern betrachtet ist eine Weihnachtsbeleuchtung nicht notwendig. Man kann ganz gut ohne sie leben und man sollte bei knappen Energieressourcen auf sie verzichten", sagt Dr. Hans-Peter Ebert, Vorstand des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE). Neben dem technischen Aspekt gäbe es aber auch "einen positiven psychologischen Einfluss, den Licht gerade in der dunklen Jahreszeit bewirkt". Diesen sollte man auch berücksichtigen.
Der Diplom-Physiker berechnet, dass eine Lichterkette mit 20 Glühlampen, die an 20 Tagen in der Weihnachtszeit etwa sechs Stunden täglich brennt, bei einem Preis von 60 Cent (pro Kilowattstunde) 4,32 Euro kosten würde. Das seien circa 70 Cent mehr als für den Energieverbrauch eines durchschnittlichen Kühlschranks in der gleichen Zeitspanne.
"Betrachtet man den zusätzlichen Stromverbrauch für Weihnachtsbeleuchtung in Deutschland, so betrug dieser 2019 (...) genauso viel wie der Jahresverbrauch einer mittelgroßen Stadt mit rund 200 000 Haushalten", gibt Ebert ein Beispiel an, das zum Nachdenken anregt. Deshalb sei es sinnvoll, LED-Beleuchtung zu verwenden: "LED-Lampen verbrauchen um 90 Prozent weniger Strom als herkömmliche Glühlampen." Damit seien auch die Stromkosten um 90 Prozent geringer. Noch sinnvoller wäre allerdings eine solarbetriebene Beleuchtung.
Wenn man trotzdem schmücken möchte, sollte man laut des Experten Folgendes beachten: Die Verwendung von LED-Beleuchtung, das Ausmustern veralteter Leuchtmittel sowie die Verwendung von Zeitschaltuhren würden den Energieverbrauch erheblich reduzieren. Außerdem sollte man "Akzente setzen" und "keine Lichtorgien" veranstalten.
Ansonsten kann ich auf diese Art von Weihnachtsdekoration verzichten, die häufig mit einem nachbarschaftlichen Aufrüsten einhergeht, aber in "normalen"Zeiten sollte das schon jeder nach seinem Geschmack gestalten können. Nicht so toll finde ich das in diesem Winter, wo etliche verantwortungsbewusste Menschen ihre Heizung um ein bis zwei Grad herunterdrehen, um mit eigenem Verzicht Energie für alle zu sparen. Bei einer derartigen Beleuchtung wird genau das Gegenteil praktiziert, nämlich Strom sinnfrei verballert.
Lange her...
Nur - je weniger ich inhaltlich mit dem Weihnachtsfest anfangen kann, umso mehr verliere ich mich in Äußerlichkeiten, in Kitsch und Kommerz - weil Weihnachten das Lichtfest zum Jahresende ist - und an Ostern der Osterhase Geburtstag hat!