Die Tür zum Labor steht offen. Ein junger, blonder Mann winkt herein, er grinst breit. Seine Lebensfreude ist während des gesamten Interviewtermins nicht zu übersehen – Markus Jordan lacht viel. Er führt durch das Labor, erklärt die einzelnen Geräte und Werkzeuge, mit denen Weine analysiert und sensorisch verkostet werden.
Ihm ist die Arbeit wichtig, sagt der studierte Getränketechnologe. Und weil er bereits seit Jahren im elterlichen Weinlabor in Eibelstadt arbeitet und weiß, welche Hürden Mittelstandsunternehmen teilweise haben, möchte sich der 22-Jährige genau dafür politisch einsetzen. Jordan geht für die FDP Würzburg-Land ins Rennen um das Direktmandat für den Bayerischen Landtag.
Mittelstandsunternehmen würden zu wenig von der Politik unterstützt
Doch was genau bedeutet eigentlich Mittelstandspolitik für ihn? "Mittelstandsunternehmen zu stärken, zu unterstützen und zu entbürokratisieren", erklärt der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis). Das Wort "Entbürokratisierung" fällt oft bei diesem Gespräch, es scheint dem 22-Jährigen besonders am Herzen zu liegen. Viele Auflagen, die "Schaffen und Handeln blockieren", stören ihn in der Bundesrepublik.
Er nennt Winzerbetriebe als Beispiele, die vor allem im Landkreis Würzburg den Tourismus voranbringen und ein großer Wirtschaftsfaktor seien. "Hier würde sich doch niemand heraus verirren, wenn wir nicht den Weinbau hätten", weiß Jordan. Dafür würde er jedoch zu wenig unterstützt. "Auf Winzer muss mehr gehört werden. Wein gehört zum Luxusgut, da wird in Zeiten der Inflation am ehesten gespart. Wenn wir uns da nicht bemühen, werden wir lauter gerodete Flächen bekommen, dann geht das schöne Weinfranken verloren."
In der Gegend kennt sich Markus Jordan gut aus, wohnt er schließlich sein ganzes Leben schon hier. Mit zwei "eher links eingestellten" Schwestern - eine davon ist sogar sein Zwilling - und seinen Eltern als "klassische Wechselwähler" wird am Essenstisch auch mal ordentlich über Politik gestritten. "Bei uns in der Familie bin ich der einzige FDPler", erzählt er. "Da wird zu Hause auch mal richtig gebrüllt, weil alle die Dinge anders sehen und sie vor allem keiner so sieht, wie ich in meiner FDP-Bubble", sagt Jordan und lacht.
Jeder Euro in Bildung sei ein Euro in die Zukunft
Seine politische Neugierde hat sich schon früh entwickelt. Mit 14 trat er der Jungen Union bei, mit 16 der CSU. Deren Ansichten wurden Jordan aber irgendwann "zu konservativ", auch die sexistischen Witze und die "Mauschelei" standen ihm "bis ganz da oben". So kam er als 20-Jähriger zur FDP. Seitdem er Schülersprecher war, interessiert er sich für Bildungspolitik.
So wäre in seinem Wunsch-Bayern Bildung komplett kostenfrei. "Der Staat muss dafür sorgen, dass man Kindern, egal aus welchen sozialen Schichten sie kommen, gleiche Voraussetzungen ermöglicht", fordert er. Das fange bei gut ausgestatteten Kindergärten an, gehe über Schulausstattung wie Hefte und Ordner, bis hin zu Skikursen während der Schulzeit, die sich nicht jede Familie leisten könne. "Wie fühlt sich da ein Kind, wenn es in einer anderen Klasse sitzen muss, während seine Klassenkameraden beim Skifahren sind", fragt sich Jordan. "Jeder Euro in Bildung ist ein Euro in die Zukunft", ist sein Motto. Denn Bildung, so sagt er, sei das wichtigste Gut.
Das habe er bei seiner eigenen Familie gemerkt. "Wenn damals das Bafög nicht eingeführt worden wäre, dann hätte mein Vater nicht studieren können und wir hätten heute nicht dieses Labor."
Eine CDUlerin als politisches Vorbild für einen FDPler? Markus Jordan geht damit offen um
Auf die Frage, wer denn sein politisches Vorbild sei, reagiert Jordan mit einer wohl recht ungewöhnlichen Antwort für einen FDPler: Angela Merkel. Mit 15 habe er die damalige Bundeskanzlerin (CDU) mal in Berlin getroffen, auch ein Selfie ist dabei entstanden, das Jordan dann auch stolz zeigt. "Ich bin nicht mit allem einverstanden, was sie gemacht hat, aber Merkel hat unserem Land erstmals ein freundliches Gesicht gegeben", erklärt er. Der EU und dem gesamten Wirtschaftsraum habe sie gutgetan, weiß er. Und noch etwas verbindet er mit ihr: "Sie war Workaholic durch und durch."
Und auch wenn der Posten des Bundeskanzlers viele Jahre von einer Frau besetzt war, weiß Jordan, dass der Frauenanteil in der Politik verbesserungswürdig ist– vor allem in der FDP. "Wir haben eine schlechtere Frauenquote als die AfD, das ist ein alarmierendes Zeichen." Doch seine Partei sei bereits mitten im Prozess, dies zu ändern, sagt er. Auch er persönlich versuche immer mehr Frauen für die Politik zu motivieren. Genauso wie er gerne mehr Menschen für klassische Handwerksberufe motivieren möchte.
Und so wäre seine erste Amtshandlung als Landtagsabgeordneter direkt nach München zu fahren, Bürokratiehürden für Mittelstandunternehmen abzuschaffen und die Bildungspolitik zu reformieren. Das sind große Ziele von Markus Jordan, die nicht nur Motivation, sondern auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Doch er selbst sagt dazu: "Politik ist mein schönstes und anstrengendstes Hobby zugleich."
Veranstaltungstipp: Wahlarena der Main-Post mit Direktkandidaten von im Landtag vertretenen Parteien (Stimmkreis Würzburg-Land) am Dienstag, 26. September, 19 Uhr, Mainfrankensäle Veitshöchheim. Eintritt frei.