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Veitshöchheim
Landkreis Würzburg: Warum die Müllabfuhr um so viel teurer wird
Corona hat die Müllmengen im Landkreis Würzburg im vergangenen Jahr nochmal mächtig nach oben getrieben. Team Orange will deshalb kräftig an der Gebührenschraube drehen.
Landkreis Würzburg: Warum die Müllabfuhr um so viel teurer wird
Foto: Team Orange
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

Der Anstieg der Müllmengen, den man beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Würzburg Team Orange seit Jahren schon beobachtet, hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal spürbar beschleunigt. Die Zeche zahlen nun die Verbraucher. Um rund 25 Prozent werden die Müllgebühren voraussichtlich im kommenden Jahr steigen.

"Ernüchternd" nennt Team-Orange-Betriebsleiter Alexander Pfenning die Entwicklung. "Seit Jahren reden wir über Abfallvermeidung, leider ist das Gegenteil der Fall." Eine Herausforderung auch für Maria Bethge, die beim Kommunalunternehmen des Landkreises das Thema Nachhaltigkeit betreut. Abfallvermeidung und -verwertung und die damit verbundene Schonung von Ressourcen stehen dabei im Fokus.

"Seit Jahren reden wir über Abfallvermeidung, leider ist das Gegenteil der Fall."
Alexander Pfenning, Team Orange

Besonders drastisch hat sich die Menge des Bauschutts entwickelt, der auf den Wertstoffhöfen des Landkreises landet. Es geht dabei nur um Abfälle aus privaten Haushalten und Kleingewerbe, sagt Alexander Pfenning. Trotzdem hat sich das Aufkommen innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Gleichzeitig steigen die Preise für die Entsorgung in Deponien, weil Deponievolumen knapper wird und es immer schwieriger werde, Neuanlagen zu bauen.

Landkreis Würzburg: Warum die Müllabfuhr um so viel teurer wird

Den Anstieg führt Pfenning auf die anhaltend hohe Bau- und Sanierungstätigkeit zurück, die sich auch bei den Privathaushalten niederschlägt. Das werde an steigenden Altholz-Mengen ebenfalls deutlich. Während der Entsorgungsbetrieb dafür vor Jahren noch bis zu 100 Euro pro Tonne von Verwertern, etwa aus der Spanplattenherstellung, erzielen konnte, seien die Preise zusammengebrochen, seit nach mehreren Trockensommern immer mehr Schad- und Käferholz aus den Wäldern den Markt überflutet. Damit fallen Einnahmen weg, die zur Entlastung der Müllgebühren beigetragen haben.

Nach einem kontinuierlichen Anstieg in den Vorjahren hat die Menge des Restmülls und des darin enthaltenen Sperrmülls im ersten Corona-Jahr 2020 einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht – um 12,8 Prozent. "Die Leute waren mehr daheim, für viele ist die Urlaubssaison ausgefallen, da war zu erwarten, dass auch mehr Müll  produziert wird", sagt Pfenning. Zudem haben viele Haushalte den Lockdown genutzt, um Keller und Dachboden zu entrümpeln. Vieles davon endete im Sperrmüll-Container. Im Würzburger Müllheizkraftwerk schlägt die Verbrennung von Haus- und Sperrmüll mit rund 80 Euro pro Tonne zu Buche. 

Nicht bewahrheitet hätten sich die Befürchtungen, dass mit Einführung der Gelben Tonne zum Jahreswechsel 2020 mehr Leichtverpackungen im Restmüll landen. Der Rückgang beim Grüngut sei witterungsbedingt. In diesem Jahr steige die Menge aufgrund des feuchten Sommers wieder deutlich an.

Weniger Papiermüll, aber mehr Kartons

Erstaunlich hingegen, dass die Altpapiermengen sogar gesunken sind. Trotzdem stiegen auch hier die Kosten, sagt Pfenning. "Das Gewicht ist zwar geringer geworden, das Volumen dafür aber deutlich größer." Grund dafür sei der steigende Anteil von Kartonagen, und das habe mit dem Boom des Online-Handels zu tun. Die Folge: Durch das höhere Transportvolumen habe sich die Abfuhr der blauen Papiertonne verteuert. 

Die größten Einnahmen zu Gunsten der Gebührenzahler erwirtschaftet Team Orange aus der Verwertung von Altmetall. Aus rein wirtschaftlicher Sicht sei der Mengenanstieg deshalb positiv, so der Betriebsleiter. "Wenn man's unter dem Aspekt des CO2-Ausstoßes betrachtet, ist das allerdings weniger erfreulich", so Pfenning weiter. Die Verbraucher zum Kauf langlebiger Produkte zu motivieren und alternative Verwertungswege aufzuzeigen - etwa den Gebrauchthandel, sieht Maria Bethge deshalb als eine ihrer Kernaufgaben. "Wir können nur appellieren", schränkt Pfenning ein, "letztlich entscheidet der Kunde darüber, was weggeworfen wird." 

Die Mengen an Altholz in den Wertstoffhöfen des Landkreises Würzburg sind, wie hier in Veitshöchheim, im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Im Bild (von links) Betriebsleiter Team Orange-Betriebsleiter Alexander Pfenning, die Vorständin des Landkreis-Kommunalunternehmens Eva von Vietinghof -Scheel und Nachhaltigkeits-Beauftragte Maria Bethge.
Foto: Gerhard Meißner | Die Mengen an Altholz in den Wertstoffhöfen des Landkreises Würzburg sind, wie hier in Veitshöchheim, im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

Rund 12,5 Millionen Euro an Müllgebühren nimmt Team Orange jährlich von den Haushalten und Firmen im Landkreis Würzburg ein. Verglichen mit der Gründung des Abfallwirtschaftsbetriebs im Jahr 2004 ist die Gebühr sogar gesunken, sagt Alexander Pfenning. Eine 60-Liter-Restmülltonne kostete damals 172 Euro im Jahr, heute sind es 166 Euro.

Doch mit den günstigen Gebühren wird es zum nächsten Jahreswechsel ein Ende haben. Eine Vorkalkulation habe ergeben, dass die Müllgebühren für den nächsten vierjährigen Kalkulationszeitraum voraussichtlich um rund 25 Prozent steigen müssen, um die Kosten zu decken,  sagt die Vorständin des Landkreis-Kommunalunternehmens Eva von Vietinghoff-Scheel.

Über 200 Euro für die 60-Liter-Tonne

Für die 60-Liter Tonne, die 44 Prozent der Mülltonnen im Landkreis Würzburg ausmacht, würde dies einen Anstieg der Jahresgebühr auf über 200 Euro bedeuten. Bio-, Papier- und Gelbe Tonne bleiben weiterhin kostenlos. Eine genaue Gebührenkalkulation soll in den nächsten Wochen erstellt und dem Kreistag in seiner Sitzung im Oktober zum Beschluss vorgelegt werden. Zum Jahreswechsel soll die Erhöhung in Kraft treten. 

Vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten hat Team Orange auch im Betriebssitz Veitshöchheim an der Sparschraube gedreht. Der geplante Umzug ins Gewerbegebiet am Spitalholz wurde vorerst auf Eis gelegt, so Vietinghoff-Scheel. Stattdessen soll nur die Fahrzeugflotte in die Hallen verlagert werden, die Team Orange dort gekauft hat. Verwaltung und Kundencenter bleiben zunächst am Güßgraben in Nähe des Veitshöchheimer Altorts.

Team Orange

Insgesamt beschäftigt Team Orange derzeit 140 Mitarbeiter, so Betriebsleiter Alexander Pfenning. Neben 14 Wertstoffhöfen unterhält der kommunale Abfallwirtschaftsbetrieb 13 weitere Standorte, darunter einige Altdeponien, die noch für Jahrzehnte betreut und überwacht werden müssen. Die insgesamt 39 Fahrzeuge von Team Orange sind in Veitshöchheim und am zweiten Betriebssitz im Gewerbegebiet Klingholz bei Reichenberg stationiert. Sie verbrauchen pro Jahr rund 300 000 Liter Diesel.
Quelle: Team Orange
 
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  • neffwerner
    Die Begründungen für Gebührenerhöhungen gehen wohl nie aus! Was für ein "Glück" daß es Corona gibt. Wir sind doch selbst schuld, wenn wir uns dies immer wieder gefallen lassen!
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  • Oreus
    Naja, dass der Online-Handel gerade wegen Corona sehr stark angestiegen ist, steht ja außer Frage... Aber dass sich der Preis des blauen Papier-Containers nach Volumen berechnet, und nicht nach Gewicht, scheint bei manchen noch nicht angekommen zu sein:
    Die werfen da Kartons, z.B. von Amazon, in den Container der fast einen halben Kubikmeter benötigt, ohne einzusehen, den so zusammenzufalten dass er möglichst wenig Platz braucht... Und nach meiner Erfahrung sind es eben nicht die Alten, denen man die Vernichtung der Zukunft der nächsten Generation vorwirft, sondern es sind die jungen Leute, denen das vollkommen sonst wo langgeht... Manchen ist das sogar vollkommen klar, dass das Blödsinn ist, weshalb sie solche Ladungen erst in den späten Nachtstunden in den Containern entsorgen, nur um nicht dabei ertappt zu werden...
    Von wegen die Jugend for Future...
    Da fällt mir manchmal gar nichts mehr dazu ein! Bei Uns im Haus wird immer wieder ein gesamter Hausrat in der grauen Tonne entsorgt!
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  • TLW-tu_W
    Ich kenne genug "Boomer" die Luftpolsterfolie mit Luft in die gelbe Tonne stecken, ebenso wie zusammengebaute Kartons und sich dann wundern, das die Tonne so schnell voll ist.
    Dummheit und Ignoranz ist nicht an ein Alter gebunden.

    Zudem für Sie zu Info, aus dem Artikel:
    "Bio-, Papier- und Gelbe Tonne bleiben weiterhin kostenlos."
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    Hallo ralfestenfeld
    Eine gut durchgerechnete Überlegung.
    Wenn man auf 2004 schaut da hat die
    Restmülltonne wenn ich recht weiß 172 €
    gekostet. Und jetzt 17 Jahre später
    zahlen wir im Moment m.M. nach 166 €.
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  • dregr@web.de
    Auch ohne Corona hätte ich hätte ich darauf gewettet, dass die Kosten steigen werden! Jetzt hat "der Landkreis" wenigstens eine Begründung!
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  • erwin.deppisch@yahoo.de
    Wenn ich mir die Tabelle anschaue kann man wohl vieles mit Corona erklären. Was mich viel stärker interessiert als der Anstieg ist die Frage, ob der Preis auch bei eventuell zukünftig fallenden Mengen wieder reduziert wird.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Ich sehe das so: wir haben derzeit VIER Tonnen - Restmüll-, Papier-, Bio- und Gelbe Tonne.
    Bei 200,- Euro macht das - zukünftig - ca. 16 - 17 Euro pro Monat. Oder nicht ganz 3 Euro pro Leerung (bei 6 - 8 Leerungen im Monat). M.E. also überschaubar. Kann allerdings sein, dass in 2021 mehr Sondermüll anfällt.
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  • nkestler@aol.com
    dass die Altpapierpreise sich fast verdoppelt haben, wird nichts gesagt.
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  • mainpost.bib@thws.de
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  • klafie
    alfisti: gegenfrage: warum müssen dann diejenigen, die sich geimpft haben, an den folgen derer leiden, die nicht zum impfen gehen und sich verweigern? genauso ist es wie bei denen, die rücksichtslos ihren müll wegwerfen oder übervolle tonnen zur abfuhr hinstellen.
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  • ToDietz@web.de
    klafie: Ihre Gegenfrage ist berechtigt, richtet sich aber an den Falschen. Ich habe mich bereits so bald als möglich impfen lassen und ärgere mich selbst über die Dummheit und Impertinenz der Impfverweigerer.

    Wenn die Mülltonnen regelmäßig "überfüllt" werden müssen eben größere Tonnen oder zusätzliche Müllsäcke gekauft werden.
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  • klafie
    der müllabfall steigert sich vermutlich auch dadurch, dass viele ihr essen abholten und dadurch auch wie bei pizzas automatisch mehr müll anfiel. wenn man in der vergangenheit die bilder sah, inwieweit müllschleuder ihren müll wegwarfen, siehe parks oder dergleichen, so muß man sich nicht wundern, wenn die müllabfuhr teurer wird. möchte von euch jemand als müllmann arbeiten, die armen kerls müssen bei wind und wetter den abfall entsorgen, das ist bestimmt auch keine angenehme arbeit und muss angemessen bezahlt werden. auch daran mal denken.
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  • ToDietz@web.de
    Warum müssen wir für den Bauschutt anderer zahlen?
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  • peterlesbub
    Meines Wissens werden am Wertstoffhof nur Kleinmengen bis ca. 1 m3 angenommen, für mehr zahlt der Verursacher über die Containerdienste.
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  • gerhard.meissner@mainpost.de
    Wenn ich recht weiß, sind es sogar nur 200 Liter Bauschutt, die kostenlos abgegeben werden können. Als Maßstab gilt ein normaler Kofferraum voll.
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  • annette.schuhmann@web.de
    Ja, aber jeden Tag wieder neu, d.h. heute 200 L, morgen 200 L, übermorgen wieder...
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  • peterlesbub
    Wer sich die Mühe machen will. Bei uns sind es 18 km einfach zum WS Hof, da überlegt man sich schon einen Container zu bestellen.
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  • peterlesbub
    Hätte unser Ex Landrat damals die Millionen, die aus dem Müllheizkraftwerk , das im Endeffekt vom Gebührenzahler finanziert wurde, nicht zweckentfremdet in ein Schwimmbad gesteckt, sondern in eine Rücklage beim Team Orange eingestellt, könnten die Gebührensteigerungen womöglich vermieden werden.
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  • gerhard.meissner@mainpost.de
    Die Frage sollte man wieder mal stellen. Vor Jahren hieß es, dass die Technik und Verwaltung so aufwendig und teuer wäre, dass zwar einige mehr, aber die anderen deshalb nicht weniger bezahlen müssten.
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  • ullmannt@gmx.de
    Sollen sie doch ein gewichtsorientiertes Bezahlsystem einführen. Wer viel Müll produziert soll auch viel zahlen. Wer wenig erzeugt zahlt weniger.
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