Eine 120 Jahre alte Rotbuche ist schon kahl. Der Baum daneben wird laut Förster Karl-Georg Schönmüller im Lauf des nächsten Jahres sterben. "Hier sind schon Pilze eingedrungen", zeigt der Leiter des Würzburger Forstbetriebes krankes Holz hinter der Rinde. Denn von Hitze und Trockenheit geschwächte Bäume können sich gegen Schädlinge nicht gut wehren. Auf die bereits in den vergangenen Monaten abgestorbenen, mehr als 5000 großen Bäume im Stadtwald, werden in den nächsten Monaten also noch viele weitere folgen.
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"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist", erklärt Umweltreferent Wolfgang Kleiner beim Pressetermin zu den einem Prozent toter Bäume im Stadtwald. "Heiße Sommer gab es früher auch mal, aber solche Schäden nicht." Der Unterschied zum Hitzesommer 2003: 2018 und 2019 sind nicht nur die Sommer zu trocken, sondern in den Wintern regnet es zu wenig. "Das Grundwasser in tiefen Bodenschichten wurde deshalb nicht aufgefüllt", erklärt Kleiner.
Die Folgen für den Wald: Gruppen von kahlen Fichten und entlaubte Kronen von Rotbuchen. "An den extrem heißen Tagen wurden die Blätter regelrecht zerkocht", sagt Förster Schönmüller. Besonders an Stellen mit flachgründigen Böden - wenig Wasser - und am Rand des Waldes - wenig Schatten - sind große Bäume schon ganz kahl oder teilweise entlaubt. Auch wenn es jetzt regnen würde, hilft das den angeschlagenen Rotbuchen im Stadtwald nichts mehr. Schönmüller: "Das Wasser dringt im Sommer vielleicht 30 bis 50 Zentimeter tief in den Boden, die großen Bäume wurzeln viel tiefer."
Die im vergangenen Winter rund 10 000 neu angepflanzten jungen Tannen, Eichen und Elsbeeren haben bislang überlebt. Sie wurzeln noch nicht so tief und haben von den Niederschlägen im Mai und Anfang Juni profitiert. Mit standortheimischen Bäumen, die Trockenheit besser vertragen, will man den Wald für den Klimawandel wappnen: Heißere Sommer, weniger Niederschläge und mehr Unwetter prognostizieren Klimaexperten für Unterfranken, das ohnehin schon eine trockene Region ist.
"Wir stellen uns so gut wie möglich auf die Herausforderungen des Klimawandels ein", erklärte Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Dazu gehört neben dem langfristigen Waldumbau als kurzfristige Maßnahme das Anlegen von Feuchtbiotopen, um möglichst viel Wasser im Wald zu halten. Auch in der Innenstadt will man reagieren. "Straßenbäume werden wir verstärkt bewässern, Patenschaften und privates Grün mehr fördern", kündigte Gartenamtsleiter Helge Grob an.