Am Montag vor dem Dezember-Lockdown war es ruhig, kein Wunder: haben die 14 Wertstoffhöfe doch montags geschlossen. "Aber Dienstag war wieder gut was los", fasst Alexander Pfenning ironisch untertreibend die Turbulenzen zusammen. Pfenning ist Betriebsleiter des Team Orange, des Abfallentsorgungsunternehmens für den Landkreis Würzburg. Er hat den Überblick über das große Entrümpeln 2020. Die Unsicherheit, ob die Wertstoffhöfe wie im Frühjahr wieder geschlossen werden, hatte auch diesmal für einen größeren Ansturm gesorgt. Inzwischen ist klar: Es bleibt bei normalem Betrieb.
Fünf Wochen, vom 20. März einschließlich 20. April waren die Wertstoffhöfe im Frühjahr beim ersten Lockdown geschlossen gewesen. Was sich in dieser Zeit angesammelt hatte und was die Menschen zusätzlich in Entrümpelungsaktionen zu Hause aussortiert hatten, kam im in der Folge geballt auf den Wertstoffhöfen an.
Beinahe doppelt so viel Sperrmüll als im Mai 2019
"Wie ein geplatzter Sack Flöhe", beschreibt Pfenning den Andrang. Dabei war Geduld gefragt und Verständnis für die Wartezeiten, weil nur dosiert Leute hineingelassen wurden. Zu den Stoßzeiten musste man sich in einer Warteschlange gedulden. Die allermeisten Kunden seien aber vernünftig und einsichtig, sagt Pfenning. Polizei sei nicht notwendig gewesen, was er auch der Erfahrenheit und freundlichen Bestimmtheit des Personals zuschreibt.
Die Mengen indes hatten es in sich, stiegen zunächst sprunghaft an. So wurde im Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat fast das Doppelte an Sperrmüll angeliefert: 611 Tonnen (2019: 379 Tonnen). Beim Altmetall betrug die Steigerung noch deutlich mehr als ein Drittel, nämlich 277 statt 192 Tonnen. Für Altholz lag das Plus auch fast ein Drittel höher, nämlich bei 733 Tonnen (552 Tonnen). Sogar an Weißware, wie Herde, Waschmaschinen und dergleichen, wurde noch ein Viertel mehr angeliefert: 54 Tonnen statt 43 im Mai 2019.
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Der Ansturm habe sich den ganzen Sommer über hingezogen. Auch der Herbst sei wie immer gut frequentiert gewesen, so Pfenning. Das Team Orange habe nach der Wiedereröffnung mit Sonderschichten und Extrafuhren die höhere Kundenfrequenz und das größere Abfallvolumen in den Griff zu bekommen versucht und entsprechend geplant. Das Personal habe wunderbar mitgezogen, lobt Pfenning.
Die enormen Spitzen relativieren sich allerdings aufs Jahr gesehen. Eine Neukalkulation des Gebührengefüges sei laut Pfenning ob der Spitzen nicht erforderlich. Im Alltag rangieren die Anlieferer zwischen Personen, die mit einer Hand voll Material kommen, was den Weg kaum lohnt und großen Entrümpelungsaktionen, die einen verwundern könnten. Pfenning sieht es professionell: "Der Kunde entscheidet!"
Auf die Klimadiskussion und verändertes Kaufverhalten angesprochen, muss Pfenning abwinken: "Von Vermeidung spüren wir nichts." Seit 2004 gibt es das Team Orange. An den Gesamtabfallmengen der Wertstoffhöfe festgemacht, sprächen die Zahlen über die Jahre eine deutliche Sprache, so Pfenning. "Vielleicht ist es nicht mehr zeitgemäß mit einer Abfallgebühr alles inklusive zu haben", beschreibt er eine Möglichkeit, den Verbrauchern die tatsächliche Belastung durch unsere Abfälle transparenter zu machen. Denn die Tendenz ist eindeutig: Jedes Jahr wird mehr bei den Wertstoffhöfen abgeladen.
100 Euro kostet die Entsorgung eine Tonne Altholz
Bei den klassischen Fraktionen wie Altmetall wurde 2019 im Vergleich mit 2004 mehr als das Doppelte entsorgt: 2202 statt 897 Tonnen. Während Metall recycelt wird und Erlöse bringt, veranschaulicht Pfenning, seien die Erlöse beim Altpapier schon sehr schwankend.
Beim Altholz, also zumeist Möbel, wird inzwischen fast doppelt so viel weggeworfen: 2004 waren es im Landkreis Würzburg 3209 Tonnen, 2019 schon 6090 Tonnen Altholz. Hier haben sich auch die Erlöse erübrigt. Inzwischen müssten bald 100 Euro pro Tonne für die Entsorgung von Altholz bezahlt werden. Verdorrtes Holz aus den Wäldern flutet den Markt.