
Unterfrankens Krankenhäuser schreien auf: Wegen Inflation, Energiekrise und den Folgen von Corona steuern sie im kommenden Jahr reihenweise in die roten Zahlen. Um die Verluste auszugleichen, reiche das vom Bundesgesundheitsministerium angekündigte Hilfsprogramm in Höhe von sechs Milliarden Euro bei weitem nicht aus, kritisieren öffentliche und gemeinnützige Klinikträger in der Region.
Man stehe mit dem Rücken zur Wand, heißt es unisono. Die Kosten in den Kliniken galoppieren davon, doch die Preise lassen sich – im Gegensatz zu anderen Branchen – nicht einfach erhöhen. Denn die Vergütung medizinischer Leistungen ist über Fallpauschalen fixiert. Zwar gibt es auch hier Anpassungen, doch diese decken die Mehrkosten den Kliniken zufolge nicht ab.
Mehrkosten durch Fallpauschalen und Hilfsprogramm nicht gedeckt
Mit Mehreinnahmen von 4,3 Prozent könnten die Kliniken laut Bayerischer Krankenhausgesellschaft für 2023 rechnen. Dem gegenüber stehen Mehrausgaben durch die allgemeine Inflation von rund zehn Prozent. Dazu kommen Energiekosten, die sich je nach Lieferant verdoppeln oder gar vervierfachen.
Das reißt teils gewaltige Löcher in die kalkulierten Etats. Beispiele: minus 4 bis 5 Millionen Euro beim Klinikum Würzburg Mitte, minus 2,75 Millionen Euro beim König-Ludwig-Haus, minus 10 Millionen Euro beim Klinikum Main-Spessart. Auch die Uniklinik Würzburg rechnet laut Sprecher Stefan Dreising für dieses und nächstes Jahr mit Mehrbelastungen in Millionenhöhe allein durch die Kosten für Gas und Strom.
Wie Hohn klingt da die Versicherung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), kein Krankenhaus werde Liquiditätsprobleme bekommen. "Die haben wir schon, es muss etwas passieren", sagt Volker Sauer, Geschäftsführer des Klinikums Würzburg Mitte (KWM), das vor sechs Jahren aus einer Fusion von Juliusspital und Missio-Klinik hervorging.
Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor des Juliussspitals, erinnert an den Auftrag zur Daseinsvorsorge der Kliniken in öffentlicher oder gemeinnütziger Hand: "Wir wollen keinen Gewinn machen, aber wir müssen die Kosten decken." Dies sei aktuell nicht mehr möglich, sagt Herberth. Wer aber stopft die Millionen-Löcher?

Die Träger müssten wohl tief in Tasche greifen. Das sind bei den öffentlichen Kliniken die Kreistage, der Bezirk, Kommunen, Stiftungen oder – wie im Fall von Josef-Krankenhaus in Schweinfurt und Theresienklinik in Würzburg – mit den Erlöserschwestern auch ein kirchlicher Orden. Es drohen Sparmaßnahmen der Kliniken, die eine schlechtere Versorgung der Bevölkerung zur Folge haben könnten. Oder im schlimmsten Fall Insolvenzen.
Verschärft wird die Situation durch einen pandemiebedingten Rückgang bei den Patientenzahlen - denn dadurch schwinden Erlöse. Für die Isolation werden nach wie vor Betten gesperrt, auch ist der Hygiene- und damit Personalaufwand größer. Gleichzeitig fallen Pflegekräfte wegen positiver Corona-Befunde aus. Auch für das kommende Jahr rechnen die Kliniken in der Region mit diesen Einschränkungen. Gleichzeitig aber sind die Corona-Ausgleichszahlungen schon im April dieses Jahres ausgelaufen.
In einem losen Verbund tauschen sich die Klinikchefs in der Region über die aktuelle Situation aus – und ziehen an einem Strang, wo nötig. Aktuell haben sie sich an den Bundesgesundheitsminister und an die regionalen Abgeordneten gewandt.
Die zentralen Forderungen: Inflationsausgleich in voller Höhe und eine Übernahme der tatsächlichen Energie-Mehrkosten. Das Sechs-Milliarden-Hilfspaket müsse dabei stärker als bisher vorgesehen die Steigerung bei den allgemeinen Sachkosten wie Medikamente oder Lebensmittel auffangen. Die Teuerung hier belaste die Kliniken noch stärker als die Energiepreise.
Zusätzlich kämpfen die Träger mit steigenden Personalkosten – wobei das noch größere Problem derzeit der Personalmangel ist. Um hier Abhilfe zu schaffen, brauche es vor allem bessere Arbeitsbedingungen, waren sich Vertreter der Kliniken bei ihrem jüngsten Treffen einig. "Wir brauchen eine tariflich festgelegte 35-Stunden-Woche", fordert beispielsweise Karsten Eck, Direktor der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus und des Zentrums für Seelische Gesundheit in Würzburg. Mit weniger Arbeitszeit könne der Pflegeberuf für viele attraktiver werden.
Von der Politik fühlen sich die Krankenhausträger derzeit im Stich gelassen. Man könne darüber diskutieren, ob die Zahl von rund 1900 Kliniken in Deutschland reduziert werden müsse. Aber das müsse geplant und gestaltet werden. Stattdessen überlasse dies die Politik dem freien Markt. Oder, wie es Karsten Eck formuliert: "Das läuft auf eine kalte Bereinigung der Krankenhauslandschaft hinaus."
Im Bundesgesundheitsministerium wiegelt man dazu ab. Ohne die Forderungen aus Unterfranken kommentieren zu wollen, verweist ein Sprecher auf das Hilfspaket mit sechs Milliarden Euro für die Krankenhäuser und zwei Milliarden für die Pflegeheime sowie auf die Gas- und Strompreisbremse. Karl Lauterbach wird mit den Worten zitiert: "Die steigenden Energiekosten werden den Betrieb der Krankenhäuser nicht gefährden. Kein Krankenhaus muss die Tore schließen, weil Energie zu teuer ist."
Ausgemacht scheint dies noch nicht.
https://www.spiegel.de/netzwelt/gesamtkosten-fuer-corona-warn-app-steigen-auf-220-millionen-euro-a-0202c5e9-f2f9-4586-a8f1-e469fd5437fb
Krankenhäuser neu Bauen ist OK. Aber erst wenn die neuen stehen kann ich Alte zumachen. Der Rest ist Organisation gute Bezahlung Wertschätzung usw. ich habe einfach nur noch Angst in diesem Land.
Die privaten Krankenhausträger verbrauchen ihre Gewinne aus den früheren Jahren und bitten die Aktionäre zu unterstützen!
Die öffentlichen Träger werden unterstützt- von uns allen weil wir quasi die Träger sind.