
Finanziell sieht es düster aus beim Klinikum Main-Spessart: Wie sich in der Kreistagswerkausschusssitzung am Mittwoch im Landratsamt Karlstadt herausstellte, wird in den kommenden fünf Jahren mit jährlichen Defiziten um zehn Millionen Euro herum oder sogar noch höher gerechnet.
Aber der Reihe nach: Zunächst stellte Albert Prickarz, Leiter Finanzwesen, den Wirtschafts- und Stellenplan des Klinikums für das Jahr 2023 vor. Demnach wird für das kommende Jahr mit einem Defizit von rund zehn Millionen Euro gerechnet, vorausgesetzt die Corona- und Inflationsausgleichszahlungen kommen wie geplant; andernfalls könnte der Fehlbetrag noch höher ausfallen.
Bostelaar: Patientenzahl wegen Coronapandemie geringer als sonst
Laut Prickarz haben derzeit fast alle Krankenhäuser in Deutschland mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Als Gründe nannte er unter anderem steigende Kosten, rückläufige Fallzahlen, geringere Erlöse und nicht ausreichende Bundeshilfen. Nach Angaben des Klinikreferenten René Bostelaar sind in Bayern derzeit 70 Prozent der Krankenhäuser hoch defizitär.
Brigitte Riedmann (FW) wollte wissen, womit die rückläufigen Belegungszahlen im Krankenhaus in Lohr zusammenhängen. Laut Bostelaar ist dies ein bundesweites Phänomen; die Krankenhäuser in Deutschland hätten im Zuge der Coronapandemie mehr als 20 Prozent an Patienten verloren.
Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass nicht mehr so viel operiert werde und die Menschen vorsichtiger geworden seien, sich genau überlegten, ob ein Krankenhausbesuch notwendig sei, so der Klinikreferent.
Das Hauptproblem der Krankenhäuser sei, dass als Folge des Fallpauschalensystems in den letzten 15 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen am Bedarf vorbeigearbeitet worden sei, sagte Bostelaar. Riedmann ließ nicht locker. Sie wollte wissen, wie es unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich sein soll, mehr Fälle zu bekommen.
Auch nach der Eröffnung des Neubaus wird Millionen-Defizit erwartet
Das Klinikum Main-Spessart müsse sich spezialisieren, sagte Bostelaar, ohne dies näher auszuführen. Zudem müsse man versuchen, in andere Krankenhäuser abgewanderte Patienten zurückzugewinnen und die Zahlen im ambulanten Bereich zu steigern. Laut Bostelaar ist es Ziel der Bundespolitik, die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland auf rund 700 zu reduzieren und dafür den ambulanten Bereich auszubauen.
Heftige Kritik an den voraussichtlichen Fehlbeträgen der kommenden Jahre übte Christian Menig (UGM). Bostelaar sei 2019 angetreten und habe geplant, dass das Klinikum 2024 kein Defizit mehr erwirtschaften solle. Dass dieses Ziel aufgrund der Coronakrise nicht zu erreichen sei, sei klar. Das Minus von zehn bis 15 Millionen im kommenden Jahr könne man aufgrund der schwierigen Lage noch durchgehen lassen, aber einfach so weitermachen könne man nicht.
Damit bezog sich Menig auf eine Kalkulation der Klinikleitung, die den Kreisräten vorlag. Ihm zufolge besagt die Prognose, dass es in den nächsten Jahren nicht besser werde. Selbst 2027, ein Jahr nach der geplanten Eröffnung des Zentralklinikums, werde noch mit einem Verlust von über elf Millionen Euro gerechnet. Diese Zahlen seien "der Horror".
Bostelaar: Wirtschaftsplan ist wie Blick in die Glaskugel
"Schade, dass Sie das so sehen", meine Klinikreferent Bostelaar. Das Klinikum versuche, als Grund- und Regelversorger gute Medizin anzubieten. Derzeit gebe es keine Uniklinik mit weniger als 15 Millionen Euro Verlust im Jahr, "obwohl das eigentlich die Geldmaschinen sind".
Mit Blick auf die von Menig zitierte Prognose sagte er, eigentlich könne man in diesen Zeiten derzeit gar keinen Wirtschaftsplan machen, dies sei in gewisser Weise wie in eine Glaskugel zu schauen. Tatsache sei, dass man auf schwere Zeiten zugehe. "Deshalb", so Bostelaar, "brauchen wir das neue Klinikum, um attraktiv zu bleiben."
Im Wirtschaftsplan kämen die multiplen Krisen in Europa zum Ausdruck, meinte Mario Paul (Grüne). Jetzt gehe es darum, sich gemeinschaftlich gegen diese Krisen zu stellen und die medizinische Versorgung im Landkreis sicherzustellen; die Lösungen dafür lägen "in Teilen auf dem Tisch".
Goldkuhle: Es gibt keine Alternative
Auch er sei über die Zahlen "sehr erschrocken", sagte Jürgen Lippert (FW); man müsse alle Positionen im Wirtschaftsplan noch einmal auf den Prüfstein stellen. Auch für ihre Fraktion sei es "schwere Kost", sagte Elisabeth Stahl (CSU); von den Chefärzten erwarte man "maximale Fallsteigerung".
"Wenn wir das neue Klinikum haben, wird das ein Magnet sein", versprach Bostelaar – und damit werde sich dann auch das Defizit "minimieren".
Es gebe keine Alternative zum eingeschlagenen Weg, sagte Manfred Goldkuhle (CSU), denn man habe einen Versorgungsauftrag. "Wir können doch nicht die Krankenversorgung der Bürger aufgeben."
"Wir stehen zu unserer Verantwortung", betonte stellvertretender Landrat Christoph Vogel, der die Sitzung leitete. Ihm zufolge würde das Defizit ohne die bereits umgesetzten Masterplan-Maßnahmen "noch ganz anders aussehen."
Bei einer Gegenstimme (Christian Menig) sprach der Werkausschuss die Empfehlung an den Kreistag aus, dem Wirtschafts- und Stellenplan 2023 zuzustimmen.
Da muss ich ja jetzt schon lachen.
Und dann noch ein Provinzkrankenhäuschen mit Unikliniken zu vergleichen ist ja geradezu grotesk.
Wenn ich das jetzt alles einigermaßen richtig verstanden habe sollten Kranke angeworben werden sich halt mal was operieren zu lassen!
Die Krankenkassen-Defizite interessieren hier anscheinend niemanden.
Vielleicht sollten ja Prämien gezahlt werden für eine Operation damit wieder mehr Bürger "krank" werden!
In Deutschland geht es wirklich abwärts, in allen Bereichen.
Da müssen solche Zahlen rauskommen.
Aber so ist das, wenn Amateure die Finger im Spiel haben.
Von den Statistiken der beiden Klinikreferenten , der Beratungsfirma und den " Super " -
Werksauschuss , welche alle ihren Job sehr unfähig gemacht haben.
Jetzt ist das Vertrauen überall weg und wenn ich die Beiträge der im Kreis verantwortlichen
Politiker lese , kann ich nur über ihre sogenannte " Blauäugigkeit " den Kopf schütteln.