Die Zeit der rosa Zettel ist vorbei – endlich. Seit 1. Januar ist das E-Rezept da, bundesweit und verpflichtend. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist richtig, wichtig und längst überfällig. Nur leider gilt beim E-Rezept: gut gedacht, schlecht gemacht. Und das schafft Frust statt Fortschritt.
Dabei kommt das E-Rezept wahrlich nicht überraschend, mehr als 20 Jahre sind von der Idee bis heute verstrichen. Genug Zeit, um Abläufe zu testen und Praxistauglichkeit zu gewinnen. Dass nun so manche Software hakt, war vermeidbar. Noch mehr aber, dass sich mancher Patient plötzlich vor unverständliche digitale Tatsachen gestellt sieht.
Digitaler Nutzen: Jeder muss wissen und verstehen, worum es geht
Das E-Rezept hilft, Wege zu vermeiden und Daten digital zu bündeln. Es kann das Kranksein erleichtern, genauso wie die elektronische Krankschreibung und die elektronische Patientenakte. Voraussetzung ist, dass jeder versteht, wie. Es braucht Aufklärung und Erklärung, gerade für ältere Menschen, gerade für skeptische Versicherte. Das wurde von Gesundheitspolitikern versäumt, auf Bundes- wie auf Landesebene.
Um zukunftsfähig zu sein, muss das Gesundheitswesen digital funktionieren. Nicht zuletzt Corona hat das deutlich gezeigt: Pandemie-Bekämpfung mit Papierakte und gefaxten Infektionszahlen ist so sinnvoll wie Pfefferminztee-Trinken gegen ein gebrochenes Bein.
Es kann nicht sein, dass Pflegeheime vergessen werden
An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Erfolgsentscheidend ist, dass alle mitgenommen werden. Es kann nicht sein, dass Privatversicherte meist außen vor bleiben, weil sie keine elektronische Gesundheitskarte haben. Und noch weniger kann es sein, dass Pflegeheime die Rezepte ihrer Bewohnerinnen und Bewohner nun als ausgedruckten QR-Code bekommen, weil niemand an sie gedacht hat. Das ist kein digitaler Fortschritt – sondern absurd.
Etwas umständlicher war es, die PIN für die Gesundheitskarte von der Krankenkasse zu erhalten.
Nicht auf Perfektion warten, starten!
Privatversicherte werden derzeit angeschrieben und um Zustimmung zur Einführung einer Versichertenkarte gebeten.
Da diese aber offenbar mit der Krankenakte verbunden werde soll, dürfte die Resonanz dürftig bleiben.
Anderseits können den E-Rezept-Wahnsinn täglich in der Werbung für die "Sh..-Apotheke" finden. Der Kunde muss sich das E-Rezept ausdrucken und dann den QR-Code an die Versandapotheke übermitteln? Geht's noch umständlicher?
Sorry, aber das ist typisch deutsche Politik - erst Fördern wir die E-Mobilität und dann überlegen wir, wie wir das Ganze betreiben können.
Oder wie meine Omma sagte: wir zäumen den Gaul von hinten auf.