Seit Jahrzehnten schon sind Lastwagen den Winterhäuserinnen und Winterhäusern ein Dorn im Auge. Zumindest dann, wenn sie sich abenteuerlich durch die schmale Ortsdurchfahrt manövrieren und immer wieder brenzlige Situationen verursachen. Die Gemeinde setzt sich seit langem für ein Durchfahrtsverbot für den Schwerlastverkehr ein und verweist auf die Bundesstraße 13 auf der anderen Mainseite als Alternativ-Strecke. Doch über Jahre ohne Erfolg. "Die Straßenverkehrsbehörde hat die besondere Gefährdungslage nicht gesehen", sagt Bürgermeister Christian Luksch. Stattdessen berief sie sich auf fehlende rechtliche Voraussetzungen. Nun zeichne sich allerdings ein Lichtblick in dem lange scheinbar aussichtslosen Kampf ab.
Überraschend habe die Gemeinde vom Landratsamt das Angebot erhalten, die Straße im Altort im Probebetrieb für den Lkw-Verkehr zu sperren, sagt Luksch. Der Rahmen: ein sogenannter Verkehrsversuch. "Wir waren sehr erfreut darüber", so der Bürgermeister. Sämtliche Forderungen der Gemeinde erfülle der Vorschlag der Behörde zwar nicht, allerdings sei es ein klarer Schritt in die richtige Richtung. "Wir nehmen, was gerade möglich ist", erklärt Luksch.
Breite Fahrzeuge müssen auf die Gehwege ausweichen
Ähnlich sieht das Ingo Scholz, Sprecher des Arbeitskreises Mobilität (AK). "Erst vor kurzem hat sich wieder ein Lkw verkeilt", schildert Scholz die aktuelle Lage. Dass Lastwagen und andere breite Fahrzeuge auf die sowieso schon schmalen Gehwege ausweichen müssen, sei ebenfalls an der Tagesordnung. Für umso wichtiger halte er es, dass sich in Sachen Lkw-Durchfahrtsverbot endlich etwas tue. "Auch wenn es erstmal ein Verkehrsversuch wird, soll es uns recht sein", sagt Scholz. „Es ist toll, dass es in der Sache Gesprächsbereitschaft gibt.“
Erst im Frühjahr hatte der AK eine Podiumsdiskussion zu dem Thema organisiert. Landrat Thomas Eberth hatte damals noch geäußert, dass es eine Lkw-Sperrung ohne Zustimmung der Regierung von Unterfranken nicht geben könne. Die hatte zuvor hingegen auf die Zuständigkeit des Landratsamtes verwiesen, wenn es um ein Durchfahrtsverbot aus Gründen der Verkehrssicherheit geht. Ein Hin und Her, dass in Winterhausen vor allem zu Frustration geführt hatte.
Die Gemeinde will eine strengere Regelung
Das Angebot aus dem Landratsamt sieht laut Bürgermeister Luksch in der aktuellen Fassung eine Sperrung der Ortsdurchfahrt im Probebetrieb für Durchgangsverkehr mit einem Gewicht über 7,5 Tonnen vor.
Die Kommune halte allerdings eine Sperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen für sinnvoller. Denn es gehe hier viel mehr um die Maße als um das Gewicht, sagt Luksch. Außerdem störe er sich an dem Begriff „Durchgangsverkehr“. Denn nach der Straßenverkehrsordnung wären Lastwagen, die im Umkreis von 75 Kilometern erstmals beladen wurden, dann von der Regel ausgenommen. „Das ist aber ein Großteil der Lkws, die bei uns durchfahren“, sagt Luksch. Aus seiner Sicht sollte lediglich für Anlieger eine Ausnahme gelten.
Er hoffe, im Gespräch mit der Unteren Verkehrsbehörde eine geeignete Lösung finden zu können. Wie genau diese schlussendlich aussehen werde, sei bislang allerdings noch unklar.
Untere Verkehrsbehörde gibt keine Auskunft
Die Behörde selbst gibt sich schweigsam. Weder zum weiteren Vorgehen in Winterhausen noch zum plötzlichen Kurswechsel in Sachen Lkw-Sperrung gibt es auf Nachfrage dieser Redaktion Antworten aus dem Landratsamt.
Bürgermeister Christian Luksch hofft, dass die zeitweilige Lkw-Sperrung bereits im kommenden Frühjahr an den Start gehen kann. Für das Ziel der Gemeinde, den Lkw-Verkehr langfristig aus dem Winterhäuser Altort zu verbannen, setze man auf eine Änderung im Straßenverkehrsgesetz, die der Bundestag in diesem Jahr auf den Weg gebracht hat, so Luksch. Dann solle etwa der Schutz der Gesundheit einen höheren Stellenwert bekommen – und die Kommunen mehr Entscheidungsspielraum. „Aber schon der Verkehrsversuch wäre fürs Erste eine Erleichterung“, sagt der Bürgermeister.
Es wäre ein Segen für Winterhausen, wenn der Schwerlastverkehr nicht mehr durch die viel zu enge Ortsdurchfahrt fahren würde.