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Ochsenfurt
Kleine Läden als große Chance: Wie Julia Moutschka die Zukunft der Ochsenfurter Altstadt sieht
Die scheidende Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins blickt auf ihre Zeit in Ochsenfurt zurück. Den Ochsenfurtern rät sie, sich öfter auf Neues einzulassen.
Julia Moutschka verlässt den Stadtmarketingverein Ochsenfurt. Künftig führt sie die Geschäfte der Veitshöchheimer Mainfrankensäle.
Foto: Gerhard Meißner | Julia Moutschka verlässt den Stadtmarketingverein Ochsenfurt. Künftig führt sie die Geschäfte der Veitshöchheimer Mainfrankensäle.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 05.07.2024 02:44 Uhr

Fünf Jahre lang war Julia Moutschka Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Ochsenfurt. Zum 1. Juli verlässt sie die Stadt, um künftig die Geschäfte der Mainfrankensäle in Veitshöchheim zu führen. Interimsmäßig übernimmt ihr bisheriger Assistent Dominik Auinger die Aufgabe. Im Interview spricht Julia Moutschka über die Stärken und Schwächen der Stadt und darüber, wie sie die Zukunft der Ochsenfurter Altstadt einschätzt.

Frage: Frau Moutschka, Sie waren fünf Jahre lang Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Ochsenfurt. Was waren denn die größten Herausforderungen, denen sie in der Zeit begegnet sind?

Julia Moutschka: Ich glaub, erst mal die Ochsenfurter an sich kennenzulernen und zu lernen, mit den Ochsenfurtern umzugehen.

Was ist denn so schwierig daran?

Moutschka: Die Ochsenfurter sind bestimmt nicht schwierig. Aber ich kam aus einem großen Unternehmen und war feste Prozesse gewohnt. Ich schicke per E-Mail ein Anmeldeformular, und das muss dann ausgefüllt und an mich zurückgeschickt werden. In Ochsenfurt lief vieles noch auf Zuruf. Natürlich haben meine Vorgänger sehr gute Arbeit geleistet. Ich habe versucht, feste Strukturen aufzubauen und bin damit erstmal nicht auf viel Liebe gestoßen. Aber als ich erklärt habe, warum ich das so will, dass es eben Datenschutzrichtlinien gibt, eine GEMA und verschiedene andere Dinge, die man einfach einhalten muss. So haben wir, glaube ich, ein gutes Miteinander gefunden.

Wenn Sie so zurückblicken, was waren denn Meilensteine, die Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Moutschka: Mhm, da gehört auf jeden Fall die Weinbar im Schlössle dazu. Das war am Anfang eine Schnapsidee, aber dass das so unkompliziert funktioniert hat, war wirklich toll. Wir haben ja erst im Februar angefangen zu planen und konnten im Mai schon aufschließen. Da gab’s auch Vorbehalte. Entweiht man das ehrwürdige Schlössle, wenn man dort Wein ausschenkt? Jetzt wird es so gut angenommen und ist ein fester Bestandteil im Stadtbild. Viele Ochsenfurter und Ochsenfurterinnen nutzen das ganz rege und die Touristen finden es toll. Dann war ich immer ein großer Freund von Kinderaktionen. Die sind so etwas wie die berühmte Scheibe Gelbwurst beim Metzger. Dann kommen die Kinder auch gern wieder, wenn sie sagen, da gibt’s einen tollen Ochsen beim Ochsenfest oder eine Osterrallye. Und das zieht natürlich die Eltern mit.

Aber Ihr Projekt Zuckerstube im Alten Rathaus hat ja nicht so richtig gezündet?

Moutschka: Doch, am Anfang schon. Da haben wir viele Kindergeburtstage dort gefeiert. Aber dann kam Corona und das Ganze ist komplett eingeschlafen.

Da haben Sie ein gutes Stichwort genannt. Die Corona-Pandemie haben sie während ihrer Tätigkeit in Ochsenfurt ja voll mitgenommen. Hat sich eigentlich die Stadt, im Nachhinein betrachtet, durch Corona verändert?

Moutschka: Also, wenn Sie jetzt mit Gastronomie oder Handel sprechen, die werden wahrscheinlich sagen, das Kaufverhalten hat sich verändert. Aber ich glaube auch, dass sich im Tourismus und in den Köpfen der Menschen viel gewandelt hat. Viele Leute haben erkannt, dass man einen schönen regionalen Urlaub auch in Ochsenfurt verbringen kann und dass es hier in der Region viel zu erleben gibt. Das hat den Tourismus eher beflügelt, auch langfristig. Wir hatten auch wenig Geschäftsaufgaben. Im Gegenteil war es eher so, dass wir mehr Anfragen hatten, auch aus Würzburg oder Kitzingen.

Wie sieht denn aus Ihrer Sicht die Ladenstruktur der Ochsenfurter Altstadt in Zukunft aus? Bleibt alles, wie es ist, oder was wird sich ändern?

Moutschka: Wie gesagt, ich habe viele Anfragen. Meistens sind das kunsthandwerkliche Sachen, oder kleine Franchise-Läden wie die Keramik-Werkstatt in der unteren Hauptstraße. Die suchen ganz gezielt kleine Räume. Es werden keine Großgeschäfte mehr in die Ochsenfurter Altstadt kommen. Da finde ich es super, dass wir mit Ernsting's Family noch einen größeren Player hier haben.

Wenn es mehr kleine, individuelle Läden gibt, geht der Altstadt dadurch in der Summe nicht auch Kaufkraft verloren? 

Moutschka: Glaube ich nicht. Die kleinen Läden sind eher so, dass sie vom Online-Geschäft abhalten. Ich kenne ganz viele, die würden Bücher nie online bestellen, weil wir eben eine so gut sortierte Buchhandlung haben, und die deshalb gezielt die Altstadt besuchen. Und wenn ich im Kräuterladen 20 verschiedene Sorten Pfeffer bekomme und vorher noch riechen und anfühlen kann, dann ist das natürlich viel wertvoller als in einem großen Supermarkt außerhalb.

Ist es also eine Chance für Ochsenfurt, dass so viele kleine Läden da sind?

Moutschka: Ja, ja, eine große Chance. Was erleben, was schmecken, was sehen, was fühlen. Das ist, glaube ich, worauf man bauen sollte. Das suchen auch die Touristen. Warum halten die denn hier an? Weil sie die Altstadt hübsch finden, aber auch, weil sich hier etwas entdecken lässt.

Ein großes Thema, bei dem sich das Stadtmarketingverein viel Kritik eingehandelt hat, war der Versuch, die Wochenendsperrung am Marktplatz in den Sommermonaten, die ja eigentlich schon seit über einem Jahrzehnt existiert, jetzt konsequent durchzusetzen. Ich sag mal, das ging tüchtig in die Hose.

Moutschka: Da fliegt mein Herz. Warum? Weil ich glaube, dass die Kommunikation komplett gefehlt hat. Man hätte anders mit dem Handel und mit der Gastronomie sprechen müssen. Man hätte sie abholen und ihnen wahrscheinlich auch etwas anbieten müssen. Ich glaube, es wäre eine große Chance für Ochsenfurt gewesen, und mir tut es immer noch in der Seele weh, auch auf welche Art und Weise der Vorschlag gescheitert ist. Ich fand das Wording nicht schön, wenn etwa vom Poller-Wahnsinn die Rede war. Auf der anderen Seite war es ein positiver Aspekt, dass sich Handel und Gastronomie zusammentun, um für etwas zu kämpfen. Aber ich finde, man hätte bestimmt eine Lösung und einen Konsens gefunden, weil so wie es jetzt ist, finde ich es auch unbefriedigend.

Was würden Sie denn Ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Moutschka: Also auf jeden Fall ist noch ganz viel Potenzial da, das ich jetzt zurücklassen muss - was mir leid tut. Wenn ich mir das Adventsgässle ansehe, das letztes Jahr einen wahnsinnigen Zulauf hatte. Wir haben Anfragen von Reiseunternehmen, die sagen: Andere Adventsmärkte sind uns schon fast zu überlaufen, bei euch ist es noch etwas weitläufiger und individueller. Das fertige Hotel am Flockenwerk mit der Veranstaltungshalle hätte ich noch gerne miterlebt. Ich glaube, es wird für alle einen Aufschwung bringen.

Wo hat Ochsenfurt noch Schwächen, was sollte man anders machen?

Moutschka: Ich glaube einfach, man darf Traditionen nicht zu sehr hochhalten. Traditionen sind großartig und sollen gepflegt werden. Aber man muss auch bereit sein, sich auf Neues einzulassen oder zumindest einen Versuch wagen. Da ist noch Potenzial. Ich habe das ja nur am Rande verfolgt, aber ich glaube das geplante Baugebiet am Dümmersberg hätte Ochsenfurt gutgetan. Das bringt nicht nur neue Kaufkraft, sondern auch Menschen, die neue Ideen mitbringen. Vielleicht gibt es ja mal beim Bratwurstfest auch eine vegane Bratwurst.

 
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  • Norbert Meyer
    Von was träumt Frau Moutschka ?
    Die Ochsenfurter Innenstadt ist das deutschlandweite Paradebeispiel einer "Totgeburt",
    die sich krebsartig ausbreitet u. alles absterben lässt.
    Die sogenannten "kleinen" Läden können mit ihren Einnahmen kaum die Miete bezahlen,
    geschweige ausreichenden Gewinn für die Inhaber generieren.
    Zusätzlich werden diese noch für Gebühren gemolken, die keiner braucht, ausser einer
    Stadtverwaltung für ihre immer verrückteren Ideen.
    Schaut bald aus wie in Kitzingen mit einigen vernagelten Schaufenstern.
    Der letzte schaltet dann das Licht aus.
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