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Würzburg
Kino und Theater: Trotz Lockerungen ist die Freude getrübt
Seit Montag dürfen Kinos und Theater in Bayern wieder öffnen. Wie die Betreiber in Würzburg reagieren, und welche Regeln nun gelten.
Im April wurde wegen der Corona-Pandemie die Spielzeit 2019/20 am Mainfranken Theater vorzeitig beendet. Nun dürfen in Bayern Kinos und Theater wieder öffnen. Gibt es doch noch eine Chance für das Publikum, das Große Haus vor dem Umbau zu sehen?
Foto: Thomas Obermeier | Im April wurde wegen der Corona-Pandemie die Spielzeit 2019/20 am Mainfranken Theater vorzeitig beendet. Nun dürfen in Bayern Kinos und Theater wieder öffnen.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 09.02.2024 01:14 Uhr

Fast drei Monate waren die Bühnen leer, die Künstler verstummt und das Publikum zuhause. Während bereits viele Betriebe zumindest unter strengen Auflagen wieder öffnen durften, sah es für die Kulturbranche nicht gut aus. Zumindest bis jetzt: Denn seit diesem Montag dürfen Theaterbetriebe und Kinos in Bayern wieder loslegen - allerdings gelten auch hier coronabedingt gewisse Regeln.

So ist laut Bayerischem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege für Künstler unter anderem Pflicht, den Mindestabstand von 1,5 Metern - bei Einsatz von Blasinstrumenten und bei Gesang sogar ein Mindestabstand von zwei Metern - einzuhalten. Außerdem dürfen sich in geschlossenen Räumen höchstens 50, und unter freiem Himmel höchstens 100 Besucherinnen und Besucher aufhalten.

Umfangreiche Hygienekonzepte

Thomas Schöneborn, Geschäftsführer des Central im Bürgerbräu, blickt hoffnungsvoll auf die kommenden Wochen. Ab Donnerstag, 18. Juni, öffnet das Kino im Bürgerbräu nach 94 Tagen Corona-Pause seine Türen. Aber: "Wir sind vorsichtig mit der Besucher-Prognose", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Die Leute werden erst einmal zurückhaltend sein, was Kinobesuche angeht."

So voll wie hier beim 46. Internationalen Filmwochenende Würzburg werden die Säle im Central im Bürgerbräu wohl nicht mehr so schnell.
Foto: Silvia Gralla | So voll wie hier beim 46. Internationalen Filmwochenende Würzburg werden die Säle im Central im Bürgerbräu wohl nicht mehr so schnell.

Zum Schutz von Besuchern und Mitarbeitern wird das Central bei der Wiedereröffnung ein umfangreiches Hygienekonzept umsetzen, welches unter anderem verstärkte Reinigungsintervalle, Abstandsregelungen und daher ein reduziertes Sitzplatzangebot beinhaltet. Wie dies genau aussehen wird, ist jedoch noch nicht sicher, da noch auf das genaue Rahmenkonzept des Bayerischen Staatsministeriums gewartet werden müsse. Fest stehe jedoch, so Schöneborn, dass die vierstelligen Besucherzahlen, die das Central sonst in einer Woche erreicht, so schnell nicht machbar sein werden.

Maskenpflicht für Kinogäste

Wie das Central im Bürgerbräu, wird auch das Cinemaxx in Würzburg ab Donnerstag wieder Filme zeigen. "Wir freuen uns außerordentlich, dass wir die Türen in unseren Kinos in Bayern wieder öffnen dürfen", erklärt Cinemaxx-Geschäftsführer Frank Thomsen. Das Kino werde mit Leitsystemen und Abstandsmarkierungen ausgestattet. Außerdem werde es kontaktlose Bezahlmethoden sowie E-Tickets geben.

Kernbestandteil der Wiedereröffnung sei ein Sicherheits- und Hygienekonzept, das Cinemaxx gemeinsam mit seinem Mutterunternehmen Vue International erarbeitet hat, und das den offiziellen gesetzlichen Auflagen entspreche. Im gesamten Kinogebäude, auch während der Vorstellungen sowie beim Ein- und Auslass, gilt eine Maskenpflicht für Kinogäste. Auf dem zugewiesenen Sitzplatz darf die Mund-Nasen-Bedeckung zum Verzehr von Speisen und Getränken abgenommen werden. Der Verzehr ist jedoch nur am Sitzplatz zulässig. Außerdem wurde die Saalauslastung beschränkt, wodurch auch die Sitzplätze fest zugewiesen sind. Ein zeitversetzter Filmstart und Auslass soll die Abstandsregeln unterstützen. 

Im Theater Hobbit laufen die Vorbereitungen

Im Plastischen Theater Hobbit in der Würzburger Münzstraße wird schon fleißig gewerkelt. Leiterin Jutta Schmitt bringt bereits Plexiglasscheiben zum Schutz für Angestellte und Besucher an die Kassen an. Auch Stühle wurden aussortiert, um den 1,50 Meter Mindestabstand zwischen den Besuchern im Saal zu gewähren. "Wir denken, dass wir den Familien sehr gefehlt haben und haben deshalb vor, viel Programm zu machen", erzählt Schmitt. Vor allem für Kinder ist das Theater mit den animierten Puppen, Figuren oder filmischen Projektionen vor der Corona-Krise ein beliebter Anlaufpunkt gewesen. Am 21. Juni findet mit dem Marionetten-Stück "Lissy baut einen Turm" die erste Vorstellung nach der Pause statt.

"Wir denken, dass wir den Familien sehr gefehlt haben."
Jutta Schmitt, Leiterin des Plastischen Theaters Hobbit

Doch auch Schmitt wartet noch immer auf eine deutliche Ansage des Ministeriums. Beim Ordnungsamt habe sie nachgefragt, doch bislang noch keine Antwort erhalten. "Ohne genaue Vorgaben können wir uns natürlich auch nicht richtig vorbereiten", so Schmitt.

Blick auf den Eingang des Plastischen Theaters Hobbit in der Münzstraße.
Foto: Patty Varasano | Blick auf den Eingang des Plastischen Theaters Hobbit in der Münzstraße.

Doch kein Spielzeit-Aus für das Mainfranken Theater?

Apropos Vorbereitung: Während die Generalsanierung des Mainfranken Theaters weitergeht, konnten im Drei-Sparten-Haus durch die Lockerungen der vergangenen Wochen die Vorbereitungen auf die kommende Spielzeit beginnen. Und obwohl das künftige Staatstheater bereits Ende April wegen der Corona-Pandemie die Saison 2019/20 vorzeitig beendet hat, gibt Pressesprecherin Britta Grigull nun Grund zur Hoffnung. Der reguläre Spielbetrieb sei zwar beendet, aber nun "werden wir schauen, ob wir im Juli verschiedene Sonderformate anbieten werden können." Das Theater sei an verschiedenen "mehr oder weniger konkreten Ideen dran". Sobald diese spruchreif sind, wird diese Redaktion darüber berichten.

Keine Perspektive für das Theater Chambinzky

Csaba Béke hingegen sieht momentan keine Perspektive. Er leitet seit Anfang 2019 das Theater Chambinzky und fühlt sich in der momentanen Krise von der Politik im Stich gelassen. "Der Freistaat hat sich keineswegs die Mühe gemacht, detailliert zu informieren, mit welchem Konzept wir arbeiten dürfen", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Ein Hochfahren unseres Betriebes ist unter solchen Voraussetzungen effektiv nicht möglich."

Laut aktuellem Stand dürfe er nicht einmal ein Viertel der Besucherplätze belegen, dementsprechend könne er weder an größere Produktionskosten, noch an größere Ensembles denken. "Es geht um diese Unwirtschaftlichkeit, die das Ganze nach sich zieht." Er spricht von einer "absoluten Katastrophe" für die größte Privatbühne Würzburgs. 

"Bitte zeigt uns klare, greifbare Konzepte."
Csaba Béke, Leiter des Chambinzky, appelliert an die Politik

Sechs bis acht Wochen Vorlaufzeit brauche das Theater, um eine Produktion auf die Bühne zu bringen, deshalb sehe er für eine Wiedereröffnung in naher Zukunft schwarz. Momentan schreibt er ein Hygienekonzept für den Probebetrieb, welches anschließend eingereicht werden soll. "Sollte dies genehmigt werden, können wir zumindest wieder mit den Proben beginnen. Aber wir können uns natürlich nicht von heute auf morgen eine Produktion aus den Fingern saugen."

Chambinzky-Chef Csaba Béke fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. 
Foto: Christoph Weiß | Chambinzky-Chef Csaba Béke fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. 

Sein Plan B: Die Wiederaufnahme des Zwei-Personen-Stücks "Arthur und Claire". Problem sei hier jedoch, dass sich die Schauspieler aus künstlerischer Sicht sehr nahe kommen müssen, was sich in Corona-Zeiten als fast unmöglich darstelle. Béke überlegt nun, hierfür Corona-Tests zu finanzieren. "Regelmäßige Tests würden aber unser Budget überschreiten." Es sind diese vielen kleinen Hürden, die dem Leiter momentan das Leben schwer machen. Er appelliert an die Politik: "Bitte zeigt uns klare, greifbare Konzepte."

 
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  • k.a.braun@web.de
    Ich würde mich in kein Kino oder Theater setzen wollen, denn die aerosole Übertragung des Virus stellt ein Risiko dar, das ich für nicht vertretbar halte.
    Wie sind denn Veranstalter, die jetzt wieder ein Programm anbieten, versicherungstechnisch abgesichert?
    Der Chambinzky-Chef hat vollkommen Recht, wenn er von der Politik klare Konzepte fordert! Allerdings sollten diese nicht die ganze Verantwortung den Veranstaltern zuschieben.
    Solange das Virus existiert, ist man in Innenräumen besonders gefährdet. Da wäre es doch besser, die Beschränkungen länger aufrecht zu erhalten und lieber die Veranstalter zu entschädigen, damit sie nach der Krise weitermachen können.
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