So langsam nimmt der Erweiterungsbau des Mainfranken Theaters Gestalt an. Aufräumarbeiten laufen, die Rohbaufirma verlässt in Kürze die Baustelle. Auch dort, wo später die Freitreppe im zukünftigen neuen Foyer sein wird, lässt sich die spätere Gestaltung erahnen. Die knapp 72 Millionen Euro teure und seit Sommer 2018 laufende Sanierung des Mainfranken Theaters nimmt sichtbar an Fahrt auf.
"Wir befinden uns nun in der Umbruchphase", erzählt der geschäftsführende Direktor des Theaters, Dirk Terwey, und blickt dabei auf das zukünftige Foyer. Ausgestattet mit Schutzhelm, Mund-Nase-Maske und Sicherheitsschuhen führt er gemeinsam mit Intendant Markus Trabusch an diesem Tag über die Baustelle. Maßgeblich prägen wird den großen Raum des Kopfbaus die neue geschwungene Treppe, das Herzstück des Foyers wie Terwey sie nennt. Sie wird zukünftig zur Ebene des neuen Kleinen Hauses führen und wurde bereits gegossen.
Kleines Haus als Ersatz für Kammer
Und auf genau dieser Ebene geht es weiter beim Baustellenrundgang. Geht man die Treppen hinauf, kommt man in einen Saal, der schon erkennen lässt, was hier zukünftig stattfinden wird. Es ist das sogenannte Kleine Haus, hier entsteht die zweite Spielstätte, die während der Sanierung des Großen Hauses als Hauptbühne des Theaters genutzt werden wird. Dort, wo in der nächsten Spielzeit die Künstler ihr Können zeigen sollen, stützen noch zahlreiche Gerüste den Bau. Der Fußboden wurde jedoch bereits gegossen und auch die Tribüne, wo zukünftig 330 Zuschauer Platz finden sollen, ist schon an ihrem Platz.
Trabusch und Terwey kommen auf die Corona-Situation zu sprechen. Ob es dadurch Einschränkungen beim Bau gibt? Beide verneinen. Man müsse sich anpassen, so gibt es Bausitzungen nur noch über Videoschalte, Bauarbeiter müssen mit eingehaltenem Mindestabstand arbeiten und an den sanitären Anlagen stehe Desinfektionsmittel für die Arbeiter parat. "Es gibt immer wieder neue Aufgabenstellungen auf der Baustelle, da ist Corona natürlich auch ein zusätzliches Risiko", sagt Trabusch. Dass sich der Abschluss deshalb aber verzögert sei nicht zu befürchten.
- Lesen Sie auch: Historische Spuren bei Theatersanierung entdeckt
Probebühne I wird Proben erleichtern
Der Rundgang geht weiter - vorbei an der zukünftigen Technikzentrale, Aufenthaltsräumen für die Künstler und dem Lastenaufzug, der "Lebensschlagader" des Theaters, wie Terwey ihn nennt. Ob Kostüme, Requisiten oder Technik, hier werde zukünftig alles durch das Haus transportiert. Beim Blick über die Absperrung wird einem schwindelig: viele Meter geht es nach unten bis in den Keller.
Genau dort wird der Rundgang fortgeführt, mitten in der ehemaligen Baugrube. Die Räume für die beiden Probebühnen im Untergeschoss sind schon länger im Rohbau fertig. Beide stellen für das Theater einen großen Gewinn dar, macht Terwey deutlich. Vor allem die Probebühne I sei eine große Erleichterung für die Künstler. Mussten diese bislang auf einer kleineren Bühne die Stücke proben, entspricht diese nun fast den Ausmaßen der Bühne im Großen Haus. Das bedeutet, dass auch Proben für große Opernaufführungen fast eins zu eins durchgeführt werden können. Terweys blickt wandert nach oben. Die Decke bleibe zwar nicht ganz so hoch, müssen ja noch Scheinwerfer und Technik eingebaut werden. Aber: "Höher als bislang. Hier können auch Stücke wie Romeo und Julia, mit dem hohen Balkon geprobt werden", fügt Trabusch an.
Glasfront für Einblicke von außen
Ein weiteres Highlight wird der offene Probensaal für das Ballett sein. Momentan ist dieser nur ein großes Rechteck aus Beton, die temporären Stützpfeiler wurden vor kurzem entfernt. Was sich jedoch schon erahnen lässt: Der Ballettsaal soll Einblicke von außen eröffnen. Er bekommt an der Vorderseite eine Glasfront, sodass der Probenbetrieb auch von außen beobachtet werden kann. "Als sichtbares Zeichen dafür, dass im Theater auch tagsüber gearbeitet wird", erläutert Trabusch. Als weitere Schritte werden dort eine Spiegelwand, eine Filzwand, auch Sprungwand genannt, und ein Schwingboden entstehen. Außerdem sei diese Ebene auch über den Lastenaufzug erschlossen, sodass auch ein Flügel durch die extra breite Tür in den Saal geschoben werden kann.
Direkt unter dem Ballettsaal wird die Gastronomie einen Platz finden, welche auch tagsüber geöffnet sein soll und sogar Außenplätze mit Blick auf den Kardinal-Faulhaber-Platz haben wird. "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal", macht Terwey deutlich. Nach den Vorstellungen soll dort außerdem ein Platz der Begegnung stattfinden. Trabusch freut sich: "Künstler und Gäste können hier ins Gespräch kommen." Er lächelt zufrieden und mit diesen Worten findet diese Baustellenführung ihren Abschluss - bis zum nächsten Mal. Denn erst mit Beginn der Spielzeit 2022/23 soll das runderneuerte und erweiterte Mainfranken Theater - dann als Staatstheater - komplett fertiggestellt sein. Da werden noch einige Führungen kommen.