Das Ausmaß des Würzburger Kinderporno-Falls ist offenbar weitaus größer als bislang bekannt. Nach Informationen dieser Redaktion ist es den Ermittlern inzwischen gelungen, mindestens einen weiteren Tatort zu identifizieren. Demnach soll der 37-jährige Logopäde nicht nur in einer Kindertagesstätte im Würzburger Stadtteil Heuchelhof Jungen sexuell missbraucht und dabei gefilmt haben: Auch eine Praxis des Mannes im Stadtteil Frauenland sei als Tatort nachweisbar, hieß es bei einer Infoveranstaltung der Polizei für Eltern potenziell betroffener Jungen.
Eltern von 500 potenziellen Opfern eingeladen
Die Ermittler führen derzeit mehrere solcher Treffen durch. Insgesamt hatten sie dazu Eltern von rund 500 Kindern eingeladen. Dabei sollen Eltern über den Ermittlungsstand informiert werden, deren Söhne zwischen 2011 und 2019 in den Praxen des Logopäden in Behandlung waren und zu diesem Zeitpunkt bis zu sechs Jahre alt gewesen sind.
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Offiziell sprechen die Ermittler bislang davon, dass die Zahl der "sicher identifizierten Opfer" sich "im einstelligen Bereich" bewege. Dass nun 500 Familien zu den Infoveranstaltungen geladen waren, macht das Ausmaß der Ermittlungen deutlich – und lässt weitere Opfer befürchten.
Zudem kommen noch weitere Tatorte in Betracht. So sei es nicht auszuschließen, dass sich der 37-Jährige auch in einer zweiten Praxis, die er bis vor wenigen Jahren betrieb, an Jungen vergangen hat. Die Räumlichkeiten wurden zwischenzeitlich durchsucht. Ob zudem zwei weitere Einrichtungen im Stadtgebiet, wo der Logopäde freiberuflich tätig war, als Tatorte infrage kommen, werde derzeit noch untersucht.
Angeklagter wurde vernommen
Die Taten des 37-Jährigen wurden im März bekannt. Damals stürmte ein Sondereinsatzkommando die Wohnung des Logopäden und seines Partners, beide wurden festgenommen. Der Partner des 37-Jährigen, suspendierter stellvertretender Leiter der Kindertagesstätte am Heuchelhof, wurde allerdings schnell wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Auswertung der beschlagnahmten Datenträger dürfte noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Das Material umfasst laut Oberstaatsanwalt Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime bei der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg mehrere Terabyte: Darunter Bildmaterial, das "sexuelle Handlungen" an Kindern zeige und auch im Darknet kursierte.
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Nach drei Wochen in Untersuchungshaft hatte der 37-Jährige erstmals sein Schweigen gebrochen und den Ermittlern schriftlich die Namen von Opfern und Tatorten mitgeteilt. Dabei, erklärten seine Verteidiger, habe er auch das Passwort für geheime Dateien auf seinem Computer preisgegeben. Unterdessen fand vergangene Woche eine Vernehmung des Mannes statt, in der er nach Informationen dieser Redaktion Angaben gemacht hat, die vor Gericht verwertbar wären.
Ermittlungen kommen voran
Über Einzelheiten wollten sich weder die Staatsanwaltschaft noch sein Verteidiger auf Anfrage äußern. "Mein Mandant bemüht sich intensiv, an der Aufklärung mitzuwirken", so Anwalt Jan Paulsen. Oberstaatsanwalt Christian Schorr will sich zum Ermittlungsstand derzeit nicht äußern: "Wir kommen gut voran", sagt er. Kripo-Beamte gehen in den Infoveranstaltungen für Eltern weiter: 90 Prozent des beschlagnahmten Materials sei gesichtet, hieß es da laut Teilnehmern. Und: Man hoffe, den Verdächtigen noch in diesem Jahr anklagen zu können.
Etwas anderes soll mir hier mal niemand versuchen, zu erklären!
Wenn der "Verdächtige" sich so intensiv um die Aufklärung bemüht, warum müssen die Ermittler einen weiteren Tatort erst identifizieren? Er könnte doch einfach sagen, was und wo und mit welchen Kindern (!) er gemacht hat.
Der "Ehegatte" weiß natürlich nach wie vor von nichts