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Würzburg
Keine Straba, weniger Busse: Das halten 10 Würzburgerinnen und Würzburger von dem Verdi-Streik
Aufgrund des Streiks der Gewerkschaft Verdi fuhren am Mittwoch keine Straßenbahnen und nur ausgewählte Busse in Würzburg. Zehn Menschen erzählen, was sie davon halten.
Julia Roth, Peter Wolfrum, Kim Holzmann, Klaus Kalthoff, Birgit Schwanfelder, Felix Schmidt, Cornelia Heidemann, Jonas Scholl, Jacqueline Stähler und Martin Kurz (von links oben nach rechts unten) sagen, was sie vom Straßenbahnstreik in Würzburg halten. 
Foto: Heiko Becker | Julia Roth, Peter Wolfrum, Kim Holzmann, Klaus Kalthoff, Birgit Schwanfelder, Felix Schmidt, Cornelia Heidemann, Jonas Scholl, Jacqueline Stähler und Martin Kurz (von links oben nach rechts unten) sagen, was sie vom ...
Lisa Schmachtenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:50 Uhr

Am Mittwoch hatte die Gewerkschaft Verdi bayernweit zum Streik aufgerufen. Betroffen davon waren unter anderem die Straßenreinigung und Teile der Stadtverwaltung. Aber auch im öffentlichen Nahverkehr wurden der Streik spürbar: Es fuhren den gesamten Mittwoch keine Straßenbahnen und einige Buslinien der WVV nur nach Samstagsfahrplan

Für viele Menschen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Würzburg unterwegs sind, bedeutete das eine Umstellung. Während einige Menschen stark betroffen waren, spürten andere keine Auswirkungen. Auch in ihrer Haltung zum Streik unterschieden sie sich. 

1. Cornelia Heidemann (68) aus Zell: "Ich frage mich, ob der Streik zu etwas führt"

Cornelia Heidemann, 68 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Cornelia Heidemann, 68 Jahre alt. 

"Teilweise kann ich den Streik verstehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das zu etwas führt. Im Endeffekt frage ich mich auch, wer die Tariferhöhungen bezahlen soll. Ich kann die streikenden Menschen wirklich verstehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mit dem Streik ihr Ziel erreichen. So ein Streik trifft eben vor allem die Leute, die nichts dafür können: die Eltern, deren Kinder nicht in die Kita können, oder die Leute, die auf die Straßenbahn angewiesen sind. Ich bin heute einfach gelaufen, aber Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, haben ein echtes Problem." 

2. Klaus Kalthoff (89) aus Höchberg: "Ich habe Verständnis für die Streikenden"

Klaus Kalthoff, 89 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Klaus Kalthoff, 89 Jahre alt. 

"Ich habe Verständnis für die Streikenden. Zwar musste ich vom Sanderring, wo mein Bus hält, in die Stadt laufen, aber das Geld wird für uns alle weniger. Wenn man deswegen für höhere Löhne streikt, verstehe ich das." 

3. Kim Holzmann (25) aus Ravensburg: "Man merkt, wie wichtig öffentliche Verkehrsmittel sind"

Kim Holzmann, 25 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Kim Holzmann, 25 Jahre alt. 

"Ich bin momentan zu Besuch in Würzburg, bin aber nicht vom Streik betroffen. Dass gestreikt wird, finde ich okay. Jeder soll seine Meinung frei äußern können und es läuft durchaus nicht alles richtig. Und durch den Streik merkt man erst, wie wichtig die öffentlichen Verkehrsmittel eigentlich sind und dass sich da definitiv was ändern muss."

4. Felix Schmidt (48) aus Würzburg: "Die Informationen für Betroffene vom Streik reichen nicht"

Felix Schmidt, 48 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Felix Schmidt, 48 Jahre alt. 

"Ich finde es bescheuert. Ich komme aus Grombühl und arbeite im Frauenland, bin also auf den Bus angewiesen. Die Verbindung ist absolut miserabel. Die Busse fahren heute nur nach Samstagsfahrplan und ich musste dadurch fast eine Stunde früher los. Heute Abend arbeite ich Spätschicht bis 22 Uhr und werde wahrscheinlich auch 45 Minuten länger als sonst für den Heimweg brauchen. Ich kann zwar die Forderungen der Streikenden nachvollziehen, die Art und Weise, wie diese durchgesetzt werden sollen, ist für mich aber schwierig zu verstehen. Dieses willkürliche Streiken - mal Montag, mal Mittwoch - und die Informationen, die man bezüglich der Ersatzfahrpläne bekommt, sind auch nicht hinreichend."

5. Birgit Schwanfelder (56) aus Volkach: "Es ist nicht so toll, wenn man vom Streik betroffen ist"

Birgit Schwanfelder, 56 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Birgit Schwanfelder, 56 Jahre alt. 

"Ich habe einen Arzttermin und muss vom Busbahnhof in die Sanderau. Ich habe erst gerade eben erfahren, dass heute gestreikt wird und bin davon nun etwas überrascht. Ich muss jetzt schauen, dass ich zu Fuß oder mit dem Bus zu meinem Termin komme. Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass gestreikt wird, auf der anderen Seite ist es nicht so toll, wenn man unmittelbar betroffen ist."

6. Jonas Scholl (19) aus Nürnberg: "Es wäre besser, mehrere Tage am Stück zu streiken"

Jonas Scholl, 19 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Jonas Scholl, 19 Jahre alt. 

"Ich bin in Würzburg zu Besuch und wollte eigentlich den Bus nutzen. In Bayreuth, wo ich studiere, wird auch gestreikt, das ist natürlich sehr blöd. Ich kann nachvollziehen, dass gestreikt wird, aber in letzter Zeit wird auffallend viel gestreikt. Ich finde, es wäre besser, wenn zwei bis drei Tage am Stück gestreikt wird, als dass immer nur kurzfristig ein Tag gestreikt wird. Da könnten sich die Leute besser darauf einstellen."

7. Julia Roth (22) aus Würzburg: "Die hohen Lohnforderungen würde kein Arbeitgeber freiwillig mitmachen" 

Julia Roth, 22 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Julia Roth, 22 Jahre alt. 

"Ich wohne in der Innenstadt und bin deswegen nicht so stark vom Streik betroffen. Aber es hilft natürlich, wenn man etwas schneller von A nach B kommt. Ich verstehe, dass gestreikt wird, es wird ja alles teurer. Gerade weil die Lohnforderungen doch sehr hoch sind und das die meisten Arbeitgeber einfach so nicht mitmachen würden."

8. Jacqueline Stähler (30) aus Rottendorf: "Es ist schwierig, wenn man kein Auto hat"

Jacqueline Stähler, 30 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Jacqueline Stähler, 30 Jahre alt. 

"Ich hole normalerweise meine Kinder aus dem Kindergarten und müsste von Grombühl mit der Straßenbahn zum Bahnhof. Weil heute keine Straßenbahnen fahren, muss ich irgendwie anders dahin kommen - von Grombühl aus mit fünf Kindern zu laufen, ist schwierig. Natürlich hat jeder das Recht zu streiken, aber für die Betroffenen ist es schwierig - gerade, wenn man kein Auto hat."

9. Peter Wolfrum (64) aus Würzburg: "Straßenbahnfahrer haben immerhin einen sicheren Job"

Peter Wolfrum, 64 Jahre alt. 
Foto: Heiko Becker | Peter Wolfrum, 64 Jahre alt. 

"Ich bin vor allem zu Fuß unterwegs und deshalb nicht von dem Streik betroffen. Es gibt ja ein Streikrecht und wer meint, damit seine Forderungen durchsetzen zu können, darf das gerne tun. Ich bin gerade dem Demonstrationszug begegnet und habe da als erstes ein Transparent der Sparkasse Mainfranken gesehen. Dass Sparkassenangestellte so schlecht verdienen, glaube ich nicht. Die Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer haben auch zudem den Vorteil, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind. Die Mitarbeiter von geschlossenen Kaufhof-Filialen stehen erstmal auf der Straße, ein Straßenbahnfahrer hat immer seinen Job."

10. Martin Kurz (31) aus Würzburg: "Irgendjemand ist immer betroffen"

Martin Kurz, 31 Jahre alt.
Foto: Heiko Becker | Martin Kurz, 31 Jahre alt.

"Von dem Streik heute bin ich nicht betroffen. Bei dieser Entwicklung der Inflation ist der Streik gerechtfertigt. Ich will auch niemanden verurteilen, der streikt, weil er unzufrieden ist. Natürlich entstehen dabei Unannehmlichkeiten, aber irgendwer ist immer betroffen." 

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  • M. R.
    Der Streik ist tatsächlich überflüssig, weil schon vorher feststand, dass sich die Tarifparteien an einen Tisch setzen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hier muss ordentlich Druck aufgebaut werden - sonst tut sich auf der AG Seite zu wenig! 💪💪💪
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  • F. F.
    Herr Schmidt, haben Sie schon mal drüber nachgedacht, ein Fahrrad für Ihren Arbeitsweg zu nutzen. Da brauchen Sie auf keinen Bus zu warten, verbrauchen kein CO2 und bewegen sich auch noch! Nur so als kleinen Tipp.
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  • T. M.
    Wow immer die Empfehlung mitm Rad zu fahren. Schon mal darüber nachgedacht dass das in unserer immer Älter werdenden Gesellschaft gesundheitlich nicht jeder machen kann?
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  • K. E.
    Wer auf das Fahrrad verweist scheint jemand zu sein der noch nie körperlich gearbeitet hat. 8 Std. körperliche Arbeit im Schichtdienst und dann mit dem Fahrrad nach Hause? Sagen sie mal das den Pflegerinnen und Pflegern auf der Intensivstation. Der Streik zeigt eigentlich nur das gerade die die unser Land mit al Laufen halten versuchen sich gegen die Willkür und gleichzeitig schlechte Bezahlung zur Wehr zu setzen. Und wären hier im Hintergrund nicht die privaten Unternehmen (Klinikkonzerne, Bahnunternehmen, usw.) die dem öffentlichen Dienst angeglichen sind, hätten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer schon längst geeinigt. Aber die Krankenfabriken und andere Unternehmen drücken hier Löhne und sind auf hohe Renditen aus und agieren aus dem Hintergrund.
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