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Bolzhausen
Keine Energiekrise beim Brückenbaron in Bolzhausen: Holger Metzger produziert Strom und Wärme selbst
Während andere von großen Strom- und Gasanbietern abhängig sind, ist das Gastronomie- und Veranstaltungsgelände von Holger Metzger fast energieautark. Wie das funktioniert.
Ein Blick ins Hackschnitzellager von Holger Metzger. Der Inhaber des Brückenbaron setzt bei der Energieversorgung seines Gastronomie- und Veranstaltungsgeländes auf Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Blick ins Hackschnitzellager von Holger Metzger. Der Inhaber des Brückenbaron setzt bei der Energieversorgung seines Gastronomie- und Veranstaltungsgeländes auf Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:18 Uhr

Man könnte es den richtigen Riecher nennen – oder einfach nur Glück. Denn in einer Zeit, in der hohe Energiekosten dem einen oder anderen Gastronomen Existenzängste bereiten, muss sich Holger Metzger keine Sorgen machen. "Wir beziehen nur fünf Prozent unseres Stroms im Jahr aus dem Netz", sagt der Inhaber des Brückenbarons in Bolzhausen. Stattdessen produziert er fast die komplette Energie für den Betrieb seines Gastronomie- und Veranstaltungsgeländes selbst.

In blauer Outdoorjacke und festen Schuhen geht der 48-Jährige über das Areal. "Die Gäste merken davon wenig", sagt er und deutet im Vorübergehen auf eine runde Schachtabdeckung am Boden. Darunter liege einer von mehreren Energiespeichern, sagt er.

Diese Speicher sind nur ein Teil eines durchdachten Konzepts. Erzeugt wird der Strom für das 1,6 Hektar große Gelände durch eine Kombination verschiedener technischer Möglichkeiten. Auf den Dächern befinde sich etwa eine Photovoltaikanlage, die Energie in einen elektronischen Speicher einspeist, erklärt Holger Metzger. Damit werde das gesamte Areal, auf dem sich unter anderem zwei Restaurants befinden, versorgt – etwa in der Küche gekocht, die Räume und der Außenbereich beleuchtet, die E-Fahrzeugflotte geladen.

Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Technologien

Reiche dieser Strom nicht aus, unterstütze ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW). "Das startet nur bei Spitzenlasten", sagt der gelernte Mechatroniker. Gleichzeitig würden mit dem BHKW im Winter die Räume beheizt und im Sommer Wasser erwärmt.

Das ist aber noch nicht alles: Metzger durchquert jetzt eine Art Werkstatt und öffnet dann die Tür zum Hackschnitzellager. Denn geheizt wird beim Brückenbaron auch mit Biomasse. "Das kommt aus dem Steigerwald", sagt er und deutet auf den Brennstoff. Über Rohrleitungen in Boden- und Deckenplatten – sogenannte Betonkernaktivierung – wird die Wärme dann in den Gebäuden ausgestrahlt.

"Wir würden den Betrieb eventuell nicht mehr führen können, wenn wir am Strom- und Gasmarkt hängen würden."
Holger Metzger, Inhaber des Brückenbarons

Auch das Abwasser auf dem Gelände verschwinde nicht einfach im Kanal, sagt Metzger. Stattdessen werde es aufgefangen und daraus Wärme zurückgewonnen, ebenso die Abwärme aus der Kühlung. "Es ist so viel möglich, um am eigenen ökologischen Fußabdruck zu arbeiten", sagt er. Deshalb wünsche er sich – egal ob Unternehmer oder privater Bauherr – generell mehr kreative Herangehensweisen an Bauprojekte.

Die Dachflächen seines Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebs nutzt Holger Metzger zur Stromerzeugung.
Foto: Thomas Obermeier | Die Dachflächen seines Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebs nutzt Holger Metzger zur Stromerzeugung.

Ganz so einfach klingt es dann aber doch nicht, wenn der 48-Jährige vom Zusammenspiel der verschiedenen Technologien spricht. Schließlich müssen viele Komponenten bedacht werden, alles ineinander greifen. Doch es funktioniert – schon seit sieben Jahren. "Klar, ist schon einmal etwas schiefgegangen", gibt der selbsternannte Brückenbaron zu. Bei einer Veranstaltung vor mehreren Jahren sei einmal die Stromversorgung zusammengebrochen. "Mittlerweile läuft das alles sehr stabil", sagt er.

Das Investment hat sich gelohnt

Schon von Baubeginn im März 2016 an habe er beim Thema Infrastruktur auf den Einklang mit der Umwelt gesetzt – und auf Unabhängigkeit, sagt Metzger. "Ich war schon immer im Bauwesen aktiv und in der Geschäftsleitung von Unternehmen. Da habe ich auch gesehen, was Energie kostet." Für ihn ein Grund, sich mit Alternativen zum Strom vom Energieversorger zu beschäftigen.

Und es hat sich gelohnt: Damals ein großes Investment – finanziell wie planerisch –, kann Metzger heute von einer annähernd autarken Energieversorgung profitieren.  "Wir würden den Betrieb eventuell nicht mehr führen können, wenn wir am Strom- und Gasmarkt hängen würden", sagt er mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten infolge des Kriegs in der Ukraine.

Und dann war da noch der eigene Ehrgeiz: "Es war auch die Herausforderung, die mich gereizt hat, das umzusetzen", sagt Holger Metzger mit einem Grinsen. "Etwas normal zu machen, ist für mich langweilig." Und wer weiß, vielleicht gelingt es ihm, mit noch ein paar Jahren technischem Fortschritt sogar, komplett auf Energie von außerhalb zu verzichten. Vorstellen könne er sich das, sagt Metzger.

 
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  • R. A.
    Jeder sollte sich im Baumarkt ein Balkonkraftwerk besorgen und anschliessen.
    Einfach drauf, damit die merken, dass des Bürgers Wille ein anderer ist als die uns erzählen.
    Ich gehe sogar noch weiter, jeder der will, solls ich ne PV aufs Dach bauen und anschliessen.
    Damit es einfach weitergeht…
    Die Laberei geht schon viel zu lange…
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  • P. S.
    Betonung auf "fast" im ersten Absatz. Das wird sehr gerne überlesen.
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  • D. E.
    Oder 95% der Energiekosten bleibt in Deutschland und wird nicht in den Rachen der Saudis geworfen.
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  • J. H.
    Wir haben keine Energiekrise! Das ist pure Desinformation um die Leute auf zu hetzen.

    Wird der Strom oder das Gas stundenweise abgeschaltet? Nein. Bilden sich Schlangen an den Tankstellen, weil es kein Benzin oder Diesel mehr gibt? Nein. Gibt es kein Heizöl mehr? Nein.

    Jede Energieform ist in mehr als ausreichender Menge vorhanden. Es gibt keine Versorgungsprobleme oder sonstige Engpässe.

    Das Gerede von einer Energiekrise ist Blödsinn. 1974 hatten wir eine Energiekrise. Da gab es Sonntags Fahrverbote, weil Treibstoff teilweise nicht mehr lieferbar war.

    Wer das behauptet, soll doch mal belegen, das irgendwo einen Engpass herrscht.

    Was wir haben, ist eine Situation, in der uns die Energieriesen auf unverschämte Art abzocken, obwohl sich die Weltmarktpreise für zum Beispiel Öl schon längst wieder auf Vorkriegsniveau befinden. Die Politik steht tatenlos daneben und die FDP blockiert irgendwelche Maßnahmen. Aber eine Energiekrise ist das nicht. War es nie.
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  • H. H.
    Geht doch! Und sicher bleibt auch noch jede Menge Energie übrig, die anderen zugute kommen könnte!
    Aber wir lieben ja unsere Abhängigkeiten! Sonst wüssten wir nicht, wohin mit unserem Geld!
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