Lange kletterte der Strompreis konstant in die Höhe, doch jetzt wird Strom wieder billiger. An den Energiebörsen sind die Preise zuletzt zwar deutlich gesunken. Doch bei vielen Endverbraucherinnen und Endverbrauchern kommt die Ersparnis nicht an. Warum das so ist und ob sich die günstigeren Preise bei der Stromkundschaft noch bemerkbar machen werden.
Wie entwickelt sich der Strompreis aktuell?
Seit Oktober 2022 ist der Strompreis auf Talfahrt. Kostete die Kilowattstunde (kWh) am 1. Oktober laut Vergleichsportal Verivox noch 70,1 Cent, sind es zum 10. März nur noch 35,1 Cent und damit nur noch rund die Hälfte gewesen.
Wie sich der Strompreis in 2023 entwickeln wird, dafür wäre der berüchtigte Blick in die Glaskugel nötig, sagt Iris Graus vom Verbraucherservice Bayern in Würzburg (VSB). Doch im Normalfall, betont sie, sollte Strom im Sommer günstiger sein, da etwa Photovoltaikanlagen mehr produzieren.
Seit März dieses Jahres gilt außerdem – festgelegt bis Ende April 2024 – die von der Bundesregierung beschlossene Strompreisbremse. Für Privatabnehmerinnen und -abnehmer ist der Preis je kWh auf 40 Cent gedeckelt. Kostet sie mehr als 40 Cent, zahlt die Differenz der Gesetzgeber.
Weshalb geben manche Anbieter die Ersparnis nicht an ihre Kundschaft weiter?
Der Strompreis an den Börsen bestimmt, zu welchem Kurs Stromanbieter ihren Strom einkaufen. Örtliche Anbieter, wie etwa die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), kaufen ihre benötigten Strommengen in der Regel für längere Zeiträume zu einem bestimmten Preis, erklärt Graus. So sollen zur besseren Kalkulation größere Schwankungen für den Endkunden geglättet werden.
Der Nachteil: Kauft etwa die WVV die benötigte Strommenge für ein Jahr im Voraus zu etwa 50 Cent und der Strompreis fällt anschließend auf einen Kurs von 30 Cent, so ist sie gezwungen, den höheren Preis beizubehalten. Anderenfalls würden hohe Verluste anfallen.
Wann erreichen die gefallenen Preise die Endkundschaft?
Auch hierfür wäre der Blick in die Glaskugel nötig, sagt Graus. Entscheidend sei, zu welchen Mengen und Konditionen die Anbieter ihren Strom kaufen. Doch diesbezüglich dürften sich die Stromversorger wohl nicht in die Karten schauen lassen, mutmaßt Graus.
Welche Preise sind bei unterfränkischen Stromanbietern zu zahlen?
Aus einer Stichprobe von drei angefragten, fränkischen Stromanbietern ergeben sich folgende aktuelle Strompreise:
- WVV: ab 43,03 Cent/kWh
- ÜZ Mainfranken: ab 60,80 Cent/kWh
- N-Ergie: ab 44,77 Cent/kWh
Alle drei Unternehmen bestätigen, dass sie den Großteil ihres Stroms überwiegend langfristig beschaffen. Über den genauen Zeitraum machen die Anbieter keine Angaben.
Ebenfalls bestätigen sie, durch die jetzt günstigeren Börsenpreise derzeit Preisvorteile an den Handelsmärkten zu erzielen und diese auch an ihre Kundschaft weitergeben zu wollen. Wann genau das der Fall sein wird? Lediglich die ÜZ Mainfranken macht dazu konkrete Angaben: Ab 1. Mai soll die kWh dann nur noch 45,58 Cent kosten.
Ist es empfehlenswert, sich jetzt einen günstigeren Stromanbieter zu suchen?
Preise zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln, könne sich zwar lohnen, sagt Verbraucherberaterin Graus. Der VSB empfehle das aber aktuell nicht. Am Strommarkt tummeln sich viele Anbieter. Einige von ihnen seien dabei auffällig günstig. Viele Billiganbieter würden auf tagesaktuelle Strom-Kurse setzen und hätten sich in den vergangenen Jahren beim Stromeinkauf verzockt – die Pleite war mitunter die Folge.
Für Kundinnen und Kunden dieser Unternehmen bedeutet das die automatische Einstufung in die Grundversorgung bei einem örtlichen Anbieter – zu oftmals deutlich höheren Preisen. Denn die müssen gegebenenfalls Strom zu höheren Preisen nachkaufen, um die unerwartet höhere Stromnachfrage bedienen zu können.
Viele solcher Billiganbieter würden jetzt erneut auf den Markt drängen und die potentielle Kundschaft gar am Telefon "überrumpeln", sagt Graus. Doch der Vertragswechsel berge oft ein hohes Risiko für Endverbraucherinnen und Endverbraucher. Zusätzliche Versicherungen oder flexible Bearbeitungsgebühren seien oft schwer in den Verträgen erkennbar: "Die örtlichen Versorger sind in der Regel günstiger."
Wie setzt sich der Strompreis überhaupt zusammen?
Grundlage für die Preiszusammensetzung beim Strom sei das sogenannte Merit-Order-Modell, erklärt Graus. Der aktuelle Strompreis orientiere sich immer an der teuersten Erzeugerstelle. Während Wind und Solarstrom in der Produktion am günstigsten sind, ist durch die hohen Gaspreise die Herstellung von Strom mit Gasturbinen am teuersten. Fehlen etwa im Winter Sonne und Wind, müssen mehr Gasturbinen betrieben werden – der Strompreis klettert in die Höhe.
Zusätzlich zum Erzeugerpreis setzt sich der Strompreis aus Entgelten für die Netzbetreiber, der Strom- und der Mehrwertsteuer sowie sonstigen Abgaben und Umlagen zusammen.
Der deutsche Michel glaubt einfach das, was ihm erzählt wird…
Daher kann der Preis auch erst gegen Ende des Jahres fallen.
Ob bis dahin noch Kunden den Preis tragen werden, ist eine andere Geschichte.
Die Versorgungslage hat sich, was nicht vorhersehbar was, mitsamt den Einkaufspreisen schnell normalisiert. Also braucht es die Preisdeckelung nicht mehr, weg damit.