Holger Metzger macht seine verrückte Idee wahr. Mitten auf dem Land, in den Weiten des Ochsenfurter Gaus, will er die kolossalen Stahlteile der alten Segnitzer Mainbrücke wieder aufstellen, einen künstlichen See anlegen, samt Biergarten und einem fränkischen Wirtshaus. Und das in der absoluten Abgeschiedenheit. Nebenbei. Quasi als Hobby. Holger Metzger hat die Ideen, zeichnet Pläne, kümmert sich um die Ausführung. Er ist Architekt und Bauleiter in einem. Gelernt hat er aber was ganz anderes.
39 Jahre ist Holger Metzger alt. Ein smarter, junger Mann, aus dem die Schaffenskraft nur so heraussprudelt. „Klar ist das verrückt“, sagt er und kennt genügend Leute, die das auch so sehen. Er hört aber auch viele positive Stimmen. Menschen, die sich darauf freuen, dass in der abgelegenen Idylle endlich etwas entsteht. Auch, wenn sie eigentlich nie richtig daran geglaubt haben. „Das Zeug wird jetzt jahrelang hier rumliegen und vor sich hin rosten“, haben böse Zungen damals vereinzelt behauptet. Da kann Holger Metzger heute nur drüber lächeln. Mit einem gewissen Stolz zeigt er all den Skeptikern die vom Landratsamt in Würzburg mittlerweile genehmigten Pläne.
Das etwa 1,3 Hektar große Gelände zwischen Sonderhofen und Bolzhausen gleicht mittlerweile einer Großbaustelle. Erdhaufen türmen sich. Baugruben zeigen erste Konturen des gigantischen Projekts. Metzgers Aufzählung seiner Vorhaben beginnt mit dem Hauptgebäude, dem Wirtshaus. Dafür wird irgendwo – den Ort will er nicht verraten – gerade ein altes Fachwerkhaus abgebaut.
Das Holz davon will Metzger für das Hauptgebäude auf dem Biergartengelände wieder verwenden. Es wird sozusagen ein Neubau in alter Optik. In diesem Gasthaus sind neben Toiletten und der Küche, auch ein Veranstaltungssaal für etwa 140 Personen vorgesehen. Und weitere Gaststuben. „Vielleicht sogar nach verschiedenen Themenbereiche eingerichtet“, sagt Holger Metzger. Vorstellen könnte er sich ein Kaminzimmer, oder einen Raum, der wie eine Wohnküche eingerichtet ist.
Am Wirtshaus schließt sich eine Terrasse an. Und von hier aus geht es auf die alte Segnitzer Mainbrücke. Holger Metzger hat sechs Elemente davon, eines hat ein Gewicht von 21 Tonnen, vor vier Jahren gekauft. „Auch damals hielten sie mich schon für bekloppt“, erzählt er. Vier oder fünf Mal musste er sein Interesse bekunden, bevor ihm ernsthaft abgekauft wurde, dass er die rostigen Stahlteile samt Brückensteine wirklich kaufen will.
Auf der Brücke sollen die Gäste des Restaurants sitzen. Gemütlich, auf einer Holzterrasse mit Blick in die idyllische Weite. 50 Meter lang wird die Brücke sein und soll einen ovalförmigen See überspannen. Darum wird dann ein Biergarten angelegt. „Ein Bamberger!“ Metzger hat die oberfränkische Stadt während seiner Lehre kennengelernt und die Bierkeller dort sehr genossen. Etwas Ähnliches, nur der Berg fehlt, will er jetzt zwischen der Wiesenmühle und Sonderhofen aufbauen. Gemütlich sitzen, die Brotzeit mitbringen, sich das Bier – natürlich wird eines aus Bamberg ausgeschenkt – an der Theke holen . . . – „traumhaft“, schwärmt Holger Metzger.
Von der Terrasse, vom Biergarten und von der Brücke aus sollen die Gäste auf eine Veranstaltungsbühne blicken können. Metzger will ein kulturelles Programm anbieten – vom Kabarett bis zum Konzert. Und Platz gibt es genug. Zwei Schankstellen sind im Außenbereich eingeplant. Und wenn es nötig wird, kann er auch noch eine zweite WC-Anlage bauen. Genehmigt ist sie schon. Und ausreichend Parkplätze stehen natürlich auch zur Verfügung.
„Alles wird eine Riesenspielwiese“, sagt er und glaubt daran, dass es sich gut vermarkten lässt. „Das ist ein Selbstläufer und nur eine Frage der Umsetzung.“ Der junge Mann will mehr Lebensqualität aufs Land bringen. Anreize schaffen für junge Familien, die es wieder stärker in ländliche Gegenden zieht. Und schließlich passt auch die Umgebung zu seinem Vorhaben. Der Schmalenbach schlängelt sich durch den Grund. Der Gaubahnradweg führt vorbei. Wanderer, die auf dem Jakobsweg pilgern, können einkehren. Und Leute aus der Stadt, die ins Grüne möchten, wollen sicher auch mal auf der Brücke oder im Biergarten sitzen, hofft der 39-Jährige. „Der erste Eindruck muss passen. Das ist wichtig.“
Gebaut wird in mehreren Abschnitten. Dass seit dem Abbau der Brücke und dem ersten Spatenstich vier Jahre vergangen sind, liege daran, dass er eineinhalb Jahre keine Zeit hatte, sich um sein „Hobby“ zu kümmern. Holger Metzger ist nicht nur beruflich stark eingebunden, er engagiert sich auch ehrenamtlich. So ist er unter anderem Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren in Bayern. Bei der Kommunalwahl hat er für die CSU das Bürgermeisteramt in Sonderhofen angestrebt. Jetzt ist er im Gemeinderat.
Wenn alles gut läuft, soll im Frühjahr 2016 alles fertig sein. Und er freut sich, dass die Behörden so gut kooperiert haben. Vor allem das Landratsamt, das nicht jeden Tag so einen Bauantrag auf den Tisch bekommt.
Metzger ist Idealist, glaubt an sein Projekt. Vielleicht auch, weil er sich bei den Wirtschaftsjunioren engagiert. „Die werden ja gerne die jungen Wilden genannt. Verrückte Ideen müssen eben gelebt werden“, sagt er. Was der Spaß kostet und wie alles finanziert werden soll, darüber schweigt er. Mit einem zufriedenen Lächeln zeigt er auf die Wiesenmühle, die er gekauft und nach eigenen Plänen renoviert hat. „Schauen Sie sich um, wie schön alles geworden ist. So schön wird's auch am See, im Biergarten und auf der alten Segnitzer Brücke werden“, schwärmt er von seiner verrückten Idee.