Kritisch sehen viele Katholiken die laufende Einteilung der Kirchenimmobilien nach Kategorien. Sie fürchten Verluste kirchlichen Lebens, während die Diözese Würzburg das Verfahren als notwendig im Blick auf den künftigen Bedarf bezeichnet. Im Pastoralen Raum Schweinfurt-Nordwest wurde die geplante Einteilung den katholischen Gremien bereits vorgestellt. Seit Ende März läuft nun das viermonatige Rückmeldeverfahren.
Mit seinen fünf Pfarreiengemeinschaften umfasst der Pastorale Raum Schweinfurt-Nordwest die politischen Gemeinden Wasserlosen, Dittelbrunn, Niederwerrn, Poppenhausen, Euerbach und Geldersheim. Insgesamt 24 Dörfer und knapp 17.000 Katholiken zählen dazu. Bis Ende Juli sollen die Kirchenverwaltungen ihre Rückmeldung zur vorgesehenen Einteilung abgeben.
Verschiedene Kriterien seien für den Einstufungsvorschlag der Diözese maßgeblich gewesen, sagt Dr. Jürgen Emmert, Projektleiter der Immobilienkategorisierung. Er weist Spekulationen zurück, es seien diejenigen Kirchen oder Pfarrhäuser bevorzugt worden, bei denen kein Renovierungsbedarf besteht oder wo die Diözese am meisten sparen kann. Es gehe vielmehr um pastorale, historische und künstlerische Bedeutung, auch um die Lage, Barrierefreiheit, Parkplätze, sagt Emmert.
Wie viele Katholiken in einer Gemeinde wohnen, ist ein Kriterium für die Einstufung
Dass es beispielsweise eine B-Kirche in Geldersheim geben soll und nicht in Euerbach mit seiner modernen großen Pfarrkirche, sei der pastoralen Situation geschuldet. "Geldersheim hat 1600 Katholiken, Euerbach mit den Filialen Sömmersdorf und Obbach zusammen aber 1434."
Über die Einstufung mit den Buchstaben von A (überörtliche Bedeutung, Zuschüsse für Generalsanierung) über C (klassische Dorfkirche, Zuschüsse für Instandsetzung) bis E (Zweitkirche, für die eine andere Nutzung gesucht wird, Zuschüsse nur für Verkehrssicherheit) sagt Emmert, da sei bei vielen ein falscher Eindruck entstanden. "Das heißt nicht, dass A-Kirchen die Gewinner sind und C-Kirchen" – klassische Dorfkirchen – "fallen unten durch."
Neue Zuschussrichtlinien sehen 50 Prozent Förderung durch die Diözese vor
Das bekräftigt auch der Schweinfurter Dekan Stefan Kömm, Kurator im Pastoralen Raum Schweinfurt-Nordwest. "Da herrscht bei vielen eine Fehleinschätzung, sie denken, da gibt es mehr Geld." Dabei gehe es beim Unterschied zwischen B und C, zwischen Sanierung und Instandhaltung, nur um zusätzliche Gestaltungsmaßnahmen. "Es muss bei uns nichts aufgegeben werden, was existentiell ist".
Laut Emmert sehen die neuen Zuschuss-Richtlinien der Diözese in den Kategorien A bis C circa 50 Prozent Förderung vor. Das wirft aber die Frage auf, wie denn eine durchschnittliche Kirchenstiftung mit einer klassischen Dorfkirche die anderen 50 Prozent bei einer Sanierung aufbringen soll.
Die aktuelle Situation im Rückmeldeverfahren bezeichnet Pfarrer Stefan Kömm als entspannt. Er selbst sei ursprünglich ein großer Kritiker der Kategorisierung gewesen, weil seiner Meinung nach die Diözese eine Pflicht zur Unterhaltung der Gebäude habe, sagt er. Schließlich verwalte sie die Kirchensteuermittel. Aber die Rückmeldung der Kirchenpfleger zu den Einteilungen sei sehr ruhig verlaufen.
Offen ist, was mit den beiden Euerbacher Kirchen passieren soll
Offen ist nur noch, wie die beiden Euerbacher Kirchen eingestuft werden, sagt er, welche als C- und welche als E-Kirche gelte. Auch wenn die Kirchengemeinde entscheiden müsse, sei die Diözese dennoch bei der Lösungssuche gefragt, was mit der anderen Kirche passieren solle.
Änderungswünsche zum Kategorisierungsvorschlag müssen mit einer Stellungnahme des Rats im Pastoralen Raum an die Projektgruppe in Würzburg gemeldet werden. Diese prüft das Anliegen mit der Leiterin für Liegenschaften und Bau, Katja Mark-Engert. Deren Empfehlung geht an das Dreier-Gremium aus Generalvikar Jürgen Vorndran, Finanzdirektor Sven Kunkel und dem Hauptabteilungsleiter Seelsorge, Domkapitular Albin Krämer. Dieses entscheidet dann. Sollte die Entscheidung nicht akzeptiert werden, hat Bischof Franz Jung das letzte Wort. "Eine Abstimmung in plebiszitärer Form würde dem Gebäudestand nicht gerecht", meint Emmert.
Das sind die Pläne für die Kirchen im Pastoralen Raum Schweinfurt-Nordwest
Die geplante Kategorisierung der Immobilien für den Pastoralen Raum Schweinfurt-Nordwest sieht folgendermaßen aus: In den 24 Orten gibt es keine A-Kirche. Drei B-Kirchen, als zentrale Kirchen einer Pfarreiengemeinschaft sind vorgesehen in Niederwerrn, Poppenhausen und Geldersheim. Wasserlosen hat sich laut Emmert für keine B-Kirche ausgesprochen, weil sich keine der acht Dorfkirchen als Schwerpunktkirche herauskristallisiere. Ob Dittelbrunn oder Hambach einen B-Status erhält, muss noch geklärt werden. In den übrigen 21 Orten sind klassische Dorfkirchen der Kategorie C geplant. In Euerbach mit zwei Kirchen ist derzeit die Neue Pfarrkirche der C-Kategorie zugeteilt, die Alte Pfarrkirche der Kategorie E mit mittelfristiger Profanierung. Diese Zuordnung kann noch getauscht werden.
Was die Diözese für die Pfarrheime im Pastoralen Raum plant
Im Pastoralen Raum ist je Pfarreiengemeinschaft ein überörtliches Gemeindezentrum geplant: Für die Gemeinde Wasserlosen in Greßthal, für Dittelbrunn in Hambach, für Niederwerrn in Oberwerrn, für Poppenhausen in Poppenhausen, für Euerbach und Geldersheim in Euerbach.
Bei den anderen Pfarrheimen wird der örtliche Bedarf geprüft. Das heißt, dass diese Gebäude künftig vor einer Baumaßnahme nach einem Schlüssel (Katholiken und Quadratmeter) sowie alternativer Versammlungsräume am Ort überprüft werden.
Keinen Zuschuss gibt es mehr, wenn der Bauzustand des Pfarrheims schlecht ist oder wenn es keine pfarrgemeindliche Nutzung gibt. Das gilt für Maibach und Geldersheim.
Wie die Pfarrhäuser kategorisiert und bis 2040 genutzt werden sollen
Die Pfarrhäuser werden kategorisiert anhand eines Bedarfs für einen dienstwohnungsberechtigten Priester in den Zeiträumen 2020, 2030 und 2040. Unter Kategorie 2020 fallen das Pfarrhaus Brebersdorf, Dittelbrunn, Poppenhausen, unter 2030 fällt das Pfarrhaus Niederwerrn. Mindestens bis 2040 sollen die Pfarrhäuser Wasserlosen, Hambach und Geldersheim besetzt werden. Keinen Zuschuss, weil kein Bedarf, gibt es für das Pfarrhaus Greßthal, in dem heute ein Pfarreimuseum ist, sowie für Schwemmelsbach, Maibach und Euerbach.
Maximal ein Pfarrbüro pro Pfarreiengemeinschaft bleibt vor Ort
Das Koordinierungsbüro liegt in der Pfarrei St. Bruno Niederwerrn. Pro Pfarreiengemeinschaft bleibt maximal ein Pfarreibüro vor Ort und zwar in Wasserlosen, Hambach, Geldersheim und Poppenhausen. Bei Bedarf kann es Sprechstunden der Pfarrbüros, sogenannte mobile Kontaktpunkte, stundenweise geben, aber ohne weitere Raumkosten zu verursachen. Das gilt für Brebersdorf, Dittelbrunn und Euerbach.