Unter Denkmalschutz soll die neue katholische Pfarrkirche Sankt Michael in Euerbach gestellt werden. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erkannte die markante Zeltdachkirche, gebaut 1968 bis 1970, mit den großen Fensterbildern in den vier Giebeln als schutzwürdig und erhaltenswert an.
Baudenkmäler müssen nicht immer uralt sein. Nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz müssen sie nur "aus vergangener Zeit" sein sowie geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich, wissenschaftlich oder volkskundlich bedeutsam, so dass eine Erhaltung im Interesse der Allgemeinheit liegt.
Die neue Euerbacher Kirche samt Pfarrheim gehört laut Oberkonservator Christian Dümmler vom Landesamt für Denkmalpflege zu den "wegweisenden Kirchenbauten" im Bistum Würzburg, bei denen "ein Kompromiss zwischen Zentralbau und gerichtetem Sakralraum gesucht wurde".
Ein Kirchenbau, der auch für die Erneuerung der katholischen Kirche steht
Mit dem Kirchenbau wurde die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils umgesetzt. Dieses hatte eine umfassende Erneuerung der katholischen Kirche beschlossen, bei der unter anderem die Gläubigen als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden sollten. Der Priester sollte "aus ihrer Mitte" kommen.
Die Kirche sollte nicht nur als "Haus Gottes", sondern zugleich als "Haus der Gemeinde" verstanden werden. Das ist in dem Euerbacher Kirchenbau unter anderem im Halbkreis der Bankblöcke ausdrückt, die um die Altarinsel angeordnet sind. Durch das kreuzförmige Zeltdach mit den Fensterbildern des Künstlers Friedrich May strahlt der Kirchenraum eine Erhabenheit aus.
Besonders verbunden mit dieser Kirche fühlt sich der Freundes- und Förderkreis der DPSG Euerbach, der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Die DPSG ist so alt wie die Kirche und ihre Entwicklung ist eng damit verbunden, sagt Freundeskreis-Vorsitzender Arthur Arnold. "Wir hängen daran." Schon die Elterngeneration hat beim Bau mit gearbeitet und Geld gesammelt. "Wir alle haben uns beim Neubau und Erhalt der Kirche engagiert", sagt der Altbürgermeister, der seit langem als Lektor und Kommunionhelfer aktiv ist. "Wir werden es auch weiter tun."
Der DPSG-Freundeskreis stellte den erfolgreichen Antrag zur Unterschutzstellung der Kirche an das Landesamt. Wissend, dass derzeit die Kategorisierung der Kirchenimmobilien in der Diözese läuft.
Warum Euerbach gleich zwei besondere Kirchen hat
Denn Euerbach hat neben der neuen Kirche eine ebenfalls denkmalgeschützte barocke Schloss- und Pfarrkirche, 1742 nach den Plänen von Balthasar Neumann errichtet. Weil diese nach dem Zweiten Weltkrieg für die gewachsene katholische Gemeinde zu klein geworden war, wurde das zuhörige Untere Schloss abgerissen und auf dem Gelände die neue Kirche samt Pfarrheim gebaut.
"Die alte Kirche ist auch wertvoll, sie verkörpert das Romantische und wird gern bei Hochzeiten genutzt", meint Arnold. Aber mit der heutigen, nachkonziliaren Vorstellung von Kirche habe sie wenig gemein.
Die Diözese will in Zukunft nur noch eine Kirche pro Ort finanziell unterstützen
Mit der Kategorisierung will die Diözese nur noch eine Kirche pro Ort finanziell unterstützen. Klassische Dorfkirchen, C-Kirchen, bekommen Förderung für eine Instandhaltung. Für Zweitkirchen, die E-Kirchen, gibt es nur noch Zuschüsse für Verkehrssicherheit. Sie sollen mittelfristig anders genutzt werden.
Euerbach ist die einzige Kirchengemeinde im Pastoralen Raum Schweinfurt-Nordwest mit zwei Kirchen. Laut aktueller Planung der Diözese soll die neue Kirche die C-Kirche werden, die alte die E-Kirche. Allerdings: Diese Vorgabe kann noch getauscht werden. "Euerbach muss sagen, was es will", meint dazu Dekan Stefan Kömm, Kurator dieses Pastoralen Raums. Er werde die Entscheidung mit den anderen Rückmeldungen seines Raumes nach Würzburg schicken, wo letztendlich entschieden wird.
Freundes- und Förderkreis sieht die Diözese bei beiden Kirchen in der Pflicht
Arnold und der DPSG-Förderkreis setzen sich, auch mit einer Unterschriftenliste, dafür ein, dass die neue Kirche weiterhin Hauptkirche bleibt. Ihre Forderung: Beide Kirchen sowie das Pfarrheim sollen erhalten werden. Schließlich habe die Diözese an allen Kirchenbauten im Ort entscheidenden Anteil gehabt und daher auch Verantwortung zu übernehmen, so Arnold.
Eine Kirchengemeinde mit 700 Mitgliedern decke nicht ab, dass zwei Kirchen bezuschusst würden, sagt dagegen Dr. Jürgen Emmert, Projektleiter der Kategorisierung. Und: "Eine neue Kirche kann man, ungeschmälert vom Denkmalstatus, neben einer Gottesdienstnutzung auch für andere Veranstaltungen nehmen", meint er. Eine barocke Kirche stehe mehr für eine sakrale Nutzung.
Welche Bedenken es im Euerbacher Gemeinderat gibt
Die politische Gemeinde kann beim Landesamt "fachliche Ergänzungen" zum Denkmal anbringen, erklärt Bürgermeisterin Simone Seufert. Dazu zählen allerdings nicht die im Gemeinderat herrschenden Bedenken finanzieller Art, die sich für die Katholische Kirchenstiftung ergeben könnten. Oder ob ein Denkmalschutz eine spätere Umgestaltung erschweren könnte.
Für Arnold bräuchte es "angesichts der anstehenden schwierigen Entscheidungen im alten Ortskern eigentlich eine Art Zukunftswerkstatt mit den Menschen".