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Würzburg
Jugendbanden: Neue Hintergründe zu Razzia an Hafentreppe
Die Polizei erntet für eine offenbar teilweise überzogene Kontrollaktion an der Würzburger Hafentreppe viel Kritik. Nun werden parallel laufende Ermittlungen öffentlich.
Die Hafentreppe in Würzburg: Nach zwei Kontrollen Jugendlicher an der Partymeile ist die Polizei unter Erklärungsdruck.
Foto: Silvia Gralla | Die Hafentreppe in Würzburg: Nach zwei Kontrollen Jugendlicher an der Partymeile ist die Polizei unter Erklärungsdruck.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:47 Uhr

Das Polizeipräsidium legt nach einer als unverhältnismäßig kritisierten Jugendschutz-Kontrolle an der Würzburger Hafentreppe wichtige Fakten offen. Die zeigen, dass es an der Hafentreppe – aber nicht nur dort – gleichzeitig Vorgänge eines kriminellen Kalibers gab, die den Ordnungshütern bei besserer Planung und mehr Offenheit vermutlich mehr Verständnis eingebracht hätten.

Sich überschneidende Ermittlungen

Zwar würden auch die jetzt bekannt gewordenen Details nicht ein rechtlich fragwürdiges Vorgehen am 22. März gegen offenbar harmlose Jugendliche rechtfertigen, das Wellen bis ins Bayerische Innenministerium schlägt. Doch für die objektive Einschätzung ist es wichtig zu wissen, dass sich die offenbar missglückte Razzia überschnitt mit langwierigen Ermittlungen gegen drei kriminelle Jugendbanden in Mainfranken, für die der Oskar-Laredo-Platz nur einer von mehreren Treffpunkten war.

Polizeisprecherin Kathrin Thamm sagt, die "Kontrollen zum Jugendschutz" waren "Reaktion auf Beschwerden aus der Bevölkerung wegen Verunreinigung und Müllanhäufung", aber auch zur Ermittlung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, sexuelle Belästigung, Körperverletzungsdelikte oder Sachbeschädigungen.

Wucherndes kriminelles Milieu

Jenseits davon präsentiert die Polizei inzwischen ihr Vorgehen gegen ein seit längerem wucherndes kriminelles Milieu von ganz anderer Dimension: massive Straftaten wie Messerstecherei und brutaler Straßenraub an Passanten durch jugendliche Straßenbanden. Eine besteht nach polizeilichen Erkenntnissen aus vier Afghanen und einem Syrer, die aus der Deckung größerer Gruppen von Landsleuten gehandelt haben sollen. Die Mitglieder einer dreiköpfigen weiteren Gruppe sind laut Polizei deutscher, deutsch-amerikanischer und deutsch-italienischer Herkunft. Daneben soll es eine dritte achtköpfige Tätergruppierung geben, die sich aus Zuwanderern mit unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten zusammensetzt.

Die Nachforschungen gegen Personen zwischen 14 und 23 Jahren reichen über die Stadtgrenzen hinaus. Die Verdächtigen – darunter zwölf Festgenommene zwischen 16 und 20 Jahren – werden für insgesamt 70 Straftaten verantwortlich gemacht. Über Monate hinweg hat die Polizei 52 Mitglieder identifiziert. 43 von ihnen wohnen in Würzburg, die übrigen Beschuldigten im Raum Kitzingen, Ochsenfurt und im Landkreis Würzburg. 37 sind minderjährig, die Frage, ob auch minderjährige unbegleitete Flüchtlinge darunter sind, blieb bisher unbeantwortet.

Polizeisprecherin Thamm betont: "Nach aktuellem Sachstand muss davon ausgegangen werden, dass sich Tätergruppierungen zusammengefunden haben, um gezielt teils schwerwiegende Straftaten zu begehen." Dass die "aus einer Gruppe heraus begangen wurden und die beteiligten Personen immer wieder straffällig wurden, ist Anlass für die frühzeitige Reaktion der Polizei und die Gründung der Ermittlungskommission".

Revier in der ganzen Innenstadt

Verdächtige wurden auch am Hauptbahnhof und im Ringpark, in der Kaiserstraße, in der Juliuspromenade sowie am Kranenkai ausgemacht. Thamm sagt auf Nachfrage: Sowohl bei der Kontrolle an der Hafentreppe am 16. Februar (bei der rund 80 Personen kontrolliert und vier Verdächtige festgenommen worden waren) als auch am 22. März (als über 130 Personen kontrolliert wurden) wurden neben den harmlosen Jugendlichen "mehrere Beschuldigte aus dem laufenden Ermittlungsverfahren angetroffen".

Was haben sich die mutmaßlichen Täter zuschulden kommen lassen? Die Polizei nennt konkrete Fälle: An der Juliuspromenade zum Beispiel wurde Anfang Januar ein Messer gezückt, um Bargeld zu verlangen. Bei einem Streit an einer Straßenbahn-Haltestelle Mitte Januar wurde ein 17-Jähriger mit einem Messer an Schulter und Arm verletzt und kam in eine Klinik. Drei Geschädigte (darunter zwei Touristen aus dem Allgäu) wurden Anfang Dezember 2018 nachts unvermittelt geschlagen, getreten und gegen ein Auto gedrängt. Dann sollen ihnen die Beschuldigten Mobiltelefon und Geldbörse entrissen haben.

Ob auch ein Angriff auf zwei Zwölfjährige am Ostersonntag auf das Konto der kriminellen Jugendgruppen geht, wird jetzt von der Polizei geprüft. Zwei Zwölfjährige waren nach einem Kinobesuch am Alten Hafen  von einer Gruppe etwa Gleichaltriger zwischen zwölf und 14 Jahren angegangen worden. Einer der Jungen wurde geschlagen. Die Täter nahmen ihm 30 Euro Bargeld ab.

Staatssekretär bittet um informationen

Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) zwar die zwei Kontrollen gegen Jugendliche aufgrund der Sicherheitslage und des Jugendschutzes für notwendig. Aber Beschwerden über das Vorgehen der Polizei gegen Schüler "nehme ich sehr ernst". Er fordert betroffene Bürger auf, sich an ihn zu wenden, "damit ich mir selbst ein Bild machen kann".

 
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  • guenter.52@t-online.de
    Allen Kritikern wünsche ich das sie die Polizei mal brauchen und die hat dann hoffentlich wichtigeres zu tun.
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  • petermeier
    Danke an die Polizei für ihre Arbeit. Mann weiß natürlich von welchen politischen Spektrum diese Aktion kommt. Außerdem sind wiedermal Flüchtlinge unter den Tätern, weiß ja auch immer wieder gerne von diesem politischen Spektrum verschwiegen wird. Vielmehr sollte hier thematisiert werden das sogenannte Schutzsuchende wieder gravierende Straftaten begehen. Diese sollten sofort abgeschobenen werden für den Schutz der Bevölkerung. Diese Leute haben in Deutschland nichts mehr zu suchen.
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  • guenter.52@t-online.de
    Dann sollten wir diese Herrschaften gleich mitschicken.
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  • mausschanze
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  • Phantom
    Ich finde es gut. Die Polizei sollte viel mehr unternehmen und durchgreifen. Ich habe selber einen Sohn der schon des öfteren kontrolliert wurde. Nach und .ist doch ok. Die Jugend denkt immer sie haben nur Rechte. Dass darf die Polizei nicht ,dies darf die Polizei nicht. Und dann gibt es auch noch Eltern die sich darüber beschweren das ihr ja so braver Bub kontrolliert worden ist. Was ist denn denen passiert nichts. Polizei weiter so.
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  • DieWahrheit
    Was ist denn schon passiert?
    Redakteur Scheitler und alle Kommentatoren, die die Arbeit der Polizei diffamieren.

    Ich finde, in Würzburg sollte die Polizei erst tätig werden, wenn solche Zustände wie in den New York herrschen.

    Aber selbst dann, bitte schön, sollten Razzien und sonstige Ermittlungen rechtzeitig vorher über die Medien, insbesondere über die Main-Post, angekündigt werden.
    Denn ich finde Schwerverbrecher haben auch Menschenrechte.
    Das bisschen Messerstecherei, Raub und Körperverletzung ist doch nicht der Rede wert und ich finde es unverschämt hierfür Steuergelder zu verschwenden.

    Die Vorteile:
    Die Polizei kann sich wieder auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren,
    die für solche sinnlosen Aktionen gebunden Polizeikräfte könnte den verbliebenen Rest unterstützen oder sind überflüssig und könnten dann entlassen werden (w. V.: die könnten dann den Dreck von der Treppe räumen) und die Sperrstundendiskussion ist erledigt, weil mangels Sicherheit keiner mehr auf die Str. geht.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Die Polizei kann es nie allen recht machen. Hätte sie nur die wirklich Tatverdächtigen kontrolliet, dann wären die Polizisten als Rassisten beschimpft worden...
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  • tommy33
    Jugendbanden? Back to the 80ˋs. Damals hießen die Shadows, Black Jacks etc....
    Es wiederholt sich wohl alles mal ....
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  • fuzzy1
    Es ist doch seit längerem Volkssport, bei jeder Gelegenheit, ohne Hintergründe zu berücksichtigen, auf Ordnungskräfte, wie Polizei, Feuerwehr, Sanis o. ä. einzuprügeln.Ich bin gespannt, wie lange das so weitergehen soll. Aber wehe dem, einer dieser minderjährigen Rotznasen, die sich zu später Stunde noch herumtreiben, passiert etwas. Wer ist dann schuld? Natürlich die Polizei. Es wäre wirklich an der Zeit, daß sich Politiker und vor allem die Medien hinter angebrachte Maßnahmen stellen würden, anstatt irgendwelche Parolen in die Welt zu setzen.
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  • zwrecht@aol.com
    @James007: soviel öffentliche Orte und Plätze an denen die Jugendlichen ohne Verdacht "rum lungern" können gibts nach diesem Bericht ja nicht, da ja die ganze Innenstadt als Revier verdächtig ist. Dass Staatssekretär Eck die Maßnahme für notwendig hält, sagt nix; er hielt es ja auch für Notwendig noch kurz vor dem Beschäftigungsverbot in der Verwandtenaffäre seine Ehefrau anzustellen, weshalb er von Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim für nicht mehr amtstauglich gehalten wurde. Der Artikel bedeutet zweierlei: 1. dass in Würzburg an jedem Ort zu jeder Zeit aus genau den gleichen Gründen genau so wieder vorgegangen wird und 2. "Würzburgs wucherndes kriminelles Milieu" umgeht man, indem man die Stadt einfach meidet. Und eine ganze Stadt, die Stadt des heiligen Kilian, so in der Öffentlichkeit ins kriminelle Licht zurück, nur um eine falsche Polizeiaktion -im Nachhinein!- zu rechtfertigen ist peinlich. So eine Polizei möchte ich nicht.
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  • meeviertel
    Und wenn die Razzia nur einen Straftäter zum Vorschein gebracht hätte, wäre sie zum Schutze der Bürger berechtigt. Es gilt Recht und Ordnung aufrecht zu halten, damit Leib und Leben nicht gefährdet sind.
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  • DieWahrheit
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • MoePe
    Bleibt Mal alle etwas auf dem Teppich inkl Politiker, es ist niemand zu Schaden gekommen. Sich wegen so einer Sache jetzt in die Medien zu bringen ist armselig. Bravo Polizei.
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  • ginola245@gmail.com
    Auf eigenen Wunsch hin gelöscht.
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  • marent1@hotmail.de
    Merkwürdige Argumentation, das eine hat doch nur am Rande etwas mit dem anderen zu tun oder sucht die Polizei nun krampfhaft nach einer Rechtfertigung für überzogenes Handeln? Das Kriminalität bekämpft wird ist selbstredend und der Job der Polizei, aber muss man dann gleich so dermaßen massiv, bei so vielen Unbeteilgten, bei denen es angeblich bisher fast nur Müll-und Lärmproblematik gab?
    Mir sieht das irgendwie merkwürdig aus...
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  • lanalando
    Weiter so Polizei. Dank an gute Arbeit
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Ist die Berichterstattung über diese Aktion irgendwann beendet?
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  • stefaniestraetz
    Musste ja jetzt irgendetwas kommen um alles zu verharmlosen....unsere ach so arg bösen Teenies...schon klar
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  • Einwohner
    Wer da nicht dazu gehören will, lungert dort nicht herum. Es gibt genug Orte und Plätze in Würzburg wo man sich nicht mit Kriminellen umgeben muss und entsprechend nicht in Verdacht gerät.
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