zurück
Würzburg
Hafen-Razzia: Polizei fotografierte Jugendliche
Neue Details zur Hafen-Razzia: Die Würzburger Polizei machte Fotos von hat Jugendlichen, obwohl sie dazu nicht berechtigt war. Inzwischen gibt die Polizei Fehler zu.
Hotspot Hafentreppe: Zwei Großrazzien sorgen für viel Diskussion.
Foto: Silvia Gralla | Hotspot Hafentreppe: Zwei Großrazzien sorgen für viel Diskussion.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:34 Uhr

"Wir wurden an die Wand gestellt, bekamen ein Schild mit einer Nummer in die Hand und wurden fotografiert", berichtet ein 18-jähriger Schüler. "Ich war die Nummer 64." Der Schüler hatte sich am 16. Februar an der Hafentreppe mit Freunden verabredet, um in eine benachbarte Diskothek zu gehen. Er hat sich nichts zu schulden kommen lassen.  

Wie berichtet, führte die Polizei im Februar und März zwei Großkontrollen auf der Partymeile durch, weil auf der Treppe zum Main  wiederholt Minderjährige Alkohol konsumieren und dort Straftaten begangen wurden. Bei der Razzia am 22. März hielten 40 Einsatzkräfte 137 Jugendliche stundenlang fest und durchsuchten sie. Bei der am 16. Februar wurden auch Fotos gemacht. 

Bilder sind laut Polizei inzwischen gelöscht 

Auf Nachfrage dieser Redaktion stritt die Polizei zuerst ab, dass sie Personen abgelichtet hat, ohne dass es den Verdacht einer Straftat gab. Erst nachdem sich der 18-Jährige, dessen Name der Redaktion bekannt ist, schriftlich beschwerte, gibt die Behörde jetzt zu: Sie hat ihn und andere "ohne rechtliche Grundlagen" fotografiert. "Auch die Aufnahmen, die von Herrn M. gefertigt wurden, waren rechtlich nicht zulässig", sagt Kathrin Thamm, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken.

Laut Thamm sind neben den rechtlich nicht zulässigen Fotos bei der Aktion auch Aufnahmen mit einer Rechtsgrundlage gemacht worden: von Personen ohne Ausweis. Und von Verdächtigen einer vermeintlichen Sexualstraftat, bei der sich später herausgestellt habe, dass die "Berührungen und  ungewollten Küsse" bereits eine Woche vorher passiert sein sollen. Am 11. März seien die Bilddateien gelöscht worden.

"Die Polizei hat Grundrechte verletzt."
Strafverteidiger Martin Reitmaier 

Wie der Würzburger Strafverteidiger Martin Reitmaier erklärt, ist die Polizei berechtigt, Personen zu fotografieren, wenn beispielsweise die Identität nicht anders festgestellt werden kann, wenn diese verdächtig sind, eine Straftat mit Wiederholungsgefahr begangen zu haben oder wenn es zur Abwehr einer Gefahr oder einer drohenden Gefahr für ein bedeutendes Rechtsgut erforderlich ist.

Warum wurden Unbeteiligte fotografiert? 

Reitmaier: "Das Fotografieren ohne einen Rechtsgrund stellt dagegen einen Eingriff in bürgerliche Grundrechte dar." Denn das Gesetz garantiere prinzipiell jedem das Recht die Preisgabe seiner Daten selbst zu bestimmen. " Warum die Würzburger Polizei diese Fotos gemacht und gespeichert hat, erklärte sie bislang nicht. Ebenso wenig, wie viele Leute unzulässiger Weise fotografiert wurden.  

Für den Datenschutzexperten Thilo Weichert steht das Würzburger Beispiel für "die Kultur der Bayerischen Polizei  zu kontrollieren, Daten zu erfassen und zu speichern und dann zu schauen, wofür man sie brauchen kann". Der Politologe und Jurist aus Kiel ist ein Kritiker des neuen des Bayerischen Polizeiaufgabengesetzes(PAG).  Er sagt: "Mit diesem hat die CSU-Politik der Polizei signalisiert, dass sie von rechtlichen Eingrenzungen frei gestellt werden soll."  

Innenminister Herrmann sieht kein Problem

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat inzwischen im Landtag erklärt, dass das Vorgehen der Würzburger Polizei in Ordnung und durch das Polizeiaufgabengesetz gedeckt gewesen sei. In seiner Antwort auf  eine Anfrage der Grünen-Fraktion ging der Innenminister  am vergangenen Donnerstag auf den rechtlich problematischen Vorgang ein, dass die Polizei bei der Razzia am 22. März Jugendliche zur Hafentreppe brachte und dann dort festhielt und kontrollierte. Wie Herrmann erklärte, hätten die Einsatzkräfte nicht feststellen können, wo die Jugendlichen vorher gewesen waren.   

 Das Polizeipräsidium Unterfranken nennt das inzwischen eine "Fehleinschätzung". Sprecherin Thamm sagt: "Dies bedauern wir ausdrücklich." Sie sagt weiter, dass bei dem Einsatz im März auf die  Menge der Personen und die damit verbundene Länge der Kontrolle "zu spät und auch nicht in adäquater Weise reagiert wurde". Bislang liegen dem Präsidium vier Beschwerden von Betroffenen vor.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
CSU
Daten und Datentechnik
Datenschutzexperten
Grünen-Fraktion
Innenminister
Joachim Herrmann
Joachim Herrmann (CSU)
Juristinnen und Juristen
Polizei
Polizeiaufgabengesetz
Polizeipräsidien
Polizeipräsidium Unterfranken
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Rechtsgrundlagen
Thilo Weichert
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • andreasbecker127
    Also ich habe selbst Kinder in dem Alter und ich finde, dass es viel mehr solcher Kontrollen geben sollte um der********auf alles und jeden und Gesetze" Partykultur der Jugendlichen entgegen zu wirken. Man muss nur einmal Nachts durch Würzburg laufen, insbesondere Juliuspromenade. Hier wird deutlich was ich meine. Meine Tochter und ihre Freunde haben diese Razzia übrigens auch beobachtet, hämisch grinsend und viel Freude. Ergo ... vernünftige Jugendliche halten sich von solchen Leuten auch fern. Es hat also keinen falschen getroffen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • bernhard.mott@arcor.de
    Mainpost 15.04.2109
    Zitat: Bei der Razzia am 22. März hielten 40 Einsatzkräfte 137 Jugendliche stundenlang fest und durchsuchten sie. Bei der am 16. Februar wurden auch Fotos gemacht.

    Mainpost 17.04.2019
    Zitat: Wie berichtet, gab es dort zwei Großeinsätze, bei denen hunderte Jugendliche festgehalten, durchsucht und teilweise fotografiert wurden.

    137 Jugendliche = hunderte Jugendliche

    Liebe Frau Göbel (Mainpost), was wollen sie uns damit sagen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    Yoooh! Da haben die Würzburger mal eben NYPD gespielt, wie gut, daß niemand farbig war...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • leander-l
    Ich möchte mich gerade an diejenigen richten, die hierbei die Polizei in Schutz nehmen:

    Was hier kritisiert wird ist mitnichten die Arbeit der Polizei. Diese ist auch m.M.n. elementar für unsere Gesellschaft.

    Allerdings ist es doch so, dass sich alle in unserem Rechtsstaat an Recht und Gesetz halten müssen und das eben auch die Polizei wenn sie Straftaten auf der Spur ist. Was hier geschehen ist, sehe ich allerdings als einen Missbrauch der hoheitlichen Stellung! Es ist ein Skandal, wenn die Polizei sich nicht an die Gesetze hält. Und damit meine ich nicht, dass im Eifer des Gefechts im kleinen Umfang eine rechtliche Vorgabe vergessen wird sondern wenn wie hier in einer groß angelegten Aktion solche Verstöße begangen werden. Wie sonst ist zu erklären, dass die Polizei Schilder mit Nummern zu einer solchen Razzia mitgebracht hat? Das ist eine planmäßige Vorgehensweise!

    Und solche Grundrechtsverstöße müssen eben gerade nicht toleriert werden, dafür sind Grundrechte ja da.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klajo
    Oh ja, leider wieder ein Artikel, der in einem vermeintlichen Mainstream die Arbeit der Polizei zu diskriminieren versucht. Die Wortwahl und das Anfangszitat lassen leider wieder keine ausgewogene Berichterstattung zu. Schade
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Das bayrische PAG muss weg. Wir brauchen keinen bayrischen Überwachungsstaat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • diener
    Finde manche Kommentare nicht in Ordnung oder einfach überdrüssig:
    Kontrolle ja , aber im Bereich des Erlaubten.
    Kein Polizist muss sich anpöbeln lassen , und kein Jugendlicher muss sich
    gesetzkonform behandeln lassen .
    Und unser bayrischer Innenminister ist bekannt für Zucht und Ordnung ,
    sollte aber doch einmal nachdenken ob wirklich so alles in Ordnung war ,
    was hier abgelaufen ist .
    Keine falschen Rechtfertigungsversuche sondern sachliche und nüchterne
    Analyse .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • andreasbecker127
    Wo bedarf es einer Analyse?
    1. Jugendliche treffen sich in einer Großen Menge um Alkohol und Drogen zu konsumieren.
    2. Die Abgabe von Alkohol an nicht zum Konsum berechtigte Personen ist keine Ordnungswidrigkeit sondern eine Straftat.
    3. Die Abgabe von Drogen an andere ist ein ...na....Verbrechen
    4. Glasflaschen auf den Boden schmeißen ist unmittelbar Umweltverschmutzung (aber fürs Klima Schule schwänzen). Geht die aber zu Bruch ....ja genau, dann ist das eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
    So und so betrachtet braucht es kein PAG neu.
    Das ist alles durch den Begriff
    Gefahrenabwehr gedeckt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mausschanze
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • meeviertel
    Heidenei, die Polizei macht Fehler! Und jetzt sind auch noch Grundrechte verletzt worden. Donnerwetter, das ist ja skandalös! Die braven Kids wurden einfach so fotografiert. Sie lieben es doch bei jeder Gelegenheit zu posen und sie lieben die Gesetze, die selbst nicht einhalten. Aber wehe, sie sind selbst mal betroffen, dann ist das staatstragend. Eine Fahrt mit der Straßenbahn in den Abendstunden von der Talavera bzw. vom Frühlingsvolksfest irgendwohin zeigt, wie es um die Gesetzestreue von Jugendlichen bestellt ist. Gar nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sonic
    Ich möchte dich mal sehen, wenn die Polizei dich drei Stunden festhält, dich fotografiert und wie einen Verbrecher behandelt, nur weil du ins Kino wolltest. Dann sagst du auch nicht mehr "Heidinei..."
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • harryamend@outlook.de
    @Sonic
    Wollen Sie jetzt noch behaupten die Kids wollten nur ins Kino gehen oder wie? Manche sollten vorher überlegen was sie von sich geben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rid.cully
    Ok ist der Account meines Vaters ... rumschmarrn ohne zu wissen, ja? Ich wollte nur in die Oberstufenfete meiner Schule. Und die Typen an der Hafentreppe finde ich ziemlich gaga. Aber ist nun mal in der Nähe. Die paar Meter haben mich dann auch 3 Stunden und Mainpinkeln gekostet. Wusste gar nicht, dass es hier solche KeineAhnungSchreiber gibt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sonic
    Die Jugendlichen wurden teilweise aus 200m Entfernung von der Polizei zu der Treppe gebracht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Man kann auch ins Kino ohne dort herumzuhängen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • meeviertel
    Es muss "Heidenei" heißen und nicht "Heidinei". Und es muss "Sie" heißen und nicht "dich", weil wir uns nicht kennen. Übrigens habe ich in RAF-Zeiten ganz andere Polizeikontrollen erlebt und fühlte mich deshalb nicht gleich wie ein Verbrecher. Zudem weiß ich, im Gegensatz zu Ihnen, nicht, wie sich ein Verbrecher fühlt., wenn er von der Polizei kontrolliert wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H.D.Conrad
    wo die doch schon an der Wand standen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • pmueller55
    Da wäre ich mal gespannt auf die Namen der "vier". Sind wohl die Sprößlinge von etwas einflussreichen Persönlichkeiten. Wir haben früher über sowas gelacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 1958kosb
    So ist es.
    Vielleicht sollten die kleinen in Zukunft mit Mami und Papi weg gehen.
    Dann ist alles gut. So wie bereits ab der ersten Klasse Grundschule
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • a.genser@freenet.de
    Früher war auch mehr Lamett. Früher war alles besser. Früher hatten wir eine Zeit lang auch eine Diktatur. Jetzt haben wir einen Rechtsstaat. Da hat sich auch die Polizei an Gesetze zu halten - nicht nur der Bürger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten