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Unterfranken
Jahresbilanz: Erneut zahlreiche Kirchenaustritte in der Region
Die beiden großen Kirchen kämpfen weiter um ihre Gläubigen. Die aktuellen Statistiken der katholischen und evangelischen Kirche sehen Laien als Warnruf.
Gläubige nehmen an einem Gottesdienst im Kiliansdom in Würzburg teil.
Foto: Patty Varasano | Gläubige nehmen an einem Gottesdienst im Kiliansdom in Würzburg teil.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:14 Uhr

Die Bilanz von Gisela Bornowski, evangelische Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg, fällt ernüchternd aus: "Die Zahl derer, die der Kirche den Rücken kehren, ist leider immer noch hoch", kommentierte sie gegenüber der Redaktion die kirchlichen Statistiken für das Jahr 2020. Diese haben die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern nun bekanntgegeben.

Demnach sind im vergangenen Jahr aus der evangelischen Kirche bayernweit 26 590 (2019: 32 387) Menschen ausgetreten. Zahlen für die Region lagen noch nicht vor. Im Bistum Würzburg kehrten 7200 (2019: 8043) Katholiken der Kirche den Rücken.

"Wir sind Kirche" spricht von "Warnruf"

Damit ist die Zahl der Austritte in beiden Kirchen im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht gesunken. Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" sieht darin dennoch einen "dramatischen Warnruf an die Kirchenleitung". Dieser dürfe nicht nur auf Corona zurückgeführt werden, sondern markiere eine allgemeine Entfremdung der Menschen von der Kirche.

Corona hatte das kirchliche Leben im vergangenen Jahr stark eingeschränkt. Zahlreiche kirchliche Veranstaltungen mussten aufgrund der Pandemie verschoben werden: So konnten in der Diözese Würzburg nur 4772 Kinder die Erstkommunion empfangen, 2019 waren es noch 5250. Firmlinge gab es in der Region knapp 2700 und damit deutlich weniger als im Vorjahr (4209). Für die evangelischen Gemeinden der Region liegen aktuell noch keine genauen Zahlen vor. Bayernweit zeichnet sich aber auch für die evangelische Kirche ein ähnliches Bild ab. Die Zahl der Firmungen ging 2020 (13 586) im Vergleich zum Vorjahr (18 272) deutlich zurück.

Deutlich weniger kirchliche Trauungen

Am stärksten zeigt sich der Einfluss der Pandemie bei den kirchlichen Eheschließungen. Viele Paare mussten ihre Trauung verschieben, sodass in der Diözese Würzburg 2020 nur 427 Ehen geschlossen werden konnten. 2019 waren es über 1300. Die evangelische Kirche meldet für das Jahr 2020 in Bayern 1577 Trauungen. Zum Vergleich: 2019 wurden im Freistaat noch knapp 5000 Paare protestantisch getraut.

Coronabedingt sei die Zahl der Kasualien, also kirchliche Feiern wie Taufen und Trauungen,  im vergangenen Jahr "dramatisch eingebrochen", sagt Würzburger Bischof Franz Jung. Regionalbischöfin Bornowski rechnet bei weiteren Lockerungen der Corona-Maßnahmen jedoch mit einer schnellen Erholung der Zahlen.

 
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  • W. S.
    Gähn
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  • A. B.
    "Wo bleibt der gute Hirte?" ... Der persönlichen Wünsche werden immer mehr und der Hirte ist nur dann ein "guter Hirte" wenn er treu und brav abarbeitet, was das Gegenüber verlangt? Der Spagat zwischen Erwartung und tatsächlich zu leistender Möglichkeit ist für die Zahl der immer weniger werdenden Priester kaum noch zu stemmen. Die Bedeutung kirchlicher Gemeinschaft (zB im Sonntagsgottesdienst) wird kaum noch gesehen und durch das Wegbleiben eines großen Teils der Kirchensteuer zahlenden "Gläubigen" auch nicht mehr erfahren. Wenn es dann ganz persönlich einen trifft (zB Beerdigung, Taufe, Hochzeit, Erstkommunion), werden so viele Erwartungen und Gestaltungswünsche gefordert, dass diese kaum noch erfüllt werden kann - davon abgesehen sind viele dieser Wünsche Unsinn.
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  • C. W.
    Sie haben wahrscheinlich den von mir genannten Sachverhalt nicht verstanden.
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  • J. R.
    Auslaufmodell
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  • C. W.
    Sollte sich der einzelne Priester fragen, ob er so agiert wie er predigt bzw. wie es in der Bibel steht.

    z.B. in Kitzingen, Siedlung mit ca. 4000 Einwohnern: Da schreibt ein Pfarrer im Pfarrblatt: "Oft verbinden wir den Ort, wo wir unseren Glauben ausdrücken, mit den Kirchen, die in unseren Gemeinden stehen. Ich finde, das ist gar nicht so verkehrt".
    Gleichzeitig wird der letzte Wunsch des Verstorbenen aus formellen Gründen mißachtet, ein Reqiem in seiner Kirche zu bekommen. Begründung: Weil in der Siedlung kein Friedhof ist. Wo bleibt hier der gute Hirte?
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