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Würzburg
Interview: Wie der neue Dompfarrer auf Corona-Ostern blickt
Stefan Gessner, der neue Dompfarrer in Würzburg, schildert, wie sein Osterfest in diesem Jahr aussieht und über die Chance, trotz Corona, das Fest besinnlich zu feiern.
Stefan Gessner ist seit Februar Dompfarrer in Würzburg. Er stammt aus Schweinfurt und war davor im Bamberger Land eingesetzt.
Foto: Thomas Obermeier | Stefan Gessner ist seit Februar Dompfarrer in Würzburg. Er stammt aus Schweinfurt und war davor im Bamberger Land eingesetzt.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:18 Uhr

Ostern ist das älteste und höchste Fest im Kirchenjahr. Dass es in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht normal gefeiert werden kann, ist bekannt. Seit knapp zwei Monaten hat das Bistum in Würzburg einen neuen Dompfarrer: Den gebürtigen Schweinfurter Stefan Gessner. Im Gespräch schildert der 49-Jährige, der nun auch zum Domkapitular gewählt wurde, was er ganz besonders am Osterfest schätzt und welche neuen Möglichkeiten für die Kirche bereit stehen, um in Zeiten der Pandemie ein möglichst kontaktloses geistlichen Angebot zu bieten. 

Frage: Viele Gemeindeangebote sind mit physischer Nähe verbunden. Das ist momentan schwierig. Wie sieht Ihre alltägliche Arbeit als Pfarrer aus?

Stefan Gessner: Die ersten Wochen im Dienst als Dompfarrer waren geprägt davon, die Menschen, die im und rund um den Dom, das Neumünster, die Marienkapelle oder die Pfarrei St. Peter und Paul ihren Glauben leben und kirchliches Leben mit gestalten, kennen zu lernen. Einen ersten Überblick über die Gremien und ihre Themen zu gewinnen und zugleich in der unmittelbaren Seelsorge erste Kontakte zu den Gläubigen zu knüpfen. Diese Kontaktaufnahme wird durch die momentan geltenden Maßnahmen und Hygieneregeln nicht unbedingt erleichtert, auch wenn sie notwendig und richtig sind. Von daher finden die Gottesdienste, die Arbeitssitzungen und Beratungen, aber auch die seelsorgerischen Gespräche wie auch sonst üblich statt - nur eben ganz anders: mit Maske oder anderen Sicherungsmaßnahmen oder auch online, damit alle Beteiligten gut und gesund durch diese Pandemie kommen und gleichzeitig das kirchliche Leben weiterhin existieren kann.

Wie viel Halt kann der Glaube in Krisenzeiten geben?

Gessner: Glaube bedeutet für mich, eine Beziehung, eine Freundschaft zu haben und zu pflegen: mit Gott. Er ist für mich und für jeden Menschen da. Er trägt und begleitet mich in jedem Augenblick meines Lebens. In dieser Pandemie leiden ja viele Menschen darunter, dass die Kontaktmöglichkeiten sehr stark eingeschränkt sind, dass Beziehungen nicht mehr in dem Umfang gepflegt werden können, wie es viele gerne hätten. Gottes Freundschaft kennt keine Kontaktbeschränkungen. An ihn kann ich mich jederzeit und an jedem Ort wenden mit all dem, was mich bewegt oder auch zu schaffen macht. Es ersetzt nicht einfach zwischenmenschliche Begegnungen, aber es kann Halt und Hoffnung bieten. Eine solche Freundschaft zu Gott wünsche ich allen Menschen.

Wie sehen die Ostertage in diesem Jahr in der Dompfarrei aus?

Gessner: In der Osternacht am Karsamstag um 21.30 Uhr feiern wir miteinander, dass der Tod nicht das letzte Wort hat in unserem Leben, sondern dass der Herr den Tod und das Leid für uns alle überwunden hat. Die Freude setzt sich im Pontifikalamt am Ostersonntag um 10 Uhr und in der Vesper um 15 Uhr fort, ebenso im Konventamt am Ostermontag um 10 Uhr. Auf diese Ostertage haben sich zahlreiche Menschen seit Wochen intensiv vorbereitet: musikalisch, liturgisch, hygiene- und sicherheitstechnisch. Es wird sicher ein schönes Fest, aber eben anders als in den früheren Jahren. Durch den Livestream vieler Gottesdienste über den Youtube-Kanal der Diözese, die Homepage (www.bistum-wuerzburg.de) des Bistums oder die Ausstrahlungen bei TV-Mainfranken wird es aber auch denen, die vielleicht keinen Platz mehr im Dom bekommen haben, möglich sein, mit zu feiern und sich von der Osterfreude anstecken zu lassen.

Wie sah das Osterfest im vergangenen Jahr für Sie persönlich aus?

Gessner: Im vergangenen Jahr, kurz nach Beginn der Corona-Pandemie, mussten ja die meisten Gottesdienste nicht-öffentlich oder im kleinsten Kreis gefeiert werden. Das war auch für mich ein großer Einschnitt, ungewohnt und irgendwie unrealistisch. Man wusste: Es ist Ostern - aber die Gefühle sagten einem etwas anderes.

Bunte Ostereier schmücken den Häckerbrunnen am Oberen Markt in Würzburg. Das Osterfest ist das höchste Fest im Kirchenjahr. 
Foto: Daniel Peter | Bunte Ostereier schmücken den Häckerbrunnen am Oberen Markt in Würzburg. Das Osterfest ist das höchste Fest im Kirchenjahr. 
Wie fühlt sich das Osterfest in diesem Jahr für Sie persönlich an?

Gessner: Natürlich freue ich mich in diesem Jahr, das Osterfest, zwar auch unter besonderen Auflagen, aber doch wieder im größeren Kreis an meiner neuen Pfarrstelle im Kiliansdom feiern zu dürfen - mit wunderschön gestalteten Gottesdiensten und hoffentlich vielen Menschen, die froh und gesund die Auferstehung des Herrn feiern können.

Auf was freuen Sie sich in "normalen" Jahren an Ostern am meisten?

Gessner: Ich persönlich liebe die Karfreitagsliturgie sehr, weil sie für mich eine Ruhe und Konzentration vermittelt, die ich sonst selten so intensiv in Gottesdiensten erlebe. Aber natürlich danach auch die Feier der Osternacht, wenn die Ruhe mit dem Gloria umschlägt in die Freude darüber, dass Gott uns nicht im Dunkeln lässt, sondern Leben schenkt.

Welche neuen Möglichkeiten stehen für die Kirche bereit, um möglichst kontaktlos geistliche Angebote aufrecht zu erhalten?

Gessner: In den Livestreams, die durch die Pandemie stark forciert wurden, haben viele, die sonst nicht mehr an den Gottesdiensten teilnehmen können, die Möglichkeit, Kontakt zu halten, am Leben der Gemeinde teil zu nehmen. Darüber hinaus haben viele Gemeinden ganz kreative Wege gesucht und gefunden, geistliche Angebote zu gestalten, ob durch Stationenwege, durch Impulse in den Kirchen und an anderen Orten oder auch online. All diese Angebote wollen Hilfen sein, weiterhin kirchliches Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig habe ich aber auch die Hoffnung, dass wieder die Zeit kommt, in der wir persönlich miteinander unseren Glauben feiern können.

Welche persönlichen Hilfen gerade während Krisenzeiten kann Kirche im Alltag bieten?

Gessner: Auch während der Pandemie ist die Kirche, sind die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Menschen, ihre Sorgen und Nöte, ansprechbar. Auch wenn vieles nicht in der Form anbietbar ist wie bisher oder nur unter bestimmten Vorgaben, ist unsere Kirche "Kirche für die Menschen". Neben den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den Gemeinden stehen aber auch weiterhin die Beratungsstellen der Caritas, der Kirche und die Telefon- (Tel: 0800 1110111 oder 0800 1110222) und Internetseelsorge (www.internetseelsorge.de/seelsorge-online/) gerne bereit, um Menschen bei zu stehen, die persönliche Hilfe benötigen.

 
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  • K. F.
    einen guten Start in Ihr neues Amt als Dompfarrer von Würzburg in diesen schwierigen Zeiten
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