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„Pfarrerin ist der schönste Beruf“
Gisela Bornowski: Die neue Regionalbischöfin weiß, dass Ökumene Offenheit braucht. „Man muss aber auch durchaus selbstbewusst evangelisch sein“, sagt sie.
Foto: Timm Schamberger, epd | Gisela Bornowski: Die neue Regionalbischöfin weiß, dass Ökumene Offenheit braucht. „Man muss aber auch durchaus selbstbewusst evangelisch sein“, sagt sie.
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:44 Uhr

Würzburg Gisela Bornowski wurde am Sonntag in der Würzburger Kirche St. Johannis in ihr neues Amt als Regionalbischöfin eingeführt. Sie ist jetzt für mehr als 430 000 Evangelische in 19 Dekanatsbezirken und 450 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg zuständig. Ihr Vorgänger Christian Schmidt war Anfang des Jahres in den Ruhestand gegangen. In den vergangenen zwölf Jahren war die heute 52-jährige Pfarrerin als Dekanin in Bad Windsheim tätig. Die aus der Nähe von Ansbach stammende Theologin und dreifache Mutter ist mit dem Motorrad-Restaurateur Steven Bornowski verheiratet.

Frage: Der Kirchenkreis ist groß – bis wann wollen Sie alle Ecken mal besucht oder bereist haben?

GISELA Bornowski: Ich will schon allerspätestens nach einem Jahr zumindest in jedem Dekanat einmal gewesen sein. Vorgenommen habe ich mir auch, bald alle Pfarrkonferenzen einmal besucht zu haben – und die ein oder andere Dekanatssynode. Natürlich gibt es auch verschiedene andere Termine in den Regionen, wo man viele Vertreter der Dekanate oder Gemeinden auf einem Ort trifft.

Das betrifft ja vor allem das evangelische Leben im Kirchenkreis. Aber wie wollen Sie die Landschaften, die Mentalitäten erkunden? Auf Motorradtouren mit Ihrem Mann?

Bornowski: Ja, das wäre eine gute Idee! Mit dem Motorrad kann man das sehr gut erfahren – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie viel Zeit werden Sie zwischen den Sitzungen, Visitationen und öffentlichen Terminen noch für Familie und Hobbys haben?

Bornowski: Ich habe mir vorgenommen, mir zumindest einen freien Tag pro Woche zu nehmen – den brauche ich auch. Auch will ich alle vier bis sechs Wochen zumindest einen Sonntag oder besser noch ein ganzes Wochenende freinehmen – und einmal pro Woche will ich abends Zeit zum Laufen haben, um mich körperlich zu betätigen. Außerdem: Meine Familie schreit dann schon, wenn es (ihr) zu viel wird . . .

Der Pfarrer- und Pfarrerinnenverein beklagt ja genau das: zu wenig Familienzeit für Pfarrer. Sehen Sie das auch so?

Bornowski: Natürlich haben Pfarrer immer viel Arbeit – und die nimmt auch nie ein Ende. Es ist immer jemand da, der besucht werden will oder muss, immer noch etwas, was vorbereitet werden muss. Auf der anderen Seite hat man als Pfarrer auch viel Freiraum, sich die Arbeit so einzuteilen, wie sie am besten reinpasst. Natürlich muss man sich da für sich selbst auch ein Limit an Belastung setzen . . .

In einigen Regionen des Kirchenkreises gibt es enorme Vakanzquoten. Bringen Sie dafür eine Lösung mit?

Bornowski: Wir müssen unsere Pfarrstellen attraktiv gestalten, durch Strukturen beispielsweise Möglichkeiten schaffen, dass Menschen dort gut, gerne und wohlbehalten arbeiten können. Das heißt für mich: Es braucht gegenseitige Unterstützung, ein angenehmes Zuhause, also sanierte Pfarrhäuser, und ein gutes Leitungspersonal.

Halten Sie das Berufsbild des evangelischen Pfarrers denn nach wie vor für attraktiv und erstrebenswert?

Bornowski: Ich finde, Pfarrerin ist der schönste Beruf, den es gibt. Er ist vielseitig – das ist eine große Stärke und auch seine Schwäche. Denn mit dieser Vielseitigkeit, mit der daraus entstehenden Freiheit muss man auch umgehen und haushalten können. Die Landeskirche ist ja gerade daran, sich Gedanken zum Pfarrerbild zu machen – die Gesellschaft hat sich verändert und damit auch die Anforderungen an den Beruf.

Spiritualität, fränkische Mundart und ein Herz für die Ökumene – das war Ihr Vorgänger. Wie sind Sie?

Bornowski: Ich glaube, ich bin nah an den Menschen, auf gut fränkisch „leutselig“, ich schaffe und schenke gerne Vertrauen. Ich bin aber auch nah bei Gott und pflege meine Spiritualität, etwa auf dem Schwanberg. Wo ich meine Schwerpunkte setze, das wird sich zeigen. Wichtig ist mir allerdings, dass Kirche und Diakonie wieder enger zusammenrücken. Und eine Kooperation auf allen Ebenen ist mir wichtig: zwischen Gemeinden, Pfarrern, über Dekanatsgrenzen hinweg. Nur so werden wir die Fülle der Aufgaben gemeinsam bewältigen können!

Sprechen wir über die Ökumene: Welche Impulse wollen Sie da im Kirchenkreis setzen – und wo sehen Sie Grenzen?

Bornowski: Es gehört zum einen viel Offenheit zur Ökumene, so wie mein Vorgänger Christian Schmidt das hatte. Er wurde dafür auch von den Katholiken sehr geschätzt. Diese Offenheit bringe ich sicher auch mit, man muss aber auch durchaus selbstbewusst evangelisch sein . . .

Es gibt Schulen ohne evangelischen Religionsunterricht in Unterfranken, die Kinder gehen zu den Katholiken. Ist das Ökumene?

Bornowski: Ja, warum nicht? In Mittelfranken gibt es sicher auch Gemeinden, in denen das andersrum ist. Gerade in der Schule ist viel an Ökumene möglich, etwa in Schulgottesdiensten oder bei Bibeltagen.

Also wäre auch generell ein ökumenischer Religionsunterricht an Grundschulen denkbar?

Bornowski: Wir Evangelischen beschäftigen uns ja viel mit biblischen Geschichten in den ersten vier Schuljahren – das tun die Katholiken auch, aber dort spielt in der dritten Klasse logischerweise auch die Erstkommunion eine große Rolle. Das würde sich eher beißen. Deshalb glaube ich nicht, dass ein generell ökumenischer Grundschulunterricht sinnvoll ist – aber stellenweise könnte man mehr zusammenarbeiten.

 
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