
Wasser ist in Unterfranken längst nicht mehr unbegrenzt, überall und zu jeder Zeit verfügbar. Dies haben die trockenen heißen Sommer 2018 bis 2022 gezeigt. "Die Wassersituation in unserer Region bleibt angespannt, trotz der zahlreichen Niederschläge in diesem Jahr", sagt Caroline Trips, Präsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt. Die Industrie- und Handelskammer betreut etwa 73.000 Mitgliedsunternehmen in Mainfranken. Trips fordert "ein nachhaltiges Niedrigwassermanagement", um "unsere Grundwasservorkommen zu sichern".
Sind die Verteilungskämpfe rund ums Wasser jetzt auch in der Wirtschaft angekommen? Welche bayerischen Unternehmen haben innovative Lösungen, etwa zur Wasseraufbereitung und zum Wassersparen? Diese Fragen beschäftigten rund 80 Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Behörden und Verbänden bei einer Veranstaltung über klimaresilientes Wassermanagement mit dem Titel "Wir müssen das Thema Wasser neu denken". Organisiert wurde der Infotag von der IHK und dem Umweltcluster Bayern, einem Netzwerk der bayerischen Umweltwirtschaft.
Zwei wichtige Fragen und Antworten aus der Veranstaltung:
Wird es im Klimawandel weniger oder mehr regnen?
Unterfranken ermögliche Klimaforschern einen "Blick in die Zukunft", sagt Klimaforscher Dr. Daniel Abel von der Universität Würzburg. Die Region sei heute schon eine der trockensten und wärmsten in ganz Deutschland.
Im Klimawandel, so Abel, werde zwar über das ganze Jahr gesehen ähnlich viel Niederschlag fallen wie heute, allerdings ändere sich die saisonale Verteilung: "Die Sommermonate werden deutlich trockener, mit durchschnittlich etwa zehn Prozent weniger Niederschlag", sagt Abel. Je nach Klimaszenario könnten es sogar bis zu 25 Prozent weniger werden. Die Zahl der Trockentage in ganz Bayern nehme zu. Verheerende Dürren seien die Folge.
Auf der anderen Seite, so der Klimaforscher, würden Starkniederschläge häufiger und heftiger ausfallen. Denn die Atmosphäre könne mit jedem Grad Erwärmung sieben Prozent mehr Wasser halten. Entsprechend käme bei einem Niederschlagsereignis mehr Wasser vom Himmel. Wenn dann noch innerhalb kurzer Zeit viel Wasser auf ausgetrocknete Böden falle, fließe es ab, anstatt ins Grundwasser zu versickern. Schwere Hochwässer seien die Folge.
Wetterlagen würden immer beständiger. Und mit mehr Energie, also höheren Temperaturen in der Atmosphäre, nehme auch die Stärke der Wetterereignisse zu. Daniel Abel sagt: "Wir sollten uns sowohl auf starke Dürren als auch auf verheerende Überschwemmungen einstellen."
"Je mehr Treibhausgase wir emittieren, desto stärker muss unsere Klimaanpassung ausfallen", folgert der Wissenschaftler. Bei der Anpassung könne die heute schon warme und trockene Mainregion zum Vorreiter in Bayern werden, beispielsweise durch die Wiedervernässung von Auen oder durch das Anlegen künstlicher Wasserspeicher.
Wie lassen sich Wasserkonflikte in Bayern verhindern?
"Wir sind ökonomisch gut beraten, uns auf Extremwetterereignisse einzustellen", sagt Professor Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung aus Magdeburg. Sowohl Trockenheit als auch zu viel Wasser, etwa Sturzfluten und Überschwemmungen, hätten 2018 bis 2021 in Deutschland Schäden von 80 Milliarden Euro angerichtet.
Klimaresilientes Wassermanagement funktioniere aber nur "sektorübergreifend", so Borchert. Es reiche nicht aus, wenn nur Landwirte, nur Unternehmen oder nur Wasserversorger Maßnahmen ergreifen. Win-Win-Situationen müssten geschaffen werden.
Ein Vorzeigebeispiel in Unterfranken sei das "Wasserschutzbrot", bei dem Landwirte weniger düngen und dadurch das Grundwasser schützen und Bäcker den Weizen mit geringerem Eiweißgehalt weiterverarbeiten. Ein anderes Beispiel sei das Nutzwasser-Projekt in Schweinfurt, bei dem Sportflächen und Parks mit aufbereitetem Abwasser bewässert werden.
Auch die Bevölkerung brauche "qualitätsgesicherte Wasserinformationen", so der Professor, "damit aus Konkurrenzen keine Konflikte werden". Angesprochen auf die gemeinsame Recherche vom Bayerischen Rundfunk (BR) und der Main-Post, dass Behörden bei einem Großteil der genehmigten Wasserentnahmen nicht wissen, wieviel Wasser tatsächlich entnommen wird, sagt der Umweltforscher: "Wir haben an dieser Stelle tatsächlich Defizite. Das Aushandeln, wer wie viel Wasser nutzen darf, kann aber nur gelingen, wenn transparente Informationen auf dem Tisch legen. Ich plädiere dringend dafür, an dieser Stelle nachzulegen."
"kein Wischi-Waschi mehr".
Hoffentlich gilt das dann auch für die Wasser-Großverbraucher, die ja ohne manipulationssicheren Zähler faktisch machen könnten was sie wollen (wie auch bisher schon, was der - leider bemerkte - rückwärts laufende "alte" Zähler eindrucksvoll bewies).
Kann man nur die Medien bitten, an der Thematik dranzubleiben, damit sich da niemand rausmogeln (bzw. den Bürger/innen das Wasser abgraben) kann!!
Dies wird nur möglich sein, wenn wir wissen, wieviel Wasser entnommen wird. Dies bestätigt auch der Herr vom Helmholz-Zentrum.
Die Nachricht dieser Tage aus München verkündet das Gegenteil. Da will man, wie bisher, den Wasser-Nutzern (Großverbrauchern) vertrauen u. auf digitale Wasserzähler verzichten. Dieses Vertrauen haben die privaten Haushalte mit ihren verplombten Zählern nicht. Warum wohl?
Zum sorgsamen Umgang mit Wasser gehört auch ein anderer Umgang mit Niederschlägen. Da betrifft sowohl die Landwirtschaft (Niederschläge in der Landschaft haten) als auch den Siedlungsbau (Versiegelung, Versickerung). Da gibt es einen schönen Leitfaden von Herrn Glauber: "Wassersensible Siedlungsentwicklung".
Leider ist er das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt ist. Da braucht man sich nur diverse Neubaugebiete hier im Umland anzuschauen.