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Würzburg/Schweinfurt
Grundwasser-Mangel in Unterfranken trotz Regen? Wetterdienst meldet bundesweit nasseste 12 Monate seit 1881
Die Situation der Grundwasser-Vorräte in Unterfranken hat sich etwas entspannt. Von langfristiger Erholung kann aber keine Rede sein. Wie viel Regen zuletzt fiel.
Nach dem niederschlagsreichen Winter war auch der Mai in Unterfranken deutlich zu nass. Der Juni brachte nur manchen Orten in Unterfranken viel Regen, anderen nicht.
Foto: Ralf Hirschberger, dpa | Nach dem niederschlagsreichen Winter war auch der Mai in Unterfranken deutlich zu nass. Der Juni brachte nur manchen Orten in Unterfranken viel Regen, anderen nicht.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

Noch nie seit Messbeginn im Jahr 1881 gab es in Deutschland so niederschlagsreiche zusammenhängende zwölf Monate wie im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach Auswertung seiner bundesweiten Messstationen.

Im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 fielen nach Berechnungen des DWD gemittelt über Deutschland rund 1070 Liter pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu beträgt der vieljährige Mittelwert der Referenzperiode 1961 bis 1990 rund 789 Liter pro Quadratmeter im Jahr.

Allerdings: Während der vergangenen zehn Jahre wurden überwiegend unterdurchschnittliche jährliche Niederschlagssummen in Deutschland beobachtet.

Bekam auch der trockene Regierungsbezirk Unterfranken zuletzt überdurchschnittlich viel Wasser ab und wie steht es aktuell um die Grundwasservorräte in der Region?

Laut Niedrigwasser-Informationsdienst des Bayerischen Landesamts für Umwelt war das hydrologische Winterhalbjahr auch in Nordbayern nasser als sonst: Die Sechs-Monats-Niederschlagsumme vom 1. November 2023 bis 30. April 2024 erreichte in Nordbayern 494 Millimeter (136 Prozent vom Mittel) und in Südbayern 607 Millimeter (142 Prozent vom Mittel).

Entspannung, aber keine Entwarnung beim Grundwasser

Alexander Warkotsch, Sprecher der Regierung von Unterfranken, sagt, dem Grundwasser habe der feuchte Winter sicherlich gut getan, weil von November bis März der Zeitraum sei, in dem viel Grundwasser neu gebildet werde. Eine gewisse Erholung der Grundwasserressourcen habe stattgefunden, auch in Unterfranken. Vor allem bei oberflächennahen und schnell reagierenden Grundwasservorkommen sei es zu einem Anstieg der Messwerte gekommen.

Aktuell weisen in Unterfranken rund sieben Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund acht Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation. Allerdings sind diese Messwerte eine Momentaufnahme.

"Durch die zuletzt häufigen Trockenjahre kann das Defizit nicht durch einige regenreiche Monate langfristig ausgeglichen werden."
Alexander Warkotsch, Regierungssprecher über das Grundwasser-Defizit in Unterfranken

Seit 2003 war es in Unterfranken fast jedes Jahr zu trocken: Mittlerweile hat sich ein Defizit an Grundwasserneubildung von etwa 400 Litern pro Quadratmeter im Mittel über die ganze Region aufgebaut. Warkotsch sagt: "Durch die zuletzt häufigen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) kann dieses Defizit nicht durch einige regenreiche Monate langfristig ausgeglichen werden." Aktuell habe sich zwar eine Erholung eingestellt, allerdings könne sich die Situation durch einen weiteren trockenen und warmen Sommer schnell wieder ändern.

Nasser Mai, normaler Juni

Der Mai war für unterfränkische Verhältnisse ebenfalls überdurchschnittlich nass. An vielen Wetterstationen wurde das doppelte des langjährigen Mittels gemessen, sagt Dominik Smieskol, Wetterberater beim Deutschen Wetterdienst. In Prosselsheim-Seligenstadt im Landkreis Würzburg zum Beispiel fielen mit 129 Litern pro Quadratmeter 219 Prozent des normalen Niederschlags.

Der Juni dagegen war in Unterfranken - je nachdem, wo gemessen wurde - zu trocken oder zu nass: Während am Untermain nur die Hälfte des sonst üblichen Niederschlags fiel, waren es nahe der Mittelgebirge bis zu 150 Prozent des langjährigen Mittels. "Das liegt daran, dass sich die Juni-Niederschläge vor allem aus Schauern und Gewittern ergeben, die teils nur lokal einige Orte treffen", sagt der Meteorologe.

Die höheren Niederschläge zu Beginn des Sommers seien aber im Bereich "normaler jahreszeitlicher Schwankungen", so der Wetter-Experte. Da die Verdunstung in dieser Jahreszeit hoch sei, hätten sie "keine großen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel".

 
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  • Jo Schmitt
    Für den genannten Zeitraum ist die Niederschlags-Fehlmenge zutreffend. Sie stellt jedoch "nur" einen Ausschnitt aus der gesamten Problematik dar.
    Nach den Daten des DWD beträgt das Defizit für Würzburg über den Zeitraum von Januar 1996 bis einschließlich Juni 2022 (weiter habe ich die Daten nicht aus dem CDC des DWD ergänzt [1]) nicht nur 400 mm, sondern 900 mm Niderschlagshöhe.
    Wir hantieren schon seit Jahrzehnten mit den Entnahmemengen deutlich über den Mengen an Wasser, die durch Niederschlag überhaupt nur ansatzweise in Betracht für das Auffüllen der Grundwasserspiegel kommen.

    Monats-Niederschlagsdiagramm für die zurückliegenden zwölf Monate für Würzburg:
    https://www.dwd.de/DWD/klima/kvo/kvo_de_2674_02_02_03_01.png
    (aus: https://www.dwd.de/DE/wetter/wetterundklima_vorort/bayern/wuerzburg/_node.html)

    [1] Clima-Data-Center des DWD: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/cdc/cdc_node.html ff.
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