
Dass Oberbürgermeister Christian Schuchardt in der laufenden Amtszeit zurücktritt, kam vor drei Monaten überraschend. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder meinte danach, der Würzburger OB habe "keine Lust mehr". Die Redaktion hat den 56-jährigen CDU-Politiker, seit 2014 im Amt, im Interview nach persönlichen und politischen Gründen für seinen Rücktritt gefragt.
Christian Schuchardt: Es war alles dabei: Bedauern, Gratulation und Verständnis. Aber vor allem haben viele Bürger ihre Anerkennung mir gegenüber geäußert.
Schuchardt: Es gibt einen ganzen Kranz an Gründen, auch im Privaten. Wesentlich ist, dass man sich mit 56 Jahren fragt, ob man noch zu einer dritten Amtszeit antritt oder sich noch einmal einer anderen beruflichen Herausforderung stellt, die mir überparteilich angetragen wurde. Nach langem reiflichem Nachdenken habe ich mich für die neue Aufgabe entschieden.
Schuchardt: Ja, aber privat bleibt privat, das habe ich gelernt. Es gibt aber nicht das eine ausschlaggebende Argument.
Schuchardt: Wenn man nicht erkannt werden will, muss man schon 80 Kilometer weit fahren. Aber ich freue ich mich immer über die Begegnungen mit Menschen. Dabei ist es natürlich so wie überall: Es gibt anstrengendere Zeitgenossen und sehr angenehme. Angestrengt hat es mich nicht, eine öffentliche Person zu sein. Das ist Bestandteil des Amtes und ich wusste, was auf mich zukommt.
Schuchardt: Natürlich ist man viele Stunden in der Woche unterwegs und vor allem immer in Alarmbereitschaft, denn es kann immer etwas Schlimmes passieren. Es ist auch wichtig, dass man sich entscheidet, welche Veranstaltungen ich als OB selbst wahrnehme und welche meine Stellvertreter. Denn wenn man alle Termine selbst übernimmt, besteht die Gefahr, dass man nirgendwo mehr richtig persönlich präsent ist, keine Ausstrahlung hat. Außerdem muss man im Tagesgeschäft eine große Behörde führen und unzählige Entscheidungen treffen, das darf auch nicht liegen bleiben. Aber ich habe den richtigen Modus für mich gefunden und mich auch immer für kleine und große Herzensangelegenheiten einsetzen können. Klar werde ich es in Zukunft wahrscheinlich genießen, Veranstaltungen einfach als Teilnehmer privat besuchen zu können. Mal nicht in der ersten Reihe zu sitzen, ist auch schön.

Schuchardt: Nein. Eine spitze Bemerkung muss man verkraften können, auch wenn sie falsch ist. Söder musste es aber auch verkraften, wenn ich einen Buddha aufstelle, wenn er Kreuze hängt. Letztere hatte ich aber bereits 2014 in den Besprechungsräumen wieder angebracht.
Schuchardt: Dass ein OB hin und wieder anders unterwegs sein muss als eine Fraktion, ist normal. Ein OB muss immer einen weiteren Blickwinkel haben, auch im Hinblick auf mögliche Mehrheiten. Thematische Diskussionen gibt es da immer wieder. Ich weiß aber, dass ich bei einer dritten Kandidatur von der CSU unterstützt worden wäre.
Schuchardt: Mir ist die Bindung in der Unionspartei wichtig und ich freue mich sehr, dass Judith Roth-Jörg als OB-Kandidatin für die CSU antritt.
Schuchardt: Natürlich ist mir wichtig, dass sich die Stadt weiter gut entwickelt. Ich will das Haus gut bestellt übergeben. Ich finde, Würzburg hat sich gut entwickelt, auch angesichts der großen gesellschaftlichen Veränderungen.
Schuchardt: Ein Generationswechsel findet immer wieder mal statt. Wir haben in der Vergangenheit die Referate immer hochkarätig nachbesetzen können und ich gehe davon aus, dass das auch in Zukunft so sein wird. Die Verwaltung ist auch auf der nächsten Ebene sehr qualifiziert aufgestellt. Daher wird das laufen.
Schuchardt: Ein paar Themen habe ich noch in der Pipeline. Zum Beispiel den Erwerb der Faulenberg-Kaserne oder den Flächenankauf für die Multifunktionsarena, und weitere – auch kleinere – Pflöcke möchte ich auf jeden Fall noch einschlagen.
Schuchardt: Das bewegt einen schon. Auch wenn ich lieber selber ehre, als geehrt zu werden: Jeder hört ja gerne etwas Positives. Aber ich habe auch kein Problem, wenn jemand Kritik äußert. Neugierig ist man natürlich darauf, wer einen nach dem Abschied aus dem Amt nicht mehr grüßen wird. Und ich freue mich auf diejenigen, die einen ansprechen und sagen: In Ihrer Amtszeit war es gut.
Schuchardt: Ich werde mir eine Wohnung in Berlin nehmen und dienstlich in ganz Deutschland unterwegs sein. Aber mein Haus in Würzburg behalte ich. Denn ich lebe seit 18 Jahren in der Stadt und bin hier tief eingewurzelt – und das unabhängig von meinem öffentlichen Amt.
So demütig muss er aber für mich nicht sein, der Herr Schuchardt, denn er hat seinen Job ordentlich gemacht, und das ohne große öffentliches Getöse. Wer immer von ihm übernimmt, ihm oder ihr drücke ich die Daumen, dass es eine ähnlich fruchtbare und unaufgeregte Arbeit im und mit dem Stadtrat geben wird.
Dem scheidenden OB aber: Respekt, vor allem für seine klaren Worte bei den Demonstrationen gegen Rechts (-> auch hier hat er sich angenehm unterschieden von den anderen "christlichen" Brüdern und Schwestern, die ihrer Partei oft einen Behrendienst erwiesen haben und immer noch erweisen) und seine buddhistischen Streiche -> Für uns alle sollte gelten: "Bitte ein bißchen mehr Gelassenheit".
Sie haben als OB - den speziellen Gegebenheiten im vielfältig besetzten Stadtrat entsprechend - Ihr Möglichstes getan und Ihr Bestes gegeben. Für jene Menschen, die Sie nach Ihrem Abschied als OB tatsächlich nicht mehr grüßen sollten, hilft vielleicht der gute Rat unseres bayerischen National Kabarettisten Karl Valentin: "Nedd a mal ignorier'n." Jeder Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städteverbandes sollte genügend Praxis aus der kommunalen Arbeit in Politik und Stadtverwaltung mitbringen. Das ist bei Ihnen unbestreitbar der Fall. So kann Würzburg von Ihrem beruflichen Engagement in Berlin dann auf indirektem Weg profitieren, auch wenn Sie dann mal die meiste Zeit weg sein werden.
Alles Gute also in Berlin.
Frank Stößel, ein alter Würzburger aus Zell am Main
Danke für die Ausübung des Amts, das sicherlich mit sehr vielen Kontroversen verbunden ist!
Unter dem Strich wäre bei Ihnen ein bißchen mehr Demut und weniger Selbstlob angebracht!
…“Aber ich habe den richtigen Modus für mich gefunden und mich auch immer für kleine und große Herzensangelegenheiten einsetzen können.“…
Ist das so? Keine Ahnung, was Sie mit „Herzensangelegenheiten“ meinen, Herr Schuchardt.
Fakt ist jedoch, dass Sie Anliegen von „einfachen“ Menschen und konkrete Anfragen zu Versäumnissen in nachgeordneten Behörden vollkommen ignoriert haben!
Antworten von Ihnen hat es nie gegeben. Fehleranalyse offenbar auch nicht.