80 Prozent der Bevölkerung sollen bis Ende Januar ihre Erstimpfung erhalten haben: Das ist das aktuelle Ziel der Bundesregierung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich am vergangenen Donnerstag skeptisch. Über die Feiertage sei die Impfkampagne ins Stocken geraten. Dies müsse nun aufgeholt werden. Abhilfe könnten die Apotheken schaffen, denn seit dem 12. Januar ist die neue Corona-Impfverordnung gültig, die nun auch Apotheken einschließt. Damit kann das Impfen in Apotheken beginnen - theoretisch.
Denn praktisch sieht es anders aus, wie Michael Sax, Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbandes für Unterfranken, erklärt. "Vor Ende Februar bis Anfang März wird es keine Impfungen in Apotheken geben." Grund dafür sind die hohen Auflagen, die Apotheken erfüllen müssen.
Impfen können ausschließlich Apothekerinnen und Apotheker, also diejenigen, die ein abgeschlossenes Pharmaziestudium haben. Diese müssten im Vorfeld eine Schulung belegen, die aus einem theoretischen Teil und einer praktischen Impfschulung durch einen Arzt besteht. "Die ersten Schulungstermine sind vergangenes Wochenende in München gelaufen. Mitte Februar wird es auch welche in Würzburg geben", erklärt Sax.
Hohe Auflagen machen Impfungen in vielen Apotheken schwer
Bis dahin müssen sich Würzburgerinnen und Würzburger in jedem Fall gedulden. Und auch dann wird es nicht allen Apotheken möglich sein, in die Impfkampagne einzusteigen. "Wir können nicht einfach im Verkaufsraum impfen", erklärt der Verbandsvorsitzende. Die geforderte Größe an separaten Impfräumen bringen nicht alle Apotheken mit. Ein weiteres räumliches Problem: Geimpfte sollten bis 15 Minuten nach der Impfung vor Ort bleiben. Dafür hätten nicht alle Apotheken Platz.
Zudem müssten versicherungstechnische Fragen mit der Betriebshaftpflicht der einzelnen Geschäfte abgesprochen werden, sagt Sax. Hinzu kommen die Angliederung der Apotheken an das Meldesystem des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der personelle Mehraufwand.
"Unser Tagesgeschäft ist von Haus aus nicht gerade langweilig." Dennoch: Die Rückmeldungen seiner Kolleginnen und Kolleginnen zeigten, dass die Apotheken offen für das Impfen sind. Das Problem liege nicht bei der fehlenden Einsatzbereitschaft, sondern viel mehr bei der "Impfstoffmenge, die zur Verfügung steht." Der Impfstoff ist immer noch knapp und auch Ärztinnen und Ärzte bekämen aktuell weniger Dosen geliefert, als sie anfordern.
Impfen in Apotheken nur mit Termin
Eins ist für den Apotheker bereits jetzt klar: Das Impfen wird auch in den Apotheken nur mit ausreichend Vorausplanung möglich sein. Das werde nur über Terminvergabe klappen, sagt er. Damit die knapp bemessenen Impfstoffdosen nicht ungenutzt verfallen, müssten die Apothekerinnen und Apotheker einen enormen Organisationsaufwand betreiben.
Doch der Aufwand könnte sich lohnen, denn der Gesetzgeber hat beschlossen, alle Impfanlaufstellen äquivalent zu entlohnen. Genau wie Ärztinnen und Ärzte werden die Apotheken für jede verabreichte Dosis 25 Euro erhalten. An Sonn- und Feiertagen sind es sogar 36 Euro pro Pieks. Sax rechnet damit, dass sich circa ein Drittel aller Apotheken in Stadt und Landkreis Würzburg an der Impfkampagne beteiligen werden.
Apotheken im Landkreis Würzburg zeigen sich offen fürs Impfen
Eine dieser Apotheken könnte die Brunnenapotheke in Waldbüttelbrunn sein. "Mein Mann und ich haben uns für die Schulung im Februar angemeldet", erklärt die Geschäftsführerin Beatrice Kelm. Generell sei sie dazu bereit, in ihrem Geschäft zu impfen. "Die entsprechenden Räumlichkeiten stehen uns zur Verfügung, da wir diese aktuell für unser Testangebot nutzen." An zwei Tagen in der Woche, so plant Kelm, könnte sie Impftermine in ihrem Geschäft anbieten. Ob es dazu kommen wird, hänge jedoch nicht von der Geschäftsführerin ab, sondern von der verfügbaren Impfstoffmenge.
Offene Fragen gibt es auch bei Andrea Schneider. Sie betreibt die Klingentor Apotheke in Ochsenfurt und die Schloss Apotheke in Marktbreit. "Wir hoffen, dass es Anfang März klappt. Da ist aber momentan auch noch viel unklar." Was fest steht: Ihre Apotheken werden sich an der Impfkampagne beteiligen. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stünden für das Impfen zur Verfügung, zusätzlich laufen Überlegungen, auch Ärztinnen und Ärzte mit ins Boot zu holen. Sobald alle offenen Fragen geklärt sind, könne die Terminvergabe in ihren Geschäften beginnen. Sie plant aktuell, die Impfungen parallel zum aktuellen Tagesgeschäft anzubieten.