zurück
Würzburg
Immer größere Nachfrage, immer weniger Lebensmittel: Die Bahnhofsmission Würzburg berichtet von massiven Problemen
Die aktuellen Krisen treffen die Ärmsten gleich doppelt. Immer mehr Menschen kommen für Essensspenden zur Bahnhofsmission. Doch auch die Spenden nehmen ab.
Sie machen sich Sorgen um die Arbeit der Bahnhofsmission: Leiter Michael Lindner-Jung und Johanna Anken, hier beim 120. Geburtstag der Bahnhofsmission in Würzburg.
Foto: Fabian Gebert (Archivfoto) | Sie machen sich Sorgen um die Arbeit der Bahnhofsmission: Leiter Michael Lindner-Jung und Johanna Anken, hier beim 120. Geburtstag der Bahnhofsmission in Würzburg.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:38 Uhr

Johanna Anken beschreibt die tägliche Arbeit bei der Bahnhofsmission Würzburg als eine außergewöhnliche Extremsituation: "Wir geben aktuell täglich 150 Essensportionen raus. Das sind allein 20 Kilogramm Brot, dazu Margarine, Käse und Wurst, ein bisschen Obst für die Vitamine", zählt sie auf. Dazu komme der hitzebedingte Bedarf nach Wasser und Tee. 

All das werde jeweils von einer hauptamtlichen und einer ehrenamtlichen Person im Schichtdienst geleistet. Weil die belegten Brote momentan selbst geschmiert würden, laufe die Arbeit im Akkord ab. Das aktuelle Hauptproblem ist laut der Sozialarbeiterin der fehlende Nachschub an Lebensmitteln. Die Dreifachkrise aus Pandemie, Krieg und Inflation treffe die Arbeit der Bahnhofsmission doppelt.

Zu wenige Lebensmittel für zu viele Menschen

Denn bisher hatten die Spenden von Geschäften, also Bäckereien, Metzgereien oder Supermärkten, gereicht, um die Nachfrage Bedürftiger auszugleichen. "Die Krisen treffen die Ärmsten zuerst und am stärksten, aber nicht nur die", sagt Johanna Anken. Auch die umliegenden Geschäfte könnten es sich immer weniger leisten, ihre Tagesprodukte zu spenden.

Gleichzeitig berichtet sie, dass immer mehr Menschen auf die Essenspakete angewiesen seien. "Das sind ganz individuelle Schicksale, aber bei vielen wird das Geld immer knapper", ergänzt die 40-jährige. Sie erklärt weiter, dass die Besucherzahlen nicht nur insgesamt gestiegen wären, auch seien die klassischen Stoßzeiten am Ende des Monats weniger spürbar, weil immer früher das Geld ausgehe. 

Die Bahnhofsmission Würzburg stößt an seine Grenzen

"Wir schaffen das einfach nicht mehr lange", sagt auch Michael Lindner-Jung, der Leiter der Bahnhofsmission Würzburg. Das Konzept der Bahnhofsmission sei schlichtweg nicht darauf ausgerichtet, über längere Zeit hinweg fehlende Spenden mit eigenen Mitteln auszugleichen. Er rechne damit, dass die Bahnhofsmission momentan etwa 500 bis 800 Euro pro Woche ausgebe, nur um die Differenz von Lebensmittelspenden und Nachfrage auszugleichen.

"Wir schaffen das einfach nicht mehr lange."
Michael Lindner-Jung, Leiter der Bahnhofsmission Würzburg

Die Bahnhofsmission wendet sich deshalb mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. Weil man nur über begrenzte Lagerkapazitäten verfüge, bittet die Bahnhofsmission vor allem um Geldspenden. "Das sind zweckgebundene Spenden, die nur für Lebensmittel ausgegeben werden können", erklärt Johanna Anken. "Das ist quasi, als würden Sie Lebensmittel kaufen und bei uns abgeben - nur viel einfacher."

Spendenkonto der Bahnhofsmission

Bahnhofsmission Würzburg
IBAN DE82 7509 0300 0103 0018 81
BIC GENODEF 1M05
Stichwort: Lebensmittel für Bedürftige
Quelle: Bahnhofsmission Würzburg
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Christoph Sommer
Alltagshelden
Bahnhofsmission
Inflation
Krisen
Sozialarbeiter
Spenden
Wurst und Wurstwaren
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • letsgo101
    Das Problem hat, mit Sicherheit, nicht nur die Bahnhofmission. Wenn ich so die Tafeln sehe dort rationiert man auch die Lebensmittel pro Person. Wenn nichts mehr gespendet wird kann man auch nichts mehr ausgeben ! Die Leute die sonnst noch gespendet haben müssen jetzt auch mit jedem Cent rechnen. Bedanken können sich alle bei unseren Politikern die nichts dagegen unternehmen. Es ist bedauerlich so etwas sagen zu müssen, aber es wird nicht besser werden. Im Gegenteil ....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten