
Der Genossenschaft rund um den Würzburger Unverpacktladen geht das Geld aus. Um der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu entgehen, wurde ein Insolvenzverfahren in Gang gebracht, wie Gründerin Susanne Waldmann gegenüber der Redaktion bestätigt. Sie selbst werde sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehen und sich anderen Aufgaben widmen. "Ich kann einfach nicht mehr", sagt Waldmann. Bedeutet das also das Aus für den beliebten Laden in der Würzburger Sanderstraße? Nicht unbedingt, allerdings muss dessen Community nun einige Herausforderungen meistern.
Der Unverpacktladen hat bereits einige Höhen und Tiefen hinter sich. Gegründet im Jahr 2017 passte der Laden gut in den Zeitgeist: Nachhaltige und fair gehandelte Lebensmittel, die in freundlicher Atmosphäre ressourcenschonend an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterverkauft werden, erfreuten sich großer Beliebtheit.
Corona-Pandemie hat dem Würzburger Unverpacktladen hart zugesetzt
2020 folgte dann die große Überraschung: Gründerin Susanne Waldmann wandelte ihr Einzelunternehmen in eine Genossenschaft um. Aus Idealismus, wie sie sagt, und um das Projekt für neue Köpfe und Ideen zu öffnen. Rund 180 Mitglieder zähle die Genossenschaft inzwischen.

Doch auch mit dem Rückhalt der Community blieb der Unverpacktladen nicht von den Tücken der Corona-Pandemie verschont: So ließen etwa die Abstandsregeln in dem kleinen Verkaufsraum die Umsätze einbrechen. Und auch organisatorische Fehler spielten offenbar eine Rolle.
"Ich habe nicht kapiert, wie sehr das Konzept mit Corona ins Schwanken kommt", sagt Waldmann, die sich zwischenzeitlich aus dem Vorstand zurückgezogen hatte und seit September wieder dabei ist. "Wir hätten den Genossenschaftsmitgliedern von Anfang an kommunizieren müssen, wie sehr wir ihre Unterstützung brauchen." Dies habe sie versäumt und unabhängig vom Ausgang des laufenden Insolvenzverfahrens stehe der Unverpacktladen nun vor großen Problemen.
Hoffnung auf solidarische Bestellungen von Firmen
"Es gibt zwei Möglichkeiten", sagt Waldmann. Im Idealfall ließe sich das Unternehmen durch solides Wirtschaften wieder auf Kurs bringen. "Gerade schreiben wir rote Zahlen, weil die Personalkosten höher als die Umsätze sind." Durch vermehrtes ehrenamtliches Engagement ließen sich möglicherweise Personalkosten sparen. Zudem hoffe sie auf solidarische Bestellungen von Firmen, die beim Unverpacktladen etwa Kaffee-Abos abschließen könnten sowie auf finanzielle Zuwendungen von Genossenschaftsmitgliedern und sonstigen Unterstützerinnen und Unterstützern.
Im schlechteren Fall müsste das bestehende Unternehmen zerschlagen und in eine neue Form überführt werden. Dies sei die schwierigere und unsicherere Variante. Unabhängig vom Ausgang des Insolvenzverfahrens will Susanne Waldmann selbst jedoch zum 1. Juli aussteigen. "Ich bin nicht mehr so leistungsfähig", sagt sie. Sie mache organisatorische Fehler, die ihr früher nicht passiert seien. Der Genossenschaft bleibe sie zwar erhalten, jedoch nicht in leitender Position.
Aus diesem Grund suche der Laden derzeit auch auf den gängigen Plattformen fieberhaft nach einer nachfolgenden Geschäftsführung in Vollzeit – bislang erfolglos. Auch auf seiner Webseite hat der Unverpacktladen das Stellenangebot platziert. "Wir verwandeln uns", heißt es dort. Worin diese Verwandlung am Ende besteht, bleibt jedoch wohl vorerst offen.
Die Aussage, dass mehr Leute ehrenamtlich (dort) arbeiten sollten um Personalkosten zu sparen schlägt dem Fass nochmal den Boden aus. Das ist wohl der links-grüne Kapitalismus.
Ich hoffe, dass zumindest Frau Waldmann sich trotzdem regelmäßig den Mindestlohn zahlen konnte und die "Genossenschaftler" nicht sämtliche Einlagen verloren haben.
werden kann, verpflichtet werden.
Mal was von Lollo Rosso oder Denns gehört. Oder von der Vollkornbäckerei Köhler?
Eine Genossenschaft macht Einlagen, damit jemand damit wirtschaften kann. Aber sicher nicht in Form von praktischer ehrenamtlicher kostenloser Mitarbeit. Auch die Genossenschaftsmitglieder wollen Geld verdienen.
Mansplaining ist der Fachbegriff dafür.
Schade um den Laden, aber das betriebswirtschaftliche Konzept musste wohl dazu führen.
Die Aussage "mehr Ehrenamtliche, dann hätte man Personalkosten einsparen können" finde ich moralisch und unternehmerisch sehr grenzwertig. Bei einem Einzelhandel, der Gewinn abwerfen soll, ist das schlicht und einfach Ausbeutung von Mitarbeitern.
Das Konzept klingt gut, scheiterte aber schon im Fernsehen. Nach den bisherigen Angaben lag der Umsatz ja rechnerisch bei weniger als 20€ die Stunde.