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Würzburg
"Ich kann einfach nicht mehr": Unverpacktladen Würzburg geht in Insolvenz, Gründerin zieht sich zurück
Erneut steht der Würzburger Unverpacktladen am Ende seiner Existenz. Warum es jetzt ein Insolvenzverfahren gibt und welche Auswege die Gründerin sieht.
Dem Würzburger Unverpacktladen geht das Geld aus. Gründerin Susanne Waldmann zieht sich zurück, sieht jedoch Wege aus der Misere heraus.
Foto: Patty Varasano | Dem Würzburger Unverpacktladen geht das Geld aus. Gründerin Susanne Waldmann zieht sich zurück, sieht jedoch Wege aus der Misere heraus.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Der Genossenschaft rund um den Würzburger Unverpacktladen geht das Geld aus. Um der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu entgehen, wurde ein Insolvenzverfahren in Gang gebracht, wie Gründerin Susanne Waldmann gegenüber der Redaktion bestätigt. Sie selbst werde sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehen und sich anderen Aufgaben widmen. "Ich kann einfach nicht mehr", sagt Waldmann. Bedeutet das also das Aus für den beliebten Laden in der Würzburger Sanderstraße? Nicht unbedingt, allerdings muss dessen Community nun einige Herausforderungen meistern.

Der Unverpacktladen hat bereits einige Höhen und Tiefen hinter sich. Gegründet im Jahr 2017 passte der Laden gut in den Zeitgeist: Nachhaltige und fair gehandelte Lebensmittel, die in freundlicher Atmosphäre ressourcenschonend an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterverkauft werden, erfreuten sich großer Beliebtheit.

Corona-Pandemie hat dem Würzburger Unverpacktladen hart zugesetzt

2020 folgte dann die große Überraschung: Gründerin Susanne Waldmann wandelte ihr Einzelunternehmen in eine Genossenschaft um. Aus Idealismus, wie sie sagt, und um das Projekt für neue Köpfe und Ideen zu öffnen. Rund 180 Mitglieder zähle die Genossenschaft inzwischen.

Rund um den Würzburger Unverpacktladen gibt es eine treue Community.
Foto: Patty Varasano | Rund um den Würzburger Unverpacktladen gibt es eine treue Community.

Doch auch mit dem Rückhalt der Community blieb der Unverpacktladen nicht von den Tücken der Corona-Pandemie verschont: So ließen etwa die Abstandsregeln in dem kleinen Verkaufsraum die Umsätze einbrechen. Und auch organisatorische Fehler spielten offenbar eine Rolle. 

"Ich habe nicht kapiert, wie sehr das Konzept mit Corona ins Schwanken kommt", sagt Waldmann, die sich zwischenzeitlich aus dem Vorstand zurückgezogen hatte und seit September wieder dabei ist. "Wir hätten den Genossenschaftsmitgliedern von Anfang an kommunizieren müssen, wie sehr wir ihre Unterstützung brauchen." Dies habe sie versäumt und unabhängig vom Ausgang des laufenden Insolvenzverfahrens stehe der Unverpacktladen nun vor großen Problemen.

Hoffnung auf solidarische Bestellungen von Firmen

"Es gibt zwei Möglichkeiten", sagt Waldmann. Im Idealfall ließe sich das Unternehmen durch solides Wirtschaften wieder auf Kurs bringen. "Gerade schreiben wir rote Zahlen, weil die Personalkosten höher als die Umsätze sind." Durch vermehrtes ehrenamtliches Engagement ließen sich möglicherweise Personalkosten sparen. Zudem hoffe sie auf solidarische Bestellungen von Firmen, die beim Unverpacktladen etwa Kaffee-Abos abschließen könnten sowie auf finanzielle Zuwendungen von Genossenschaftsmitgliedern und sonstigen Unterstützerinnen und Unterstützern.

Im schlechteren Fall müsste das bestehende Unternehmen zerschlagen und in eine neue Form überführt werden. Dies sei die schwierigere und unsicherere Variante. Unabhängig vom Ausgang des Insolvenzverfahrens will Susanne Waldmann selbst jedoch zum 1. Juli aussteigen. "Ich bin nicht mehr so leistungsfähig", sagt sie. Sie mache organisatorische Fehler, die ihr früher nicht passiert seien. Der Genossenschaft bleibe sie zwar erhalten, jedoch nicht in leitender Position.

Aus diesem Grund suche der Laden derzeit auch auf den gängigen Plattformen fieberhaft nach einer nachfolgenden Geschäftsführung in Vollzeit – bislang erfolglos. Auch auf seiner Webseite hat der Unverpacktladen das Stellenangebot platziert. "Wir verwandeln uns", heißt es dort. Worin diese Verwandlung am Ende besteht, bleibt jedoch wohl vorerst offen.

 
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  • K. C.
    Der Laden war und ist viel mehr als ein Unverpackt-Laden. Er ist Treffpunkt, gelebte Solidarität (Stichwort Solitaler), Bildung (Stichwort Schülerklassen), er wird aus der Region beliefert und bietet den Lieferanten der Bio-Ware faire Preise. Deren Arbeitsplätze hängen auch ab von dem Wert, den wir Nahrungsmitteln geben. Und wenn dazu noch all das andere kommt, was ich oben beschrieben habe, dann sind hier keine Discounterpreise möglich und auch nicht notwendig. Wenn der nächste Landwirt aufgibt hier in der Region, in der direkten Nachbarschaft, weil die Verbraucher*innen beim Discounter lieber Waren von weit weg kaufen, dann denkt vielleicht der eine oder andere der Kommentatoren hier daran, dass der kurzfristig billige Preis uns langfristig teuer zu stehen kommt.
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  • U. A.
    Wer die Schuld für sein Scheitern immer nur bei Anderen sucht ist für jegliche selbständige Tätigkeit völlig ungeeignet.

    Die Aussage, dass mehr Leute ehrenamtlich (dort) arbeiten sollten um Personalkosten zu sparen schlägt dem Fass nochmal den Boden aus. Das ist wohl der links-grüne Kapitalismus.

    Ich hoffe, dass zumindest Frau Waldmann sich trotzdem regelmäßig den Mindestlohn zahlen konnte und die "Genossenschaftler" nicht sämtliche Einlagen verloren haben.
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  • H. S.
    Durch meine Afrikaaufenthalte habe ich gelernt, dass es keine Verpackung braucht, lediglich einen großen Sack aus dem man mit einer Schaufel seine Papiertüte füllen kann.....leider für unsere Hygienefanatiker nicht vorstellbar, dabei wird das meiste eh gekocht und somit gibt es keine Bakterien. Dafür packen wir die Biogurken in Plastikfolie ein, damit man einen Aufkleber anbringen kann....mehr brauch ich nicht schreiben
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  • C. S.
    Kann sich noch jemand erinnern, dass es in Würzburg mal mehrere Bio-Läden gegeben hat? Diese fingen genauso an. Engagierte Leute brachten diese zum Laufen. Leben konnten die wenigsten davon. Gingen alle ein, Drogeriemärkte, Bio-Märkte und normale Lebensmittelläden bieten ganze Reihen an Bio-Lebensmitteln an. Ob das wirklich alles immer Bio ist und ob es sinnvoll ist chinesischen Knoblauch oder ägyptische Kartoffeln, weil Bio, dort anzubieten, ist jedenfalls nicht sehr umweltfreundlich. Das Desaster der Unverpackt-Läden ist nicht nur auf Würzburg bezogen. Ich kaufte in einem anderen Laden in einer anderen Stadt ein. Hygienisch finde ich es auch nicht, wenn jeder die Mehlschaufeln anfasst. Nachgewischt wird da auch nicht immer gleich. Und zu 30 % sind die offenen Waren dort teurer. Die Discounter und Supermarktlieferanten müssten zu weniger schädlichen oder rohstoffärmeren Verpackungen, möglichst ohne Verbundstoffe, damit besser recyelt
    werden kann, verpflichtet werden.
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  • G. B.
    Alle Bioläden gingen ein?
    Mal was von Lollo Rosso oder Denns gehört. Oder von der Vollkornbäckerei Köhler?
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  • J. K.
    Wer schleppt schon gerne seine leeren Einmachgläser und ähnliches dorthin um sie dann aufgefüllt wieder nach Hause zu bringen, und das auch noch ohne Auto weil es dort keine Parkplätze gibt. Das mögen ein paar Idealisten mit viel Zeit machen aber sicherlich nicht der Normalverbraucher, für den der Einkauf eher lästig ist, weil er mit Beruf und Familie schon genug Stress hat.
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  • F. W.
    genau darum ist gerade Wü gerade dumm. Mit Talavera und Innenstadtdiskussion vergrault man den Rest der "normalen" Bürger. Ich überlege mir auch, wo ich in SW oder Offenbach einkaufe. Wer keinen eigenen Parkplatz hat.. hat bei mir fast keine Chance. zum Glück kann ich in SW auf Arbeit oder in Parkhäusern parken.... aber die Käufer brauchen eine Chance hin zu kommen
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  • H. S.
    Hat sich Frau Waldmann vor Geschäftseröffnung beraten lassen hinsichtlich Betriebswirtschaft, Unternehmensführung, Kalkulation, Bilanz usw.? Auch kommen nach drei Jahren Finanzamt und andere, die Geld wollen.
    Eine Genossenschaft macht Einlagen, damit jemand damit wirtschaften kann. Aber sicher nicht in Form von praktischer ehrenamtlicher kostenloser Mitarbeit. Auch die Genossenschaftsmitglieder wollen Geld verdienen.
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  • S. B.
    Mainheini weiß natürlich Bescheid.

    Mansplaining ist der Fachbegriff dafür.
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  • D. R.
    Falsch, der Fachbegriff hierfür heißt ganz einfach „Nachfrage“.
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  • F. W.
    hier gibt es einen EDEKA der eigene Kunststoffdosen für die Wurst/Fleischtheke hat.. ich nutze das nicht. Kaufe entweder eingeschweisst (geht schneller an der Truhe) oder am Stück in der Papiertüte..
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  • J. N.
    Oder zumindest nicht verlieren.
    Schade um den Laden, aber das betriebswirtschaftliche Konzept musste wohl dazu führen.

    Die Aussage "mehr Ehrenamtliche, dann hätte man Personalkosten einsparen können" finde ich moralisch und unternehmerisch sehr grenzwertig. Bei einem Einzelhandel, der Gewinn abwerfen soll, ist das schlicht und einfach Ausbeutung von Mitarbeitern.
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  • A. R.
    Wir versuchen verstärkt hier einzukaufen, um das Konzept zu unterstützen. Gerade bei trockener Ware ist der Unterschied zum Preis im Laden nicht sehr hoch und die Vielfalt macht das locker wieder wett. Ich finde es auch sehr angenehm zB bei Nudeln einfach exakt die Menge kaufen zu können, die wir brauchen und nicht auf die üblichen 500g festgelegt zu sein.
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  • K. K.
    Sie kaufen dann 300 gr. Nudeln und fahren eine Woche später wieder hin?
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  • A. R.
    Ich kaufe sowieso einmal die Woche ein, weil sonst das Gemüse schlecht wird. Also ja.
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  • H. S.
    @AER: Schon mal was von vernünftiger Vorratshaltung gehört? 6kg Nudeln sind billiger als 20x 300g. Gerade Nudeln halten ewig.
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  • J. N.
    Aber nicht, wenn sie unverpackt sind.
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  • N. K.
    Nun ja, die Personenbegrenzung und andere Einschränkungen im Einzelhandel waren im Nachhinein auch unsinnig bis überflüssig.
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  • M. R.
    Seien wir ehrlich: Man möchte Parkplätze haben. Um in die Sanderstrasse zu kommen, ist es eine Odyssee. Ich weiß auch nicht, wie das Konzept aufgeht. Inzwischen gibt es ja überall unverpackungen. Außerdem kann ich als Kunde das kaum lenken, dass etwas mehr verpackt ist.

    Das Konzept klingt gut, scheiterte aber schon im Fernsehen. Nach den bisherigen Angaben lag der Umsatz ja rechnerisch bei weniger als 20€ die Stunde.
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  • D. E.
    Der Laden liegt völlig stressfrei zwischen zwei Straba-Haltestellen. Wo ist das Problem?
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