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Würzburg
Genossenschaft geplant: Warum Unverpackt Würzburg sich verändern will
Unverpackt Würzburg möchte noch nachhaltiger wirtschaften. Hierfür will Inhaberin Waldmann einen drastischen Schritt wagen: Ihr Geschäft soll bald vielen gehören.
Die Inhaberin von Unverpackt Würzburg, Susanne Waldmann, möchte die Rechtsform ihres Geschäftes ändern.
Foto: Marius Flegler | Die Inhaberin von Unverpackt Würzburg, Susanne Waldmann, möchte die Rechtsform ihres Geschäftes ändern.
Marius Flegler
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:09 Uhr

Als Susanne Waldmann, Inhaberin von Unverpackt Würzburg, den Steuerrechtsanwalt David Herzog um Rat bittet, zeigt sich dieser verwundert: "Das ist ja fast ein anarchistisches Projekt. Sie enteignen sich selbst." Für ein Lebensmittelgeschäft ist ihr Vorhaben ungewöhnlich: Waldmann möchte die Rechtsform ihres Unternehmens ändern. Aus dem Einzelunternehmen soll eine Genossenschaft werden. 

"Ich habe schon Angst, aber Angst bietet oft auch die größten Entwicklungschancen."
Susanne Waldmann, Inhaberin von Unverpackt Würzburg

Der Sinn einer Genossenschaft liegt darin, dass man Ziele gemeinsam besser erreichen kann, als alleine. Die Mitglieder sind Anteilseigner der Unternehmung und damit Stimmberechtigt. Sie dürfen also bei der jährlichen Generalversammlung bei Beschlussfassungen mitentscheiden. Für Susanne Waldmann ist das die menschlichste Art zu wirtschaften: "Die Genossenschaft ist die einzige juristische Form, in der das Gemeinwohl schon in die Rechtsform integriert ist." 

Sie verspricht sich ein gesundes Wachstum durch Beteiligung 

Doch was genau ändert sich dadurch für die Kunden? Nicht viel, wie Waldmann erklärt. Einzig, dass dann zwei verschiedene Preise an ihren Produkten ausgewiesen sein werden. Genossenschafts-Mitglieder erhalten nämlich Vergünstigungen. Wie viel, das lässt sich derzeit noch nicht sagen. Waldmann gehe es aber ohnehin eher darum Menschen zu vereinen, die sich für die Sache engagieren. "Das Oberthema dieses Ladens ist Nachhaltigkeit. Dafür ist es gut, viele Menschen zusammen zu bringen. Vielleicht sind die Entscheidungen, die wir sonst so treffen gar nicht so schlau", so die Inhaberin selbstkritisch. 

Eine größere Community eröffne auch neue Sichtweisen: "Mehr Leute wissen mehr", ist Waldmann überzeugt. Während sich die Menschen in einer Genossenschaft einbringen können, ist das in anderen Rechtsformen kaum möglich. Weg vom raubtierkapitalistischen Wachstum, hin zum nachhaltig wachsenden Projekt für die Gesellschaft - Das ist ihr Credo.

Sie wird im eigenen Betrieb an Entscheidungsgewalt verlieren

Eine Änderung der Rechtsform zur Genossenschaft bedeutet für Waldmann auch, dass sie in ihrem eigenen Betrieb an Entscheidungsgewalt verliert. Allein bei dieser Vorstellung würde es den meisten Geschäftsinhabern eiskalt den Rücken herunter laufen.

Auch für Susanne Waldmann ist das kein leichter Schritt: "Es wäre gelogen zu sagen, es macht mir keine Schwierigkeiten. Ich habe schon Angst, aber Angst bietet oft auch die größten Entwicklungschancen. Meine tiefe Überzeugung ist, dass eine Gesellschaft sich dann fair und psychisch-gesund entwickelt, wenn wir vertrauensvoll Dinge miteinander teilen. Wenn ich erzähle, dass wir viel weniger besitzen könnten, muss ich das auch leben. Sonst ist es nur eine leere Blase", so Waldmann. Dass sie andere damit motiviert es ihr gleich zu tun, ist dabei ihre Hoffnung. 

Interessenten an einer Mitgliedschaft werden noch gesucht. Nur wenn genügend Anteile gezeichnet werden, kann das Vorhaben auch in die Realität umgesetzt werden. Wenn sich Zeit dazu findet, sprechen Susanne Waldmann und ihre Belegschaft die Kunden auf die Änderung der Rechtsform an. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv: In nicht einmal einer Woche hätten sich bereits etwa 60 - 70 Interessenten in die Liste eingetragen. 

 
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  • Mainheini
    Alles gehört allen, keiner ist für irgendetwas verantwortlich oder zuständig. Das war mal das Prinzip der DDR. Sollte Gewinn erwirtschaftet werden, wird der natürlich auf alle verteilt, aber wer zahlt die Schulden?
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