Sie sind oft stille Riesen: Die Genossenschaften im Land leisten einen erheblichen wirtschaftlichen Beitrag – abgesehen von ihrer sozialen Komponente des Miteinanders. So gibt es in Deutschland etwa 8000 Unternehmen, die die Rechtsform einer Genossenschaft haben.
Wohnungen für Millionen von Menschen
Nach weiteren Angaben der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft bieten 2,2 Millionen Genossenschaftswohnungen Menschen ein Dach über dem Kopf. Fast 23 Millionen Menschen im Land seien Mitglied einer Genossenschaft – das ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland.
Auch in Unterfranken kommt die Rolle der Genossenschaften zum Tragen. Nimmt man allein die 27 Volks- und Raiffeisenbanken in der Region, so kommen 321 000 Mitglieder, knapp 3200 Mitarbeiter und sieben Milliarden Euro an Krediten zusammen, die diese Geldhäuser im vergangenen Jahr an Privat- und Firmenkunden sowie an die öffentliche Hand ausgezahlt haben.
Große Zahlen für die Wirtschaft in Bayern
Wie der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) ebenfalls mitteilt, sind ihm1260 genossenschaftliche Firmen mit 2,9 Millionen Mitgliedern angeschlossen – so viele wie noch nie. Darin nicht enthalten sind die 458 Wohnungsbauunternehmen im Freistaat sowie die Sparda-Banken, die jeweils eigene Dachverbände haben.
Dass die gute, alte Genossenschaft heute so populär ist, führt GVB-Präsident Jürgen Gros auf „eine Renaissance des Regionalen“ zurück. „Die Menschen wertschätzen es, wenn sich Unternehmen für ihre Heimat engagieren. Die Genossenschaften in Bayern tun das. Sie sind Heimatunternehmen“, wird Gros in einer Mitteilung zitiert. Allein die dem GVB angeschlossenen Genossenschaften stellen nach Verbandsangaben 50 000 Arbeitsplätze und zahlen in diesem Jahr 450 Millionen Euro Steuern.
Landwirtschaft: Hier spielt die Musik
Wie in anderen ländlich geprägten Gegenden, haben auch in Unterfranken die Genossenschaften gerade in der Landwirtschaft einen hohen Stellenwert. So haben sich beispielsweise Bauern aus dem Raum Würzburg, Kitzingen und aus Mittelfranken in der Landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft (LMG) Ochsenfurt zusammengetan, um alljährlich mit 26 Sattelzügen den Transport von Zuckerrüben in die Südzucker-Fabrik in Ochsenfurt zu stemmen.
Es muss nicht immer Genossenschaft sein
Freilich gibt es in diesem Bereich auch Zusammenschlüsse, die keine Genossenschaften sind, aber deren Gedankengut „Alle für einen, einer für alle“ in sich tragen. So der Maschinenring Maindreieck, ebenfalls in Ochsenfurt: Er ist ein Verein. Oder die für die Ernte zuständigen Zuckerrübenrodegemeinschaften wie jene in den Haßbergen oder im Ochsenfurter Gau, die Gesellschaften des bürgerlichen Rechts (GbR) sind.
Große Nummer: der Weinbau
Nicht zu vergessen der Weinbau in Unterfranken: Allein in der Winzergemeinschaft Franken in Repperndorf bei Kitzingen – früher bekannt als Gebietswinzergenossenschaft Franken (GWF) – haben sich 2200 regionale Winzer zusammengetan. Damit und mit einem Jahresumsatz von etwa 40 Millionen Euro zählt diese Genossenschaft zu den größten ihrer Art in Deutschland.
Auch Energieerzeugung ist ein Thema
Zudem gibt es lokale, zum Teil preisgekrönte Winzergenossenschaften wie etwa in Thüngersheim (Lkr. Würzburg) oder Sommerach (Lkr. Kitzingen). Bei der Energieerzeugung haben sich in Unterfranken ebenfalls Genossenschaften wie die Unterfränkische Überlandzentrale in Lülsfeld etabliert. In Wiesentheid bei Kitzingen oder in Dittelbrunn bei Schweinfurt zum Beispiel gibt es von Bürgern gebildete Genossenschaften, die sich der alternativen Stromerzeugung widmen.
Selbst unter Großunternehmen gibt es welche, die zumindest in ihren Wurzeln die Genossenschaftsidee haben, wenngleich sie heute andere Rechtsformen haben. BayWa, Rewe oder Edeka sind Beispiele dafür. Im Ursprung ist ihnen gemeinsam, dass sie Einkaufsgenossenschaften für die angegliederten Händler waren.