
Wer in diesem Sommer in Unterfranken noch frische Zwetschgen genießen will, sollte sich sputen: Die Ernte ist auf der Zielgeraden, sie läuft bereits seit Anfang Juli. Nur noch ein bis zwei Wochen lang werden die letzten Früchte von den Bäumen geholt.
Dabei fällt der Ertrag in der Region geringer aus als in den Vorjahren. Ein durchschnittliches Minus von etwa 30 Prozent schätzt Zwetschgenexperte Thomas Riehl für Unterfranken. Der 63-Jährige ist Obstbauberater für Unter- und Oberfranken beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Entweder Frostschaden oder hervorragende Bedingungen
Doch hingen manche Bäume zuletzt noch ungewöhnlich voll mit den blauen Früchten. Die Erklärung: Der späte Aprilfrost hat zwar den frühen Sorten zugesetzt, ein Großteil dieser Zwetschgen ist kurz nach der Blüte erfroren. Wegen des milden Winters hatten die Bäume früh ausgetrieben. Haben sie dagegen den Frost unbeschadet überstanden, fanden die Zwetschgen in diesem Jahr durch den vielen Regen optimale Bedingungen.
Die Früchte sind dann laut Riehl vergleichsweise groß geraten. "Ohne den Spätfrost hätten wir eine Rekordernte", ist der Fachmann überzeugt. "Die Bäume haben extrem stark geblüht, wir hatten keine Trockenheit." So aber gibt es enorme Unterschiede bei der Ernte. In manchen Lagen seien 80 bis 90 Prozent der Zwetschgen erfroren, oder es kam zu Totalausfällen.
Gerade Tallagen waren gefährdet, wenn sich dort Kaltluft festgesetzt hatte. Besonders empfindlich für den Spätfrost, so Riehl, seien weniger die Blüten, sondern die ganz jungen Früchte – mit Wasser und noch dünner Haut. "Da ist bei minus ein bis zwei Grad schon ein Totalausfall möglich."
Erfrorene Zwetschgen gab es überall in Unterfranken. Entscheidend dafür war nicht die regionale, sondern die einzelne Lage der Bäume: geschützt oder ausgesetzt? Der Frost hat teils auf engstem Raum ganz unterschiedlich zugeschlagen, erklärt der Obstbauberater: "Wo die Zwetschgen an einem Baum erfroren sind, konnte 100 Meter weiter alles vollhängen."
Unterfranken ist wichtigster Zwetschgenproduzent in Bayern
Die normale Reifeverzögerung im Zwetschgenland Franken beträgt rund zwei Wochen. Die letzten Früchte werden traditionell in oberfränkischen Regionen wie der Fränkischen Schweiz geerntet, auch in der Rhön ist man etwas später dran. Die ersten Zwetschgen gibt es gewöhnlich an der Mainschleife im Landkreis Kitzingen. Dort befindet sich laut Riehl das größte Anbaugebiet in Bayern.
Über 90 Prozent aller Zwetschgen im Freistaat kommen aus Franken. Mit einer Anbaufläche von mehr als 200 Hektar ist Unterfranken der mit Abstand wichtigste Produzent, auch wenn tendenziell weniger angebaut wird – aktuell durch knapp 200 Betriebe, überwiegend im Klein- und Nebenerwerb.
Der Aprilfrost hat in der Region nicht nur den Zwetschgen zugesetzt, generell seien die Schäden im Obstbau groß: Bei den Äpfeln erwartet der Experte noch stärkere Einbußen. Nach 2011 und 2017 nun also schon wieder ein Jahr mit frostbedingten Ernteausfällen. "Früher hatten wir das alle 20 bis 30 Jahre", sagt Riehl, "mittlerweile bald alle fünf bis sechs Jahre." Schuld daran ist der Klimawandel: Späte Fröste sogar noch im Mai sind nicht ungewöhnlich, neu ist dagegen die immer frühere Blüte bedingt durch milde Winter. Das Frostrisiko steigt.

Riehl schätzt, dass über 80 Prozent der fränkischen Zwetschgen auf einem Kuchen landen. Trotz der Frostschäden gebe es keine Engpässe für Verbraucher. Und wer noch länger etwas von den Zwetschgen haben will: Im Kühlschrank könne man sie leicht zwei Wochen aufbewahren.