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Würzburg
Hochstraße für Radfahrer: Wie es mit der Würzburger Radbrücke weitergeht
Auf Ständern über dem Straßenverkehr: Im Bereich Mergentheimer Straße/Leistenstraße soll eine Radbrücke den Fahrradverkehr sicherer machen. Was ist der aktuelle Stand?
Die Fahrradbrücke im Kreuzungsbereich Mergentheimer Straße/Leistenstraße. Der Radverkehr verläuft oberhalb des Straßenverkehrs.
Foto: Illustration Stadt Würzburg | Die Fahrradbrücke im Kreuzungsbereich Mergentheimer Straße/Leistenstraße. Der Radverkehr verläuft oberhalb des Straßenverkehrs.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Neben dem höchst umstrittenen Projekt zur Verbesserung des motorisierten Verkehrs rund um den Greinbergknoten hat der städtische Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats auch die nächsten Planungsschritte für eine Fahrradbrücke am Knotenpunkt Leistenstraße/Saalgasse/Mergentheimer Straße vorgestellt. Unter dem Arbeitstitel "Highbike" wird ein städtebaulicher Planungswettbewerb ausgelobt, bei der Finanzierung des Projekts rechnet Baureferent Benjamin Schneider mit einer staatlichen Förderung von bis zu 75 Prozent der auf 8,2 Millionen Euro geschätzten Kosten.

Worum geht es bei dem Projekt?

Derzeit müssen Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Löwenbrücke mit dem Pkw-Verkehr auf der Straße fahren, stadteinwärts zusätzlich zwischen den Schienen der Straßenbahn. Das halten mehr als drei Viertel von ihnen für zu gefährlich und benutzen deshalb die schmalen Gehwege, um den Main an dieser Stelle zu überqueren.

Die geplante Fahrradbrücke im Bereich zwischen der Ludwigsbrücke und der Zufahrt zur Leistenstraße.
Foto: Illustration Stadt Würzburg | Die geplante Fahrradbrücke im Bereich zwischen der Ludwigsbrücke und der Zufahrt zur Leistenstraße.

Deswegen soll der Straßenraum der Löwenbrücke neu geordnet und die rechte der beiden Pkw-Spuren stadtauswärts auf der Nordseite in einen 2,50 Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweg umgewandelt werden. Laut Projektskizze des Baureferats hat eine Verkehrsuntersuchung gezeigt, dass die mittlere Fahrspur für den stadtauswärts fließenden motorisierten Verkehr und die Straßenbahn ausreicht.

Wie geht es auf der linken Mainseite weiter?

Ab dem westlichen Ende der Brücke soll der Radverkehr über eine Radwegbrücke aus Beton und Metall über die Brückenrampe und die große Kreuzung geführt und so vom Pkw- und Lkw-Verkehr komplett getrennt werden. Die Brücke muss über dem Straßenraum wegen Bussen und Lkws mindestens 4,50 Meter hoch sein.

Das Tiefbauamt spricht von einer "aufgeständerten Steglösung", die den Radverkehr sicher, schnell und ampelfrei in drei Richtungen führen soll. Das heißt, die Radbrücke ist eine Art Fahrrad-Hochstraße, die auf Ständern oberhalb des motorisierten Verkehrs verläuft.

Der erste Brückenast biegt vor der Kreuzung in einem 180-Grad-Bogen in die Mergentheimer Straße ab und geht dort in die Radachse 6 an der Maria-Theresia-Promenade Richtung Heidingsfeld über. In Verlängerung der Löwenbrücken-Abfahrt führt ein zweiter Ast bis zur Unterführung in der Saalgasse – dort soll dann auf der westlichen Straßenseite ein Zwei-Richtungs-Radweg mit Anschluss an die Fahrradstraße Burkarder Straße angelegt werden.

Möglicher Verlauf der Fahrradbrücke in der Leistenstraße: Der Radverkehr verläuft über dem Verkehr auf der Straße.
Foto: Illustration Stadt Würzburg | Möglicher Verlauf der Fahrradbrücke in der Leistenstraße: Der Radverkehr verläuft über dem Verkehr auf der Straße.

Der dritte Ast der Highbike-Brücke führt etwa 360 Meter weit in die Leistenstraße hinein – laut Projektskizze die ersten rund 300 Meter in 4,50 Metern Höhe "mittig über der Fahrbahnfläche" – und soll dann in einen Zwei-Richtungs-Radweg auf der nördlichen Straßenseite Richtung Höchberg (Radachse 16) übergehen.

Was ist sonst noch geplant?

Zusätzlich zur Lösung der Radverkehrsprobleme auf der Löwenbrücke und der schnellen Verbindung der Radachsen 6 und 16 sind zwei neue Mobilstationen mit guter ÖPNV-Anbindung, Carsharing-Angebot und kleinen Fahrrad-Reparaturstationen vorgesehen: Eine am Ende der Radwegbrücke in der Leistenstraße und eine zweite am Fred-Joseph-Platz. Insgesamt sollen im Umfeld der Highbike-Radwegbrücke rund 100 neue Fahrrad-Stellplätze entstehen.

Hochstraße für Radfahrer: Wie es mit der Würzburger Radbrücke weitergeht

Wie geht es weiter?

Wie die Brücke genau aussehen wird und welche Materialien verwendet werden, wird von den Teilnehmern eines städtebaulichen Planungswettbewerbs im Detail ausgearbeitet, dessen Ergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2022 vorliegen sollen. Spätestens Ende Juli 2022 will Stadtbaurat Benjamin Schneider dann staatliche Fördermittel im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative beim Bundesumweltministerium beantragen. Nach einem erfolgreichen Förderantrag hat die Stadt vier Jahre Zeit, das Projekt in einzelnen Bauabschnitten umzusetzen – bis Ende 2026 könnte die Highbike-Brücke also fertig sein.

Was sind die Ziele der Planung?

Als Begründung für den Bau des linksmainischen Rad-Hochwegs nennt die städtische Projektskizze unter anderem eine Steigerung des Radverkehrsanteils als Beitrag zur Senkung von Luftverschmutzung, Stau und Straßenlärm. Hauptzielgruppe seien Berufspendler aus dem Steinbachtal, Heidingsfeld, Zellerau, dem Mainviertel und den westlichen Umlandgemeinden.

Beispiel Leistenstraße: Dort liege der Anteil des Radverkehrs derzeit noch bei unter vier Prozent des Gesamtaufkommens (560 Radfahrerinnen und Radfahrer innerhalb von zwölf Stunden), "was auf die fehlende Radinfrastruktur zurückzuführen ist", heißt es in der Projektskizze. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung seien daran interessiert, häufiger auf ein Fahrrad oder Pedelec zu steigen, fühlten sich dafür bei den aktuellen Verhältnissen im Straßenverkehr aber nicht sicher genug.

 
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Kommentare
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  • mckemmer@gmx.de
    Grundsätzlich muss das Radfahren viel mehr gepusht werden, denn wir sind zu dick, bewegen uns zu wenig und sitzen zu viel im Auto. Da ist das (E-)Biken bis zu einer Distanz von 10 Kilometern die(!) Alternative. Dazu braucht es aber ampelfreie Radwege abseits des Autoverkehrs, sonst wird das nix. Und zur Ästhetik des Stegs: Straßen sind hässlich, auch wenn schöne Häuser dranstehen.
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  • schneiderassa
    Antworten ist ok, aber mehrfach Kommentare wie von sepele find ich nicht gut
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  • sepele
    Die Kommentare sind wirklich sehr spannend. Sie spiegeln ein Denken aus einer Zeit, also riesige Autostraßen als selbstverständlich halten, so wie hier, wo du Kreuzung eine einzige betonwüste ist. Mit Pkw, die fur Lärm und Abgase sorgen.

    Und als Problem wird jetzt eine schmale Brücke für den radverkehr wahrgenommen, die die Kreuzung "verschandelt".
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  • jlattke
    Würzburg wird zunehmend das Sammelbecken infrastuktureller und städtebaulicher Inkompetenz! Ich habe noch nie solch planerischen Unfug gesehen wie in unserer Stadt. Vermutlich möchte man mit aller Gewalt diese Inkompetenz international publik machen. Man kommt sich wirklich vor wie in Schilda … meines Erachtens geht es auch nicht mehr um die Bedürfnisse von Stadt und Bewohnern sondern nur um persönliche Denkmäler für den Baureferenten.
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  • matthiasr
    Optisch eine Katastrophe!

    Verkehrstechnisch würde es mich nicht wundern, wenn es nur von 20% der Radfahrern genutzt wird, weil man sich eingekastelt fühlt und schlecht individuelle abbiegen kann.

    Auch die lange Rampe in der Leistenstraße wirkt abstoßend, abgesehen von den Einblicken in die Wohnungen.

    Wie kommt man von der Leistenstraße in die Mergentheimer Straße?

    Gönnt Würzburg eine großzügige Untertunnelung und Herausnahme des Durchgangsverkehrs aus dem Landkreis, legt die Dreikronenstraße und den Mainkai tiefer, und senkt meinetwegen die Autospuren auf der Leistenstraße in den Untergrund ab, untertunnelt die Brücke und führt sie weiter weg von dem Knoten wieder ans Licht. Dann können sich oben Radler und Fußgänger tummeln!

    Aber das wird nix!
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  • sepele
    Verkehrsplanung der 70er Jahre mit massiven Tunnelbauwerken. So oft realisiert, so oft gesehen welche Angsträume und welche Kosten dadurch entstehen. Und immernoch glauben Menschen daran.
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  • matthiasr
    Verkehrsplanung der 70er Jahre mit massiven aufgeständerten Straßen. So oft realisiert, so oft gesehen welche Angsträume und welche Kosten dadurch entstehen. Und immernoch glauben Menschen daran.
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  • sepele
    Tolle, moderne und städtebaulich gut durchdachte Lösung!

    Ein klein wenig Kopenhagen für unser Würzburg 🙂
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  • stotch
    Danke für den Anstoß, ich kannte das Projekt noch nicht. "Cykelslangen Copenhagen"... sehr elegante Lösung. Wenn das in Würzburg ähnlich aussehen würde wäre das fantastisch. Ich hoffe, dass das ganze nicht von einem fantasielosen Tiefbauamt verhunzt wird (sofern es überhaupt realisiert wird).
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  • AlterHerr
    ... am besten noch so etwas über die Fußgängerzone. Dann wird es für Nicht-Radfahrer wieder sicherer. Ach ja, und vielleicht auch noch ein paar Milliönchen für Fußgängerverbesserungen...
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  • Mainheini
    Wir reden in WÜ über alte und schöne Brücken, Denkmalschutz, Ensemble, erhaltenswerte Fassaden, Stadtansicht, Verbot von PV-Anlagen und so weiter. Aber so ein Monstrum passt dann in alle diese Verbote und stört die Denkmalbehörde nicht?
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  • Doedi.wue
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (kein Bezug zum Inhalt des Artikels) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • g-rinke@t-online.de
    Würzburg Deine Zukunft!?!???
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  • marent1@hotmail.de
    Das sieht ziemlich futuristisch aus und passt nicht ins Gesamtbild... und was ist denn mit den Leuten, die da wohnen (müssen)? Sie haben den Autoverkehr, den Gestank und dann auch noch genau was vor dem Fenster schweben???Gibt es da nicht eien andere Lösung? Das Hauptproblem ist doch über dei Brücke zu kommen, danach gibt es doch Möglichkeiten, da würde doch eine Zusatzbrücke neben der Löwenbrücke reichen...
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  • Hery.Mennig@web.de
    Es ist schon klar, dass in dem Bereich eine gute Lösung für Radfahrende her muss. Allerdings finde ich ein solches "Monstrum" in der Leistenstr. sehr bedenklich! Für mich ist das eine der schönsten Einfallstraßen nach WÜ. Sehr schöne Häuser. Wie soll das alles aussehen. Die Illustration von der Leistenstr. ist schon erschreckend. Besonders auch deshalb, weil keinerlei Stützen berücksichtigt sind. Das Ding kann ja nicht einfach in der Luft schweben!!!
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  • presse@awo-unterfranken.de
    Gute Lösung! Und DAS für beide Seiten...! 😉☝️
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  • Winfriedvath@web.de
    Wieso 8,2 Millionen Euro? In der Projektskizze sind Gesamtkosten von 9.958.500 Euro aufgeführt. Da hat der Herr Baureferent die nicht zuwendungsfähigen Ausgaben unterschlagen.
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  • 1958kosb
    Das eine ist netto, das andere brutto?
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  • Doedi.wue
    Eine solch intelligente und ins Stadtbild passende Lösung kann nur von den Grünen und deren Freunde vom VCD kommen.Im Hintergrund die Festung und das Käppele,eine gelungene Kombination die jeden Touristen überzeugen wird,beeindruckende Bilder zu schießen.
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  • holle4es
    Fotoschießende Touristen sieht man nicht all zu oft an der Kreuzung Leistenstraße.
    Für Sie ist auch an allem die Grüne Partei schuld, oder?
    Hier geht es um eine Kreuzung mit jeweils 2-3 Spuren aus jeder Richtung, wie verträglich ist das denn fürs Stadtbild?..Aber Autospuren dürfen wegen der "Leistungsfähigkeit" für den MIV eben nicht geopfert werden, daher diese Lösung.. aber manche nörgeln immer rum.
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