Draußen brennt die Sonne. Innen ist es angenehm temperiert. Die elektrischen Schiebeläden vor dem Fenster sind fast ganz geschlossen. "Ein bisschen Licht brauche ich", sagt Emma Wertmann. Durch einen schmalen Spalt schaut die Seniorin ins Freie, auf Bäume und Hausdächer. Diesen Blick liebt die 93-Jährige.
Sie bewohnt seit einem Jahr ein Einzelzimmer. Es befindet sich in einer Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Menschen im Marie-Juchacz-Haus des AWO (Arbeiterwohlfahrt) Bezirksverbands Unterfranken im Würzburger Stadtteil Zellerau.
Für angenehme Temperaturen sorgen die Lüftungsanlagen
Raimund Binder, der Leiter der Einrichtung, führt durchs moderne Gebäude. Das Haus wurde vor drei Jahren eröffnet. Alles sei gut durchdacht, sagt der 57-Jährige, dazu habe es viele Besprechungen mit dem Architekten gegeben. Für angenehme Temperaturen sorgen auch die Lüftungsanlagen. Sie gehören laut Binder im Marie-Juchacz-Haus zum Standard in jedem Zimmer.
Auch andere Häuser setzen auf das altbewährte Mittel der Verschattung. "Wir achten seit Jahren bei Hitzewellen auf Kühle in den Räumen und auf wenig Kreislaufbelastung", sagt Silke Birklein, Referentin Gesundheit, Alter und Inklusion beim Caritasverband für die Diözese Würzburg. "Wir sind diesbezüglich gut aufgestellt." Es gebe Kaltschalen, Waschungen, ein Eis.
Zudem sei – wie bereits im Juli vor einem Jahr – an alle Träger und Leitungen der stationären Einrichtungen und Tagespflegen sowie die ambulanten Pflegedienstleitungen eine E-Mail geschickt worden. Darin wurde auf die Website des Zentrums für Qualität und Pflege (ZQP) beziehungsweise auf das Thema "Vor Hitze schützen. Tipps gegen Hitzeprobleme" aufmerksam gemacht.
Das ZQP informiert unter anderem, dass heiße Sommertage und Hitzewellen für ältere und pflegebedürftige Menschen sehr anstrengend und gesundheitlich belastend sein können. Sie hätten ein erhöhtes Risiko, hitzebedingte Gesundheitsprobleme zu entwickeln. Etwa, weil einige Erkrankungen und Medikamente bewirken, dass der Körper weniger widerstandsfähig gegen Hitze ist. Neben den üblichen Maßnahmen (Abdunkeln, in der Regel erst spät abends lüften oder Kopfbedeckung) könnte auch ein mobiles Klimagerät in Erwägung gezogen werden, wenn die Raumtemperatur über 32 Grad steigt, heißt es.
Alexander Schraml: Klimaanlagen werden in Pflegeheimen ein großes Thema
Alexander Schraml von der Geschäftsführung der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg weist darauf hin, dass Klimaanlagen in Pflegeheimen ein großes Thema werden. "Sie sind nicht im Baustandard für Pflegeheime enthalten", sagt Schraml, "bislang gab es dafür auch keine Notwendigkeit." Hitzewellen habe man in den vergangenen Jahren als Phänomen betrachtet. Deshalb müsste jetzt bei Neubauten darauf geachtet und die Finanzierung auf den Weg gebracht werden.
Schraml sieht jedoch auch die Gefährlichkeit von Klimaanlagen in Seniorenheimen. "Wenn sie nicht richtig eingestellt werden, kann das schnell zu Erkältungskrankheiten führen."
Isoliert seien bereits alle Senioreneinrichtungen im Landkreis Würzburg. "Wir haben keine Altbauten. Unsere Häuser sind höchstens zehn Jahre alt wie beispielsweise in Eibelstadt, Estenfeld und Kürnach", sagt Schraml, "und die Seniorenwohnanlage am Hubland in Würzburg ist immer saniert worden". Auch dort gebe es neue Fenster und man sei auf dem neuesten Stand.
Zu essen gibt es "leichte Kost"
Wichtig bei Hitze sind nicht nur Schatten, sondern vor allem auch der Flüssigkeitshaushalt. Liselotte Hofmann kommt im Marie-Juchacz-Haus mit ihrem Rollator in den abgedunkelten Aufenthaltsraum ihrer Wohngemeinschaftsgruppe. Gekocht und gegessen wird bei angenehmer künstlicher Beleuchtung.
Liselotte Hofmann will den Tisch decken. Zuvor jedoch hält die 94-Jährige am Wasserspender an. Sie weiß, dass Trinken an diesen Tagen wichtig ist – auch wenn sie nicht ständig Durst hat. Und was gibt es zu essen? "Leichte Kost", sagt Raimund Binder. "Salate und viel Obst gehören dazu."
Andere Bewohnerinnen und Bewohner haben es sich am Vormittag im Garten des AWO-Hauses gemütlich gemacht. Sie sitzen unter einem großen grauen Sonnensegel. Neu hinzugekommen sind drei orangefarbene Schirme. Ohne diesen Sonnenschutz wäre momentan der Aufenthalt im Freien kaum möglich. "In die direkte Sonne gehen wir nicht", betont Binder.
Unter Segel und Schirmen ist die Stimmung gut. Es wird gelacht, sogar gesungen, andere unterhalten sich angeregt mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin oder halten ein Nickerchen. Die Menschen genießen das sommerliche Beisammensein.